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Billie Eilish POV:

Ich war müde, was vermutlich daran lag, dass ich es die ganze Nacht über nicht geschafft hatte einzuschlafen. Mein Kopf war gefüllt mit so vielen verschiedenen Fragen, die sich in den letzten Stunden auch noch vermehrt hatten.

Wieso hatten wir uns geküsst?
Wieso hatte ich überhaupt das plötzliche Verlangen gehabt sie zu küssen?
Wieso füllte sich mein Körper immer mit Glücksgefühlen, wenn ich in Jennas Nähe war? Waren da wirklich Gefühle im Spiel?
Oder hatte Sofia recht? Ich hatte zuvor noch nie Gefühle für eine Frau gehabt und dachte vor dem ganzen hier auch nie, dass ich jemals welche haben würde.
Aber hatte ich wirklich welche? Oder bildete ich mir die ganze Sache mit Jenna nur ein?
Und was fühlte Jenna eigentlich? Ihr hatte der Kuss gefallen, da war ich mir sehr sicher. Hatte er ihr aber auch was bedeutet?

Hatte er mir was bedeutet?

Das einzige was ich wirklich wusste war, dass es mir gefallen hatte Jenna zu küssen. Aber mehr auch nicht.
Vielleicht wäre es schlauer gewesen dem ganzen Thema nicht auszuweichen. Mit Jenna über die ganze Situation und den Kuss zu reden. Wahrscheinlich hätte ich dann auch mehr Antworten auf meine Fragen gehabt. Aber ich war verwirrt gewesen und hatte in dem Moment keine Lust gehabt, ein richtiges Gespräch zu führen. Wir war es schon unangenehm genug gewesen, dass ich einfach vor ihr geweint hatte.

Ich sah auf mein Handy. 8:24 Uhr. Ich war genervt von mir selber. Wieso hätte ich nicht einfach einschlafen können? Dafür würde ich jetzt sicher den ganzen Tag müde sein.
Plötzlich nahm ich eine Bewegung war. Jenna, die die ganze Zeit neben mir auf ihrer Seite des Bettes geschlafen hatte, schien gerade aufzuwachen. Keine Ahnung, warum wir wieder mit so viel Abstand schlafen gegangen waren, aber ich hatte mich heute schon oft bei dem Gedanken erwischt, sich einfach an sie dran zu kuscheln.
Vielleicht wäre ich dann ja doch noch eingeschlafen.

Ich legte mein Handy weg und sah zu der mittlerweile wachen Jenna, die mich aber anscheinend noch nicht wirklich bemerkt hatte. Sollte ich einfach so tun, als würde ich schlafen? So müsste ich jetzt nicht direkt mit ihr sprechen.
Doch in genau dem Moment, in dem ich meine Augen schließen wollte, sah sie zu mir. Und sah, dass ich wach war.

„Hey, bist du schon lange wach?"

Sollte ich sie jetzt anlügen oder nicht? Ich wollte ihr nicht die Wahrheit sagen. Wie sollte ich ihr denn auch erklären, dass ich es wegen dem Kuss und besonders wegen ihr einfach nicht geschafft hatte einzuschlafen. Vermutlich wird der Schlafmangel zwar über die nächsten Stunden hinweg immer mehr auffallen, aber das war mir jetzt auch egal.

„Ähm...Hi. Ne noch nicht so lange. Hast du gut geschlafen?"

„Achso ok, ja dann... äh ich hab gut geschlafen. Und du?"

„Ich auch."

Was war das denn? Eine unangenehme Stille legte sich über uns. Wieso hatten wir plötzlich verlernt richtig miteinander zu reden? Sonst war das auch nicht immer so ein großes Problem gewesen. Um der Situation zu entfliehen, machte ich mich, nachdem ich Jenna Bescheid gesagt hatte, auf den Weg zum Badezimmer.

Ich schloss die Tür hinter mir und ging zum Spiegel, um mein Spiegelbild anzusehen. Meine Augen sahen müde aus und man konnte kleine Augenringe unter ihnen erkennen. Mein ganzer Körper füllte sich jetzt plötzlich mit Müdigkeit (wieso jetzt? Wieso nicht schon vor ein paar Stunden?), aber ich würde auf gar keinen Fall schlafen gehen.
Zum einen, weil ich meinen Schlafrhythmus nicht zerstören wollte (auch wenn ich das schon längst getan hatte, aber ich wollte ihn nicht noch mehr zerstören) und zum anderen, weil Jenna sich dann wahrscheinlich wundern würde.

Ich blieb noch ein bisschen im Bad. Bis ich mich dann schließlich dazu entschloss wieder zu Jenna zurückzugehen. Wir würden es schon irgendwie schaffen, normal miteinander umzugehen, wir hatten es ja auch die letzten Tage geschafft. Nur noch ein Tag und dann werde ich wegfliegen. Und Jenna auch. Wir würden beide an verschiedenen Orten sein, nicht mehr in diesem Hotelzimmer hier. Wir beide würden andere Wege gehen.

Ich hoffte darauf, sie nach dem ganzen hier noch mal wiederzusehen, denn auch wenn ich mir jetzt doch nicht mehr sicher war, was ich für sie empfand, wusste ich, dass sie mir ans Herz gewachsen war. Ihre Nähe beruhigte mich, auch wenn das alles zwischen uns gerade noch sehr kompliziert war.

Als ich wieder ins Zimmer kam, lag Jenna noch genauso wie vor ein paar Minuten, als ich das Zimmer verlassen hatte, in dem Bett. Sie schlief nicht, sondern schaute konzentriert auf ihr Handy. Irgendwie sah sie dabei so süß aus. Mit ihren leicht verwuschelten Haaren und dem verschlafenen Blick, der auf ihr Handy gerichtet war. Genau in dem Moment, in dem ich meinen Blick wieder von ihr lösen wollte, schaute sie zu mir hoch. Und erwischte mich beim starren. Sie fing sofort an zu lächeln während ich rot wurde, was mir dumm vorkam, aber leider konnte ich es nicht verhindern.

Wir redeten noch ein bisschen und beschlossen dann irgendwann zu frühstücken. Die nächsten Stunden vergingen schnell und alles war gut. Es gab keine unangenehmen Momente zwischen uns, wir redeten, aber manchmal war es auch einfach nur still.
Das einzige was wirklich zwischen uns stand war der Kuss. Ich hatte Angst, dass Jenna ihn nochmal ansprechen würde, aber sie tat es zum Glück nicht. Irgendwann mussten wir darüber reden, aber noch nicht jetzt.

Ich musste meine Gefühle erstmal verstehen, wenn es da überhaupt welche gab. 

„Kann es sein, dass du noch müde bist?"

Wir waren gerade eben vom Mittagessen zurück ins Hotelzimmer gekommen. Anscheinend konnte ich meine Müdigkeit nicht so gut verstecken, wie ich es gehofft hatte. Ich hatte während des Mittagessens mindestens zwanzig Mal gegähnt und meine Augen waren mir zwischendurch immer mal wieder zugefallen.

„Ähm, nein eigentlich..."  Zu meinem Glück gähnte ich genau in dem Moment noch einmal. „... Ja vielleicht ein wenig."

„Wie lange hast du heute geschlafen? Wehe du lügst mich an." Sie sah mich mit einem belustigten aber gleichzeitig auch ein wenig besorgten Blick an. Ich seufzte. Ich musste es ihr sagen.

„Keine Ahnung, irgendwie nicht wirklich lang. Ähm...also eigentlich gar nicht. Aber nur weil ich..." Das wäre der perfekte Zeitpunkt gewesen, um den Kuss anzusprechen. Ich hätte ihn einfach erwähnen können. Sagen können, dass ich wegen der ganzen Sache mit Jenna nicht schlafen konnte. Aber ich tat es mal wieder nicht.
Ich war zu feige und wusste einfach nicht wie. Wie ich fühlte.

„... mich nicht gut gefühlt habe." Das stimmte zumindest. Aber es war auch nicht die komplette Wahrheit. Auch Jenna schien mir das Ganze nicht zu einhundert Prozent abzukaufen, doch zum Glück fragte sie nicht weiter nach.

„Wir können uns hinlegen, wenn du willst. Und Horrorfilme gucken. Es gibt da einen neuen, der erst vor ein paar Tagen rausgekommen ist und den wollte ich sowieso noch anschauen. Außer du hast noch einen, den du gucken möchtest. Oder du willst nicht, was auch okay wäre, aber ich dachte vielleicht...weil du müde bist und so."

Sie blickte mich fragend an und ich lächelte sie nur an. Ich konnte nicht anders.

„Du bist süß. Ähm...aber ja der Film ist bestimmt gut." Scheiße. Irgendwie hatte ich das ausgesprochen, was ich eigentlich nur denken wollte. Ich sah, wie Jennas Wangen einen leichten Rotton annahmen und war mir sicher, dass meine langsam auch ein wenig rot wurden.

Nach kurzen Sekunden der Stille setzten wir uns schließlich zusammen aufs Bett, um wieder Horrorfilme anzusehen. Ich wusste gar nicht mehr genau, wie oft wir das hier schon getan hatten, aber es machte Spaß, zusammen was zu schauen. Besonders mit einer Person, die Horrorfilme genauso sehr mochte wie ich selber.

Jenna machte den Film an und ich war sofort wieder müde. Ich sah auf die Uhr. 15:43 Uhr.
Eigentlich wollte ich keinen Mittagsschlaf machen, aber mein ganzer Körper war müde und ich wünschte mir nichts mehr, als einfach meine Augen zu schließen.

Ich sah zu Jenna rüber, die sich unter die Bettdecke gekuschelt hatte und gespannt den Film verfolgte. Ich lag immer noch auf meiner Seite des Bettes. Sollte ich...? Ja.
Ich schloss die Lücke zwischen unseren Körpern, indem ich näher zu ihr rückte und meinen Kopf ohne etwas zu sagen auf ihren Brustkorb legte. Kurz schien sie überrascht zu sein, doch danach schien auch sie die Nähe zu genießen.
Ich schloss meine Augen und kuschelte mich noch mehr an Jenna heran.
Dann schlief ich ein.

everything i wanted | BillieEilish x JennaOrtegaTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon