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Jenna Ortega POV:

„Warst du draußen?"
Billie stand vor mir. In Jogginghose und Top. Und zerzausten Haaren.
Ich durfte jetzt wirklich nicht starren.

Diese Frage bejahte ich wahrheitsgemäß.

„Geht es dir denn gut? Ist irgendetwas passiert?"

Ich spürte, wie meine Atmung heftiger wurde und mein Puls stieg, genauso als würde ich noch immer rennen, doch ich musste jetzt ruhig bleiben.
Ich war in Sicherheit und Billie hatte mir eine Frage gestellt.

„Ja, alles gut. Irgendein Mann, vermutlich ein Fan, hat mich nur bis hierhin verfolgt. Aber alles ist gut, es ist nicht das erste Mal, dass mir so etwas passiert ist.", antwortete ich also.

Ich erschrak, als Billie ihre Arme um mich schloss.
Erst jetzt realisierte ich, wie sie mich gerade sah. Auf dem Boden. Vor der Tür. Außer Atem.

Tränen schossen mir in die Augen.

Ich war so froh, dass sie keine weiteren Fragen stellte.
Sie hielt mich einfach nur fest. So fest, dass ich ihren Herzschlag spüren konnte. Das war beruhigend.

Nasse, salzige Tränen liefen mir über die Wangen und perlten an meinem Kinn ab.
Erst jetzt realisierte ich, was gerade passiert war. Wie knapp es gewesen war. Was alles hätte passieren können.

Ich vergrub mein Gesicht in Billies Haaren.
Ich war so dankbar, dass sie gerade bei mir war.

Nach ein paar Minuten schlief mein Fuß ein, doch glücklicherweise kam auch Billie gerade der Gedanke, aufzustehen, sodass ich ihn gar nicht erst äußern musste.
Sie reichte mir ihre Hand.

„Willst du etwas trinken? Etwas Warmes vielleicht? Einen Kakao? Oder einen Tee? Oder etwas essen?"

Diese Frage überforderte mich gerade sehr, auch wenn sie sehr süß war.
Ich zog mich mit einem kleinen Ächzen an Billie hoch und schaute ihr in ihre Augen.

Für einen Augenblick lenkte mich das Glänzen der Tränen, die sich mittlerweile auch in ihren Augen gebildet hatten, ab, doch dann erinnerte mich ein fragender Blick an meine Antwort.

„Äh- ähm, ich nehme einen Tee", stammelte ich.
Irgendwie kam ich mir dabei aber doof vor.
„Aber ich kann mir den auch selbst machen", schob ich deswegen noch schnell hinterher.

Ich wollte Billie nicht belasten. Ich hatte sie schließlich schon geweckt. Sie musste das nicht für mich machen.

Das Mitleid in ihren glasigen Augen, verwandelte sich zu einem kleinen Schmunzeln.
„Das schaffe ich schon. Leg dich einfach hin. Ich komme gleich nach"

Spätestens jetzt konnte ich die Schmetterlinge in meinem Bauch nicht mehr zurückhalten.
Mein Bauch kribbelte so sehr, dass er es mir unmöglich machte, weiter traurig zu sein.
Ich konnte nicht anders, als Billie anzustrahlen.

Schon wieder dieser leicht besorgte, fragende Blick, der mich zurück in die Wirklichkeit holte.
Das Kribbeln verschwand direkt.
Stattdessen machte sich ein unangenehmes Gefühl in mir breit, als ich daran dachte, was gerade passiert war.

„Ähm, ich weiß auch nicht"

Schon wieder stiegen mir Tränen in die Augen.

Unter unkontrollierbarem Schluchzen erklärte ich: „es ist einfach alles so verwirrend gerade...".

Mein Blick wandte sich dem Boden zu, als sich wieder die mittlerweile so vertrauten Arme um meinen Oberkörper schlangen.
Tränen, meine Tränen, traten mir aus den Augen und flossen an Billies Hals entlang in ihren Ausschnitt (den ich gerade einfach zu ignorieren versuchte), während ich meinen Kopf auf ihre Schulter legte.

Als ich meinen Kopf hob, blickte ich schon wieder in Billies mitleidigen Augen.
Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich so von ihr angesehen werden wollte, deswegen drückte ich mein Gesicht einfach wieder in ihre Schulter, während sie mit ihren Fingern durch meine Haare fuhr.

Ich hätte ewig in dieser Position verweilen können, doch Billie räusperte sich und sagte schmunzelnd, sie würde sich jetzt endlich mal um meinen Tee kümmern.
Dankbar zwang ich mich zu einem leichten Lächeln, bevor Billie sich umdrehte.

Als ich an mir heruntersah, stellte ich fest, dass ich noch immer meine Kleidung vom gestrigen Meeting anhatte.

Und obwohl es mittlerweile schon 4:03 Uhr war, wie ich feststellte, als ich einen Blick auf die Uhr warf, und damit ja schon längst der nächste Morgen, entschied ich mich dazu, mir meinen Schlafanzug anzuziehen.
Naja, nicht meinen Schlafanzug aber einen Jogginganzug.

Billie schaltete das Licht an und ich schaute mich im Raum um.
Dort neben dem Bett lag mein Koffer und dort in der Küche hatte Billie sich mittlerweile zum Wasserkocher gedreht.
Ich konnte mich also umziehen.

Schnell zog ich meine Schuhe aus, streifte meine Strumpfhose mitsamt Rock ab und schlüpfte in meine Jogginghose.

Gerade als ich meine Bluse aufknöpfte, drehte sich Billie zu mir.
Ich erschrak.
Billie offensichtlich auch, denn sie blieb für einen Augenblick wie angewurzelt stehen.
Ihr Mund war leicht geöffnet, ohne dass sie einen Ton herausbrachte und ihre Pupillen weiteten sich.
Doch vermutlich war sie nur kurz verwirrt.

Schließlich nuschelte sie ein beschämtes „entschuldige, ich wollte nur fragen, welchen Tee du willst" und drehte sich weg.
Verlegen schaute ich zu Boden. „Irgendeinen der da ist einfach".
„Okay."
Wieso war mir das jetzt so unangenehm?
Egal.

Ich zog meine Bluse aus und auch meinen BH, bevor ich mir eilig meinen Hoodie anzog, um einen weiteren Moment, so unangenehm wie diesen, zu vermeiden.

Ich legte mich aufs Bett.
Noch immer peinlich berührt traute ich mich nur aus dem Augenwinkel ab und zu zu Billie rüber zu schauen, die ebenfalls jeglichen Blickkontakt zu mir zu vermeiden schien, während sie den Teebeutel vorsichtig mit heißem Wasser begoss, bis die Tasse voll war.

Es wurde nicht weniger unangenehm, als Billie mir die Tasse reichte und wir gleichzeitig anfangen wollten, zu reden.
„Es tut-" „Ich äh- Ne, sag du zuerst" „Nein, du"

Schließlich wurde der unangenehme Moment dadurch beendet, dass wir gleichzeitig lachen mussten.

„Hey, es ist okay. Du konntest ja nicht wissen das ich mich umziehe", sagte ich schließlich.

Mein Satz schien Billie offensichtlich zu beruhigen, denn sie schenkte mir ein liebevolles Lächeln.

„Wie geht es dir mittlerweile eigentlich?"

Mein Lachen verschwand von einem Moment auf den anderen, als sie das fragte.
Dabei war es klar gewesen, dass sie das noch fragen würde.

„Alles bestens. Ich bin ja jetzt in Sicherheit", wehrte ich die Frage so lässig wie möglich ab.

Mit kritischem Blick musterte mich Billie. „Du musst nicht so tun, als wäre alles okay, wenn es nicht so ist. Bitte sei ehrlich zu mir. Ich mache mir wirklich Sorgen".

Ich merkte, dass sie jetzt auch nicht nachgeben würde, deswegen beschloss ich, ihr die Wahrheit zu sagen.

„Naja, es war halt irgendwie schon ein Schock. Mir ist sowas lange nicht mehr passiert. Und dann hab ich nicht mal mein Handy dabei gehabt. Ich kam mir so dumm vor. Aber ich glaube, dass ich damit klarkomme. Und dass ich beim nächsten Mal besser nachdenke. Und ja. Ich fühle mich jetzt ja auch sicher...Bei dir."

Bei meinem letzten Satz schenkte ich ihr ein beruhigendes Lächeln, das sie erleichtert erwiderte.
Und ich hatte nicht einmal gelogen. Ich fühlte mich sicher bei ihr. So sicher wie ich mich lange bei niemanden mehr gefühlt hatte.

Leider musste ich da wieder daran denken, dass wir uns bald nicht mehr sehen würden.
Und dass ich stattdessen Martin treffen musste.
Am Liebsten hätte ich direkt wieder geheult.
Aber mir fehlte die Kraft, deswegen stellte ich meinen Tee zur Seite (er musste eh noch ziehen) und kuschelte mich einfach nur an Billie, die sich mittlerweile zu mir aufs Bett gesetzt hatte und nuschelte ihr ein leises „wann fliegst du eigentlich?" in den Stoff ihres Tops.

everything i wanted | BillieEilish x JennaOrtegaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt