Das Konzert

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Gegen Ende des Monats war es nun Aiden, der immer aufgeregter wurde. Bald fand das Konzert statt, für das ich ihm die Karten zu Weihnachten geschenkt hatte. Wir mussten an diesem Mittwochabend eine Stunde in die nächst größere Stadt fahren und hatten beschlossen, dass wir uns für den folgenden Tag von der Schule freistellen würden. Natürlich erst im Nachhinein und wir würden sagen, dass wir krank waren. Ich musste jedes Mal grinsen, wenn ich an diesem Tag einen Blick zu Aiden warf. Der Mann sah so aufgeregt aus wie ein kleiner Junge an Weihnachten. Immer wieder zog er mich in einen langen Kuss und beteuerte mir, wie sehr er mich liebte, was mich jedes Mal zum Lachen brachte. Ich wollte ihn erst gar nicht fahren lassen, weil er so aufgedreht war, aber er bestand darauf. Nach anderthalb Stunden Fahrt – wir hatten etwas im Feierabendverehr festgesteckt – kamen wir endlich auf das Gelände rund um die Halle, in der das Konzert stattfinden würde. Begeistert hüpfte Aiden aus dem Wagen. Lachend legte ich mir den Gurt meiner Tasche um. „Nur mit der Ruhe. Wir haben noch genug Zeit.“ „Ach, aber ich bin so aufgeregt!“, lachte Aiden und sprang rückwärts weiter. Grinsend beobachtete ich ihn.

„Vorsicht!“, musste ich im nächsten Moment rufen, doch leider kam es etwas zu spät. Aiden kollidierte mit einer schmächtigen jungen Frau, die hinter einem Auto hervorgekommen war. Schnell eilte ich zu den beiden. „Alles ok?“, fragte Aiden und half der Frau auf die Beine. Die blickte erst ihn und dann mich mit großen Augen an und senkte eilig ihren Kopf. „Verzeiht mir, Alpha, Luna!“ „Hey, es war doch nicht deine Schuld. Aiden hat nicht aufgepasst“, meinte ich und legte meine Hand auf die Schulter der Frau. Unsicher sah sie zu mir hoch. „Aber ich hätte besser aufpassen müssen“, murmelte sie. „Quatsch. Ich hab nicht auf den Weg geachtet. Es ist meine Schuld“, sagte Aiden. Die Frau warf auch ihm einen unsicheren Blick zu. „Ich bin Leonie. Das ist mein Mate Aiden. Wir kommen aus dem Tanglier-Rudel“, stellte ich uns vor und streckte ihr meine Hand entgegen, die sie nach einem kurzen Zögern ergriff. „Ich bin Maymay. Aber alle nennen mich nur May. Ich komme aus dem Jihei-Rudel“, murmelte sie. „Was?“, rief Aiden schon fast. May und ich zuckten zusammen. „Ist das nicht das Rudel, das wegen Omega Schändung verurteilt wurde?“, fragte Aiden. May machte sich wieder kleiner und nickte. „Und ich war die Omega, die sie verraten hat“, sagte sie dann jedoch bestimmt und reckte stolz ihren Kopf. Das erste Mal seit fünfzehn Minuten war sie nicht eingeschüchtert und strahlte Selbstbewusstsein aus. „Ich wäre fast gestorben, hätte mein Mate mich nicht in genau diesem Moment gefunden und gerettet“, erklärte sie.

„Wo ist er denn? Normalerweise lassen Mates von Omegas ihre Frauen doch nie alleine“, meinte Aiden und blickte sich suchend um. „Er ist Techniker hier in der Halle und hat mich für das Konzert heute Abend eingeladen. Hätte ich ihm gesagt, dass ich niemanden habe, der mich fahren kann, hätte er alles stehen und liegen lassen um mich zu holen. Aber ich möchte nicht, dass er seinen Job wegen mir verliert. Er liebt ihn doch so sehr.“ „Aber dich liebt er mehr. Na komm, wir begleiten dich. Dann sieht dein Mate, dass du in guten Händen warst“, lachte Aiden. „Das ist nett, danke“, murmelte May und senkte ihren Kopf wieder etwas. Aiden ergriff meine Hand. Ich hakte May bei mir unter und so liefen wir bis zum Einlass, wo die Security schon eine Schlange an Gästen kontrollierte. Seufzend blickte ich auf das Ende der Menge. „Kommt, ich kenne die Leute hier und sie kennen mich. Sie schieben uns bestimmt dazwischen“, meinte May mit einem Mal und war nun diejenige, die voranging. „Abend, May. Alles klar bei dir? Sebastian wartet schon auf dich“, begrüßte der Mann uns lächelnd. „Ja, alles gut. Ich habe die beiden kennengelernt, sie sind sehr nett. Können sie mit mir reinkommen?“, fragte May leise. Der Mann scannte uns mit seinem Blick. Aiden neben mir spannte sich leicht an. „Ich müsste trotzdem einmal Ihre Tasche durchsehen, Miss. Und einen Blick auf die Konzertkarten werfen“, meinte er. Ich nickte, zog die Karten aus meiner Tasche und reichte beides dem Mann, der einen schnellen Blick auf beides warf und es dann lächelnd zurück an mich reichte. „Alles klar, viel Spaß.“

My Love, My Life, My Mate (Werwolf FF)Onde histórias criam vida. Descubra agora