Eine Überraschung der etwas anderen Art

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„Jäger aus der ganzen Region unterstützen unsere Förster und Jäger, indem sie ihre Hilfe beim Fallenstellen anbieten. Zwar sind sich unsere Wissenschaftler noch immer nicht einig, zumal die Zahl der Wolfsichtungen rapide abgenommen hat, doch unsere regionalen Jäger sind sich sicher, dass sich ein Rudel Wölfe in der Gegend angesiedelt hat. Dazu ein Statement von Jerold Miller, der im Sommer das alte Dorf im Wald aufgekauft und saniert hat und nun mit seiner Familie und Freunden dort lebt.“ Das Bild des Studios verschwand, stattdessen wurde Jerold eingeblendet, der in einem Büro saß. „Meine Leute und ich können die Wolfsichtungen nicht bestätigen. Wir leben hier mitten im Wald und machen auch manches Mal Ausflüge tiefer hinein. Würden sich Wölfe in diesem Wald aufhalten, hätten wir sie schon längst zu Gesicht bekommen. Daher bin ich mir sehr sicher, dass es sich bei dieser ganzen Sache nur um einen dummen Jungenstreich handelt.“ Jerolds Bild verschwand, stattdessen erschien wieder die Reporterin im Studio. „Hat Herr Miller recht? Handelt es sich bei den Abdrücken nur um einen Streich oder befinden sich wirklich Wölfe in diesem Wald? Eins ist sicher: Die Region ist in Aufruhr. Wie Sie sich gegen Wölfe schützen können, erfahren Sie…“ Der Bildschirm wurde schwarz.

„Hey!“, rief ich und drehte mich zu meinem Vater um, der die Fernbedienung in der Hand hielt. „Du weißt doch, du sollst morgens vor der Schule kein Fernsehen schauen“, tadelte er mich und legte die Fernbedienung auf den Tisch. „Aber…“ „Nichts aber. Du machst dich damit doch nur verrückt, wenn du die ganze Zeit diese Nachrichten anschaust. Außerdem musst du in ein paar Minuten los.“ Ich warf einen Blick auf die Uhr. „Shit!“ Schnell sprang ich vom Sofa auf und eilte nach draußen, um mein Fahrrad aus der Garage zu holen. Fast automatisch glitt mein Blick in Richtung Wald und ich beobachtete die Bäume für ein paar Sekunden. Nichts regte sich. „Leonie, es ist gleich neun Uhr!“, rief mein Vater von drinnen und riss mich aus meinen Beobachtungen. Schnell brachte ich mein Fahrrad vor die Haustür, hievte meinen Rucksack in meinen Korb und zog mir meinen Helm auf. „Hab dich lieb, bis heute Nachmittag“, warf ich meinem Vater entgegen, schnappte mir meinen Schlüssel und fuhr los. Zwar hatte ich donnerstags erst zur dritten Stunde, kam aber trotzdem zu spät. Das war schon die letzten Jahre so gewesen, wenn die ersten beiden Stunden ausgefallen waren. Ich konnte die Zeit einfach nie so recht abschätzen, dann fing ich auch noch irgendwas zu Hause an und vergaß die Zeit komplett.

An der Kreuzung wartete Aiden schon auf mich. „Tut mir leid, ich hab die Zeit vergessen“, rief ich ihm entgegen und kam neben ihm zum Stehen. „Alles gut. Aber wärst du noch später gewesen, hätte ich gedacht, dir wäre was passiert.“ Meine sowieso schon erhitzen Wangen wurden noch wärmer. Ich murmelte eine Entschuldigung und setzte mich dann wieder in Bewegung. Aiden folgte mir. „Sag mal, kannst du mir vielleicht dabei helfen den Stoff von letzter Woche nachzuholen?“, fragte Aiden über den Fahrtwind hinweg. „Klar. Aber so viel ist das gar nicht.“ „Macht nichts, ich hab gerne immer alles beisammen.“ „Können wir das dann bei dir machen?“, fragte ich kurzentschlossen. Ich wollte unbedingt mal das sanierte Dorf sehen. Da war ich verdammt neugierig. Aiden schien kurz zu überlegen. Seine Antwort kam eher zögerlich. „Ich weiß nicht so recht.“ „Bitte“, bettelte ich und schaute ihn kurz mit großen Augen an, ehe ich mich wieder auf den Weg konzentrierte. „Na schön“, gab der Junge neben mir seufzend nach. „Super. Treffen wir uns dann am Samstag nach dem Mittagessen? Ich würde dir dann einfach schreiben wenn ich losgehe.“ „Ich kann dich auch beim Waldweg abholen“, schlug Aiden vor. „Ach was, ich finde den Weg schon. Es kommt ja keine Abzweigung an der ich mich verlaufen könnte, oder?“ „Nein, du musst immer nur geradeaus dem Weg folgen.“

Ich nickte zufrieden. Dann stockte ich. Vielleicht hätte ich Aidens Angebot doch annehmen sollen. Immerhin befand sich mit erhöhter Wahrscheinlichkeit ein Wolfsrudel in dem Wald. Ich dachte wieder an Aidens und Jerolds Worte und versuchte mich so zu beruhigen. Außerdem konnte ich jetzt schlecht meine Meinung wieder ändern, das wäre bestimmt blöd gekommen. Also sagte ich nichts mehr und beruhigte mein Gewissen weiter damit, dass ich ja noch das Pfefferspray hatte und es vermutlich auch gar keine Wölfe in dem Wald gab.

My Love, My Life, My Mate (Werwolf FF)Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon