Der große Tag

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Ich tat die Salbe wie angewiesen auf meine Verbrennungen, sodass die Rötung am nächsten Morgen schon wieder etwas zurückgegangen war. Das Fahrradfahren wollte ich wenigstens probieren, doch schon an der Kreuzung merkte ich, dass mein Brustkorb beim Fahren ziemlich schmerzte. Das musste man mir auch angesehen haben, denn Aiden stieg sofort von seinem Rad als er mich sah und rief seinen Vater an. Etwas peinlich war es mir schon, als wir mein Rad zurück zu mir brachten und Jerold uns dort abholte und zur Schule fuhr. Wenigstens hatte mein Vater davon nichts mitbekommen. Er sollte nicht wissen, dass ich verletzt war und sich somit Sorgen machen. Er musste doch sein Buch fertig bekommen.

Pünktlich zum Wochenende war die Rötung dann komplett verschwunden und ich hatte nur noch ab und zu ein leichtes Ziehen auf der Haut wenn ich mich zu schnell bewegte. Am Samstagvormittag verpackte ich Aidens Geschenk. Ich hatte extra meinen Vater und das Internet gefragt, was man einem Jungen zum 18. Geburtstag schenken konnte. Nun, mein Vater war da eindeutig hilfreicher gewesen als das Internet. Ich würde Aiden nämlich niemals Kondome oder etwas dergleichen schenken. Das Internet stand allerdings auf diese Idee. Mein Vater hatte mir zuerst scherzhaft vorgeschlagen, ich könne Aiden ja Hundebedarf schenken. Kurz war ich wirklich versucht gewesen. Da ich mir aber unsicher war, wie Aiden darauf reagieren würde, hatte ich den Gedanken schnell wieder verworfen und den zweiten Tipp meines Vaters wahrgenommen. Irgendwelchen Sportbedarf. Ich hatte also überlegt, was Aiden gebrauchen konnte und was er hoffentlich noch nicht zu Hause hatte und hatte mich schließlich für eine Dartscheibe mit Zubehör entschieden. Ich war mir nämlich ziemlich sicher, dass ich so eine nirgends bei ihm zu Hause gesehen hatte. Auf jeden Fall hatte er keine in seinem Zimmer hängen und ich hoffte einfach mal, dass Aiden nirgendwo bei sich zu Hause einen Fitness- oder Freizeitraum versteckt hatte, in dem sich so eine Scheibe befand. Nachdem ich die Scheibe und die kleine Kiste mit den Pfeilen sorgfältig verpackt hatte, tat ich alles zurück in die Lieferbox und verpackte diese ebenfalls. Aiden sollte immerhin nicht sofort herausfinden, was sich in dem Geschenkpapier verbarg. Dann wartete ich darauf, dass die Zeit endlich verging.

Gegen eins machte mein Vater eine Pause vom Schreiben und kochte für uns Mittagessen, was ich schnell herunterschlang. Dann machte ich mich in meinem Zimmer etwas schick und holte mein Fahrrad aus der Garage. Fröstelnd bemerkte ich, dass über Nacht wohl der Herbst richtig Einzug gehalten hatte. Für Anfang Oktober nichts Ungewöhnliches, aber so musste ich nun meine Stulpen und meine Jacke zum Fahren anziehen. Ich hasste es, dass ich durch die dicken Klamotten Bewegungsfreiheit auf dem Rad verlor. Ich verstaute Aidens Geschenk vorsichtig in meinem Fahrradkorb, sicherte es und verabschiedete mich dann von meinem Vater. Den Rucksack mit meinen Schlafsachen und Wechselklamotten warf ich mir über die Schulter. Der kalte Fahrtwind schlug mir ins Gesicht wie Eiszapfen und auf dem Schotterweg im Wald hatte ich Angst das Paket zu verlieren. Wir beide schafften es aber unversehrt auf die Lichtung. Grinsend blieb ich stehen und stieg von meinem Fahrrad. Die Lichtung war wunderschön geschmückt mit jede Menge bunter Girlanden und Lampions. Wie immer spielten ein paar Kinder in der Mitte auf den Spielgeräten, doch heute hatte ich irgendwie das Gefühl, dass sie noch ausgelassener waren als sonst. Leise kicherte ich und nahm das Paket aus dem Fahrradkorb. Als ich an den Kindern vorbeilief, winkten mir ein paar zu. Lächelnd winkte ich zurück und klingelte dann an Aidens Haustür.

Der Junge – bald Mann – öffnete mir breit grinsend die Tür. Ein Schwall Musik, Wärme und der Geruch nach Chips kam mir entgegen. „Leonie. Wie schön, dass du endlich da bist“, grinste Aiden mich an und schlang seine Arme um mich. Lachend erwiderte ich die Umarmung mit einem Arm. In der anderen Hand balancierte ich Aidens Geschenk.  „Hier, das ist für dich. Ich hoffe es gefällt dir“, löste ich mich wieder von ihm und reichte ihm das Paket. „Danke. Ich mache es gleich drinnen auf. Komm doch rein.“ Ich folgte Aiden in den Flur und zog meine Jacke aus. Weiter ging es ins offene Untergeschoss. Die Möbel standen alle an der Wand, sodass die Mitte des Wohnzimmers zum Tanzen frei war. Der Fernseher war mit einem Laptop verbunden, auf dem Musik lief. Auf der Theke hin zur Küche standen Schüsseln mit Snacks und Getränke. „Hey Leonie!“, rief Marc über die Musik hinweg und ich winkte ihm zu. Auch Naomie und Melanie winkten mir kurz, waren dann aber wieder vertieft in ihre Tänze mit Dean und Felix. Nur Martin saß auf dem Sofa an der Wand und schaute seinen Freunden zu. Und Kayla war nicht da. Ich konnte nicht anders als erleichtert aufzuatmen. Die konnte ich heute gar nicht gebrauchen. Aiden brachte das Paket in die Küche. Auf dem Esstisch lagen schon ein paar Sachen und in der Mitte stand eine große Torte.

My Love, My Life, My Mate (Werwolf FF)Where stories live. Discover now