Bootstour

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Am nächsten Morgen war ich ausnahmsweise einmal vor Aiden wach, aber auch nur wenige Minuten. Denn kaum war ich ordentlich munter, stützte ich mich auf meinen Arm und beobachtete meinen Mate beim Schlafen. Er sah so wunderschön und entspannt aus. Ich konnte es mir nicht verkneifen, ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu wischen. Seine Nase kräuselte sich leicht. Er brummte und fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht. „Guten Morgen, mein Wölfchen“, flüsterte ich. Prompt bekam Aiden eine Gänsehaut und ein breites Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, ehe er die Augen öffnete. „Guten Morgen, mein Augenstern.“ Seine Stimme war noch vom Schlaf gezeichnet und bereitete mir ebenfalls eine Gänsehaut. Er stützte sich wie ich auf seinen Arm und wir schauten uns in die Augen. „Wie geht’s dir?“, wollte er nach ein paar Sekunden der Ruhe von mir wissen. „Gut. Warum?“ „Wir sind gestern einiges gelaufen. Tun dir deine Füße gar nicht weh?“ „Doch, etwas. Aber es geht. Und bei dir? Tun dir deine Füße weh?“ „Ich bin ein Werwolf, ich halte einiges aus.“ Ich konnte nicht anders als mich lachend in mein Kissen fallen zu lassen. „Und du bist gar nicht eingebildet“, kicherte ich. „Nein, überhaupt nicht“, grinste Aiden. Kurze Zeit später schwangen wir uns beide aus dem Bett und während ich mich im Bad fertig machte, bereitete Aiden schon einmal den Frühstückstisch vor. Danach tauschten wir die Plätze und ich saß allein am Esstisch, doch nicht für lange.

Marc kam nur wenig später gähnend aus seinem Zimmer geschlurft, winkte mir halb zu und verschwand mit einem Stapel Klamotten im Bad. Meine beiden Begleiter wurden gleichzeitig fertig und setzten sich zu mir an den Tisch. Entspannt begannen wir zu frühstücken. „Also, Leonie. Wir haben heute den ganzen Tag zum Entspannen. Und heute Abend haben wir eine Bootstour gebucht, um Delphine zu sehen“, erklärte mir Aiden wie nebenbei und die Informationen brauchten dementsprechend kurz, bis ich sie verarbeitet hatte. „Wir werden Delphine sehen?“, rief ich und ließ mein Brot fallen. „Nun, da gibt es natürlich nie eine Garantie, aber das ist unsere Tour, ja“, grinste Aiden mich an. Ich fiel ihm um den Hals und küsste ihn stürmisch. Keuchend löste ich mich wieder von ihm, sprang auf und rannte um den Tisch, um Marc fest zu umarmen. „Oh, ich liebe Delphine! Das wird eine tolle Bootstour!“, grinste ich die beiden an und setzte mich wieder. Aiden und Marc grinsten nicht weniger breit zurück. „Freut mich, wenn wir dir damit eine Freude bereiten“, meinte Marc. „Und du hast die Wahl, was wir heute Vormittag und Mittag noch machen. Die Tour beginnt erst um fünf in Pula, also müssen wir um halb fünf hier los. Abendessen und Getränke sind inklusive“, erklärte Aiden. „Dann lasst uns doch noch einen entspannten Tag am Pool verbringen“, schlug ich vor und bekam sofort die Zustimmung meiner beiden Begleiter. In aller Ruhe aßen wir unser Frühstück zu Ende.

Dann setzte ich mich an den Tisch und schrieb die Postkarte für meinen Vater. Aiden und Marc zwang ich ebenfalls zum Postkarten Schreiben. Andernfalls würde das ja nichts werden. Briefmarken hatten wir zum Glück eingepackt, nur auf meinen Vorschlag hin, wohlgemerkt. „Ein Briefkasten für die Urlaubspost hängt unten bei der Rezeption“, meinte Marc. „Dann lasst uns alle nach unten gehen. Dann können wir die Promenade etwas erkunden“, schlug ich vor. Gesagt, getan. Wenige Minuten später liefen wir an drei kleinen Läden, einem Cafe und einem mini Supermarkt vorbei, ehe wir das Haupthaus zur Rezeption betraten. Schnell warfen wir die drei Postkarten in den Briefkasten. „Lasst uns doch in dem Cafe einen Milchshake trinken. Der Blick aufs Meer ist so schön“, sagte ich im Rausgehen. „Gerne“, nickte Aiden und Marc stimmte ebenfalls zu. Also setzten wir uns an einen Tisch und gaben unsere Bestellung auf. „Es ist wirklich schön hier“, seufzte ich und beobachtete ein paar Vögel am Horizont. „Freut mich, das zu hören“, lächelte Aiden mich an und ich lächelte zurück. „War wirklich eine gute Idee“, nickte auch Marc und Aiden fing an zu lachen. „Wir sind ein wirklich gutes Team, würde ich meinen“, grinste Aiden und Marc nickte.

„Unter uns wird das Rudel noch mal richtig aufblühen“, war er sich sicher. „Aber was genau sind denn unsere Aufgaben?“, wollte ich wissen. Marc blickte zu Aiden. „Du hast ihr echt noch gar nichts erklärt?“ Mein Mate zuckte mit den Schultern. „Nun ja, es war ja bis jetzt nicht relevant.“ Dann wandte er sich an mich. „Mein Vater hat eine eigene Firma, die ein paar Sitze im Land verteilt hat. Dort arbeiten eigentlich fast nur Werwölfe oder menschliche Mates. Marc und ich werden dort einsteigen, sobald wir mit der Schule fertig sind. So verdient unser Rudel hauptsächlich Geld. Dann sind wir auch noch für die Sicherheit verantwortlich, also dass alle kampffähigen Rudelmitglieder auch trainieren. Freundschaft und Beziehungen zu anderen Rudeln. Da werden wir dann ab und an zu dritt oder auch mit Marcs zukünftiger Mate zu Rudeltreffen gehen, um diese Beziehungen zu festigen oder zu knüpfen. Und dann kümmern wir uns natürlich auch noch um die Betreffe innerhalb des Rudels. Sollte es größeren Streit geben oder wenn jemand große Sorgen hat, können sie zu uns kommen. Wahrscheinlich aber hauptsächlich zu dir. Das wird deine Hauptaufgabe sein“, erklärte Aiden mir geduldig. Ich nickte und schlürfte abwesend an meinem Milchshake. „Mit anderen Worten, ich gehe eigentlich gar nicht arbeiten“, murmelte ich. Sofort spürte ich Aidens Hand auf meiner Schulter. „Ich werde dich zu nichts zwingen, Leonie. Wenn du arbeiten gehen willst, kannst du das natürlich machen. Aber hauptsächlich wäre es gut, wenn du komplett für das Rudel da bist.“

„Hattest du denn bis jetzt irgendwelche Berufsvorstellungen?“, fragte Marc. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich wollte was mit Kindern machen“, gestand ich und blickte zu Aiden, der mich bei diesen Worten breit angrinste. „Na siehst du. Da bist du im Rudel ja bestens aufgehoben. Viele der Kindergartenkinder werden im Dorf betreut. Nicht nur, weil das einfacher ist. Es ist auch besser, falls sich die Kinder ausversehen verwandeln, wenn sie zum Beispiel total im Spiel sind und vergessen, dass sie das eigentlich nicht dürfen.“ Ich nickte leicht. Ja, das klang sinnvoll. Und dann musste ich also gar nicht in den Kindergarten, um mit Kindern zu arbeiten. Ich konnte die Kinder des Rudels im Dorf betreuten. Oder wenn Aiden und ich ein eigenes Haus haben würden, könnte ich das als Kindergarten missbrauchen. Ich runzelte über mich selbst die Stirn. Jetzt dachte ich schon daran, mit Aiden zusammen zu ziehen, dabei hatten wir noch nicht mal… Nun ja. „Dann brauche ich tatsächlich nicht außerhalb arbeiten“, sagte ich zu Aiden. Mein Mate nickte. Eine Stunde später machten wir uns von unserem Apartment auf den kurzen Weg zum Pool, in dem wir bis zum Nachmittag blieben und unseren Spaß hatten. Danach duschten wir uns ab und zogen uns für eine Bootsfahrt entsprechend an. Aiden packte wieder seinen Rucksack und wir fuhren los nach Pula.

Dieses Mal parkten wir nicht etwas außerhalb der Stadt, sondern fuhren bis runter zum Hafen, wo wir in der Nähe unseres Tour Bootes parkten. Die restlichen Meter brachten wir schnell hinter uns. Am Boot zeigte Aiden dem Kontrolleur unsere Tickets. „Wo willst du sitzen?“, wandte mein Mate sich an mich, kaum dass wir auf dem Boden standen. Ich zuckte mit den Schultern. „Unten. Irgendwo an der Reling“, beschloss ich. Wir setzten uns schließlich an einen Tisch am hinteren Ende des Bootes und warteten darauf, dass wir endlich losfahren würden. „Leonie, komm her“, meinte Aiden wenig später und schob seinen Stuhl etwas zurück. Grinsend stand ich auf und setzte mich auf seinen Schoß. Mein Mate legte von hinten die Arme um mich. Ich lehnte mich gegen ihn und legte meine Hände auf die seinen. „Einmal lächeln“, kam es mit einem Mal von der Seite und Marc schoss breit grinsend ein Foto von uns. Dann setzte sich das Boot in Bewegung. Ich schloss meine Augen und genoss den Fahrtwind. Eine Zeit lang fuhren wir einfach nur raus aufs offene Meer. Mehr Boote kamen von allen Seiten.

„Dolphins!“, schallte mit einem Mal ein Ruf zu uns nach hinten. Mein Herz begann schneller zu schlagen. Ich löste Aidens Hände von meinem Bauch und sprang auf. So schnell ich konnte eilte ich an der Reling entlang nach vorne und stellte mich dann an die Bande. Aiden kam mir hinterher und schlang von hinten wieder seine Arme um mich. Ich lehnte mich weiter vor und blickte in die Richtung, in die alle Menschen sahen. Dann tauchten sie wieder auf. Die Delphine. „Aiden!“, quietschte ich und blickte breit grinsend zu meinem Mate auf, der ebenfalls ein breites Lächeln auf den Lippen trug. Schnell wandte ich jedoch meinen Blick wieder nach vorne und beobachtete die Rückenflossen der Delphine, die immer wieder aus dem Wasser auftauchten. Wenige Sekunden später allerdings blieben sie dem Boot fern und wir setzten einen anderen Kurs an. „Lass uns hier vorne bleiben“, beschloss ich. Aiden hatte nichts einzuwenden und auch Marc, den ich erst jetzt bemerkte, wollte bei uns vorne bleiben. Ein paar Minuten später nahmen alle Schiffe Kurs auf den gleichen Punkt und da waren die Delphine wieder. Mein Herz lief über vor Freude. Wir sahen tatsächlich leibhaftige, in Freiheit lebende Delphine! Eine Stunde und drei weitere Sichtungen später gab es Abendessen. Hühnchen mit Fisch und Krautsalat. Eine verrückte Mischung und ich hatte unglaublich Angst eine Gräte zu verschlucken, aber dafür schmeckte alles besser als gedacht. Nach dem Essen setzte ich mich wieder auf Aidens Schoß und wir schauten uns zusammen mit Marc den Sonnenuntergang an.

Und während die Sonne immer weiter im Meer versank, tauchten abermals Delphine auf, dieses Mal hinter dem Boot, wo wir eine perfekte Sicht auf sie hatten. Schließlich wurde es aber zu dunkel um noch etwas im Meer erkennen zu können. Unser Boot fuhr zurück nach Pula und als wir von Bord gingen, war ich so müde, dass ich fast im Gehen einschlief. Dabei war es gerade mal kurz nach neun. „Fast geschafft, Leonie. Da vorne ist schon das Auto“, grinste Marc mich an. Im Auto schlief ich dann tatsächlich leicht ein, wachte aber wieder auf, als Aiden mich in unser Apartment trug. „Schlaf ruhig weiter“, murmelte er mir zu. „Ich muss mich umziehen und noch Zähne putzen“, protestierte ich schwach und ließ mich von Aiden auf die Füße setzten. Zehn Minuten später war ich eingeschlafen, noch ehe Aiden im Bad fertig war.

My Love, My Life, My Mate (Werwolf FF)Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz