11. Kapitel

99 12 6
                                    

Ich klingele an der Haustür, noch immer mit einem fetten Grinsen auf dem Gesicht. Ich bin einfach unglaublich glücklich. Das kann ich nicht verstecken. 

Mein Bruder öffnet die Tür. 

"Na, wie war dein Date?", fragt er - ebenfalls grinsend. 

"Es war echt schön, wir haben..." Ich setze eine Pause ein und sehe auf. "Warte, woher weißt du das denn schon wieder?" Ich hatte meinem Bruder auch nicht das geringste Wort von meinem Date mit Binah verraten, aber anscheinend hatte er es irgendwie anders erfahren. Oh Gott, wie nur?

"Du solltest dich mal sehen! Du grinst wie ein betrunkenes Nilpferd." Noch immer stehe ich wie festgeklebt vor der Haustür. "Na los, komm rein." Nikolas lacht, aber mir ist gar nicht nach Lachen zumute. 

Ich gehe ins Haus und mein Bruder schließt wieder die Tür. Sofort schlüpfe ich aus den Stiefeln und der Winterjacke und will gerade hochgehen, als Nikolas sich breit vor mich stellt. Mir ist nie aufgefallen, wie breit seine Schultern sind. Wann ist das bitte passiert? Und wieso habe ich davon nichts mitbekommen?

"Jetzt erzähl doch mal!", fordert er mich auf. 

"Wieso sollte ich? Du bist mein Bruder!", erwidere ich. Gott, Nikolas kann manchmal echt nervig. Ich habe keine Ahnung, wieso ich ihn überhaupt noch lieb habe. Eigentlich macht er nur Ärger und drängt mich dazu, ihm irgendwas zu sagen. 

"Genau. Ich bin dein Bruder. Und deswegen kann ich ansonsten Mom und Dad erzählen, dass du ein Date hattest und du weißt genau, dass dann wesentlich mehr Fragen kommen." Er sieht mich mit teuflischem Blick an. Na toll. Danke dafür. 

"Wieso interessierst du dich überhaupt so für mein Liebesleben? Du hast doch ein eigenes! Und ich frage dich auch nicht die ganze Zeit über deine neue Freundin aus.", erwidere ich. Ich werde ganz bestimmt nicht so einfach locker lassen. 

"Ich will halt wissen, was meine kleine Schwester so erlebt." Er wuschelt mir durchs Haar, als wäre ich drei Jahre alt. Genervt versuche ich mein zotteliges braunes Haar wieder zu richten. 

"Deine kleine Schwester hat zufälligerweise auch ein eigenes Leben.", schnaufe ich und versuche mich wieder an Nikolas vorbei zu drängen, aber er lässt es nicht zu. Ich schnaufe. Wieso müssen neunzehnjährige Jungs auch immer so einen breiten Oberkörper mit so vielen Muskeln haben

So komme ich ja nie nach oben! Dabei wartet Miray bestimmt schon auf meinen Anruf. Ich hatte ihr schließlich versprochen, sie sofort anzurufen, wenn ich von meinem Treffen zurück bin. Aber da hatte ich schließlich auch nicht mit meinem neugierigen Bruder gerechnet. 

"Na los! Wie heißt sie? Was habt ihr gemacht? Wie alt ist sie? Werdet ihr euch wieder treffen? Bist du in sie verliebt? Woher kennst du sie?" Mein Bruder fügt noch duzende andere Fragen hinzu, die ich jedoch bewusst nicht wahrnehme. 

"Sie heißt Chantal und wir waren zusammen im Kino.", sage ich bloß murmelnd. 

"Haha, sehr witzig.", erwidert Nikolas sarkastisch. Ich nutze diesen Moment der Genervtheit meines Bruder und schlängele mich an ihm vorbei. Bevor ich jedoch in meinem Zimmer angekommen bin, hält er mich wieder am Arm fest. Na super. Kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich hasse ältere Brüder! "Ich weiß, dass du Kino hasst und den Namen Chantal sowieso."

"Was tut man nicht alles für die Liebe.", erwidere ich genervt. Kann er mich nicht einfach gehen lassen? 

"Ich schwöre, ich sag das Mom und Dad. Gleich beim Abendessen. Sie werden dich nicht mehr loslassen und mit Fragen überhäufen. Aber wenn du das willst..." Er sieht mich an, als wüsste er genau, dass er diese Entscheidung eigentlich schon selbst für mich getroffen hat. Er erwartet nicht einmal eine Antwort. 

You make it feel like Christmas (Deutsch, girlxgirl)Where stories live. Discover now