Kapitel 8

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Du hattest _keine_ Ahnung. Antworte mir: was ist Skalla?". "Äh, Moment. So nicht. Jetzt-". ANTWORTE MIR! Was ist Skalla?". "Woher soll ich das denn wissen? Was weiß ich, was du mir für Hirngespinste auftischst!" Azriel sackt zusammen. Jegliche Hoffnung verloren, sitzt er auf dem Boden, in sich gekehrt und zusammengekrümmt. "Sie haben ihre Schandtaten sorgsam verhüllt. Und du bist auch noch so dumm, und sitzst bereitwillig ihren Lügengeschichten auf". Verstört blicke ich ihn an. Wovon redet er? Es ist offensichtlich, dass etwas an meiner Antwort ihn völlig hoffnungslos werden lässt. Was ist dieses Skalla? Und was meint er mit "ihren Schandtaten"? Unschlüssig, was ich tun soll, blicke ich ihn nur an. Etwas tief in mir rührt sich leise, als er meinem Blick begegnet. Seine Augen stehen voll einem so tiefen Kummer, dass es keine Worte gibt, um ihn zu beschreiben. Sie glitzern vor Tränen und sprechen von einer dunklen Vergangenheit, Leid, Qualen und einem völligen Fehlen von Glück. Ich will nichts sagen, auch wenn ich dringend einige Informationen benötige, beispielsweise weshalb er so reagiert, nur weil ich mir etwas nicht sofort in Erinnerung rufen kann. Ich weiß nicht, was ich stattdessen tun soll, ich weiß nur, dass ich diesen Kummer (zumindest für den Moment) beseitigen muss. Ohne nachzudenken, krieche ich über den Boden, bis ich direkt neben ihm sitze. Der Schmerz, der dabei durch meinen gesamten Körper zuckt, will mich aufkreischen lassen, doch ich beiße die Zähne zusammen, lasse nicht einmal ein Wimmern über meine Lippen kommen. Langsam lege ich meine Hände auf beide Seiten seines Gesichts und drehe es sanft zu mir um. Ohne einen weiteren Gedanken, überwältigt von der Anziehung, die dieser Mann seit Beginn an auf mich ausübt, küsse ich ihn.

Gerechtigkeit - Ein Leben für ein LebenWhere stories live. Discover now