Kapitel 5

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Panik rast wie ein Geschoss durch meine Adern. Jedem meiner Instinkte zum Trotz sinke ich auf die Knie, meine Wirbelsäule beugt sich von der Macht meines Handels mit ihm und meinem Widerstand knackend. Der Dornenkranz um meinen Kopf zwingt Micahs Befehl in meinen Körper, formt ihn zu einem Werkzeug und benutzt ihn. Micah spricht von weit weg über mir: "Du dachtest, du seist so intelligent, als du es schafftest, die Harpye zu ermorden. Dabei bemerktest du nicht, dass der Hammer dich beobachtete und alles mitbekam. Er kam direkt zu mir und berichtete mir alles, was er sah. Und er sah sich, wie du meine Befehle missachtest und einen deiner Mittrieriar erstichst. Für diese Sünde gegenüber deinem Herrn und Gebieter vollziehe ich nun an dir den Lebendigen Tod. Du wirst dich nicht wehren, während die Strafe ausgeübt wird. Du wirst nicht widerstehen, wenn die Säge deine Flügel durchsticht. Und du wirst nicht flüchten, kämpfen oder auf eine andere Art deiner Strafe zu entgehen versuchen". Seine unmissverständlichen Befehle dringen durch ein schrilles Kreischen an mein Ohr. Ich kann mich nicht rühren, während grelle, nackte Furcht mich erfüllt und der Mittelpunkt meines Daseins wird. Erst, als die Säge herunterfährt und in die knochige, ledrige Haut meines Flügels eindringt, spüre ich etwas anderes. Einen rasenden, unkontrollierbaren Schmerz, der mich zum Kreischen bringt. Mein Geist bäumt sich auf, will dem blutigen Kuss des rostigen Stahls entweichen, doch mein Körper gehorcht ihm nicht. Er hört nur auf Micahs Befehle, lässt mich im Stich. Jeder tut das, jetzt sogar mein eigener Körper. Kreischende, fürchterliche q drehen ihre Runden durch meine Nervenbahnen, ohne Pause, ohne Halt. Als die Säge auf die erste Nervenbahn meines Flügels dringt, beginne ich zu schreien. Brennende Qual lässt mich schluchzen, schreien, brüllen. Der Hauptmuskel ist erreicht. Die Hälfte des ersten Flügels ist bereits abgetrennt. Ich werde nicht mehr fliegen können. Nein, ich werde sterben, sterben, sterben. Die Pein wird mich umbringen und ich werde als nichts, als niemand sterben. Ich höre meine Stimme nicht mehr, als ich immer weiter schreie. Und schreie. Und schreie. Schließlich brülle ich vor Qual, bäume mich auf, will diesem Schmerz entgehen, doch er kommt mit mir. Dimm spüre ich, dass ich festgehalten werde. Festgehalten, während ich schreie. Festgehalten, während ich brülle. Festgehalten, als ich beginne zu betteln.

Gerechtigkeit - Ein Leben für ein LebenWhere stories live. Discover now