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Jay riß die Tür zu Gwens winziger Wohnung auf und platzte mitten in eine Debatte darüber, ob eine Epsilon zu viele Decken ihr Eigen nennen konnte und ob es irgendwie möglich war, die gestreifte Scheußlichkeit in Henrys Händen aus Versehen in einem brennenden Kamin zu verlieren. Maximilian verdrehte genervt die Augen, entriss seinem Prinzen das Ding und warf das Objekt des Anstoßes direkt in Jareds Gesicht.
„Die Diskussion erübrigt sich! Wenn unser kleiner Kobold an dieser Geschmacksverirrung hängt, wird sie das Ding behalten! Als könne einer von uns ihr etwas abschlagen! Oder wie siehst du das, Jay?"
Jay zischte: „Das ist nun wirklich gerade mehr als zweitrangig! Wir haben ein Riesenproblem! Gwendolyn ist in einen Zustand des Ragens gefallen... Tjorben hat sich bei ihr entschuldigt und da ist sie völlig ausgetrickt. Sie hat angefangen auf ihn einzuschlagen, hat geschrieen und geweint und ... sie hat ihn markiert!"
Augenblicklich war Henry auf dem Weg zur Tür, seine Clansbrüder nur einen Herzschlag hinter ihm.
Während die Alphas rannten, rief der Prinz über die Schulter: „Max, du bist der einzige, der jemals eine Omega aus dem Rage geholt hat! Sag uns, was wir machen müssen!!"
Bereits jetzt hörten sie die gellenden Schreie, die schon so hoch waren, dass die Stimmbänder der Kleinen kurz vor dem Versagen stehen mussten.
Tjorben und Kai hatten es mittlerweile geschafft, die tobende junge Frau auf dem Boden festzupinnen. Beide Männer bluteten aus tiefen Kratzern und Bißwunden, Tjorbens linkes Auge begann zu zuschwellen und der Tracker hatte eindeutig zwei gebrochene Finger. Dann endlich war der Rest des Clans zur Stelle und Maximilian übernahm das Ruder.
„Kai, lass sie los und such mir Malvenkraut und Goldzwirn. Jay, ich brauch eine Schale und etwas, womit ich die Kräuter zermahlen kann... Henry, du und Jared löst Tjorben ab und T..."
„Vergiss es, Max! Du wirst mich hier nicht wegbekommen!!" knurrte der blonde Mann wütend und streichelte mit der gerade frei gewordenen Hand sanft über Gwens Kopf.
„Tjor! Wir müssen die Plätze tauschen, weil ich genau dort, wo du gerade bist mit der Akupressur anfangen muss! Also, beweg deinen Arsch!" fluchte Max sauer und bedeutete dem Vollstrecker zu Gwens Beinen hinunterzurutschen. Diesmal gehorchte der blonde Riese und sah unruhig zu, wie Maximilian begann, auf verschiedene Punkte am Nacken und Hinterkopf der Epsilon Druck auszuüben.
Gwen heulte auf und versuchte sich zu befreien, in dem sie einen Buckel machte und zeitgleich wie wahnsinnig geworden nach hinten austrat. Ihre Schreie hatten nichts menschliches mehr an sich und sie schnappte immer wieder zu, wenn ihr einer der sie zu Boden drückenden Alphas zu nahe kam.
Sanft fuhren Max' Hände immer wieder über die Shakrapunkte, übte in einem bestimmten Rhythmus Druck aus und wechselte mit leichten Massagen ab.

Allmählich verloren ihre Abwehrmaßnahmen an Kraft. Zum einen natürlich, weil die junge Frau so ziemlich mit ihrer Energie am Ende war, zum anderen, weil die Akupressur langsam Wirkung zeigte.
„Jetzt!" zischte Maximilian und die verbliebenen vier Alphas begannen zu schnurren... und endlich kamen Gwens Gliedmaße zur Ruhe. Stille kehrte ein und die stahlharte Umklammerung der Männer um die Epsilon ruhig zuhalten löste sich zu einem sanften Streicheln.
„Du siehst besorgt aus! Warum siehst du immer noch besorgt aus, Max?" fragte Jared wieder sichtlich angespannt.
„Deshalb!" murmelte der angesprochene und just in dieser Sekunde begannen die Muskeln in Gwens Körper zu krampfen - selbst die Kiefer-, und Halsmuskulatur wurde nun steinhart.
„Verdammt, Kai... wo steckst du?" stöhnte Max und wies seine Clansbrüder an, wie sie die Glieder der jungen Frau dehnen und massieren mussten.
„Wir schaffen das auch ohne die Kräuter, Maxi. Ihre Muskeln werden schon wieder geschmeidiger." sagte Henry beruhigend, doch der schwarzhaarige Alpha schüttelte mit zusammengebissenen Kiefern sein Haupt.
„Das Problem sind Herz und Lunge. Sie werden als Nächstes krampfen und die Kräuterpaste verhindert genau das! Wenn wir sie Gwen nicht rechtzeitig in den Rachen stopfen, damit die Schleimhäute die Wirkstoffe aufnehmen können, werden diese beiden Organe sich zu festen Bällen zusammenziehen und dann können wir hier direkt ein Grab für unser Mädchen ausheben!"
„So weit wird es nicht kommen!!" entfuhr es Tjorben, dann sprang er auf und rannte in die Richtung, in die Kai verschwunden war.
Mittlerweile war Jay wieder aufgetaucht und stellte einen großen Mörser nebst Stößel neben Max in das Gras. „Das Ding musste ich beim Nachbarn holen. Es könnte sein, dass ich ihm mit dem Tod gedroht habe für den Fall, dass er das Teil nicht freiwillig rausrückt!" sagte er leichthin, dann übernahm er Tjorbens Platz und dehnte die verkrampften Muskeln in Gwens Beinen.
Zum Glück dauerte es nur Minuten, bis Kai und der blonde Vollstrecker mit Armen voller Goldzwirn und Malvenkraut zurückkehrten.
„Gut! Schnell... ihr übernehmt hier!" wies Max die beiden an und winkte Jay zu sich.
„Wir brauchen vom Goldzwirn nur die Blütenblätter. Zupf sie und dann ab in den Mörser damit. Ich kümmere mich um das Malvenkraut."
Die eisblauen Augen des Jüngsten im königlichen Clan verengten sich besorgt, während er so schnell wie möglich den Goldzwirn auseinandernahm.
„Wird es noch rechtzeitig sein?" fragte er voller Furcht und Maximilian presste die Lippen fest zusammen. Dann zuckte er mit den Achseln und sagte finster: „Ich kann es dir nicht sagen... wirklich nicht, Jay..."
Er begann die Blätter der Malve zu zermahlen und rieb diese dann mit dem Goldzwirn zu einer gelblich-grünen Paste.
„Dreht sie um! Und Jay, hol eine ihrer Kuscheldecken."
Während Jay wieder loswetzte, drehte Henry die junge Frau behutsam auf den Rücken und öffnete mit sanfter Gewalt den verkrampften Kiefer der Epsilon.
Großzügig schmierte Max die grüne Pampe in den Mund-, und Rachenraum der Kleinen,
dann fuhr er fort mit sanften kreisenden Bewegungen die Kiefermuskeln zu lockern.
„Komm schon, süßes Mädchen! Gib nicht auf!!! Wir können dich doch nicht verlieren, du bist das Herz, das wir brauchen..." flüsterte der schwarzhaarige Mann leise in ihr Ohr und küsste sie sanft auf den Hals.

Sie alle bemerkte den Moment, in dem die Kräuterpaste ihre Wirkung tat.
Gwens Glieder entspannten sich fast schlagartig und die verdrehten Augen öffneten sich mit einem leichten Wimpernflattern.
Henry senkte aufstöhnend den Kopf an Gwendolyns Schulter und dann flüsterte er: „Danke, Max! Ohne dich hätten wir sie heute verloren!!"
Die junge Frau fing an zu zittern, so heftig, dass auch ihre Zähne klapperten.
Der Prinz hob sie in seine Arme, doch Kai sagte: „Henry, warte... zieh dein Hemd aus ... und ihren Pullover auch."
Verwirrt runzelte der Alpha die Stirn.
„Wieso?" Tjorben nickte jedoch bestätigend und antwortete für den Tracker: „Direkter Hautkontakt gibt mehr Wärme und ihre innere Epsilon wird jetzt Trost in der Nähe unserer Alphas suchen..."
Henry hörte auf die Stimme der Vernunft und drückte nur kurze Zeit später ihren halbnackten Körper gegen den seinen.

In einem Feld voller Schmetterlinge Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt