99| Versinken

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Percy

Ein Sturm auf hoher See hätte mich nicht mehr von den Füßen reißen können, als Samuel Cortez Liebesgeständnis. Kein kalter Ocean, hätte mich aus dieser packenden Wärme holen können. Er liebte mich. Als würde er ertrinken, packte ich seinen dämlich perfekten Kragen, mit der Intention ihn nie wieder loszulassen. Meine Lippen krachten auf seine.

Und dann waren da nur noch seine Hände. In meinen Haaren, auf meiner Haut, unter meinem Shirt. Wir taumelten durch mein Zimmer, schwankend, als wären wir betrunken. Wir taumelten, bis wir auf mein Bett fielen. Keuchend löste sich Sam von mir, sah, mit vernebelten Blick zu mir hinab, »Percy, ich-« er verstummte, als ich sein Hemd aufknöpfte, mit meinen Fingern seine Muskeln entlang fuhr. Ein Schaudern erfasste ihn und ich konnte nicht anders als zu lächeln, als ich zu ihm empor sah.

Sein Blick wanderte zu meinen Lippen, bevor er sich zu mir hinab lehnte, um sachte seine auf meine zu legen. Aber sachte war mir zu wenig. Nach zwei Monaten brauchte ich mehr als sachte. Ich griff seine Hüfte und wirbelt uns herum, so dass nun ich es war, der über ihn kauerte. Sein Körper bäumte sich auf, als ich ihn auf seinen Hals küsste, als meine Hand tiefer wanderte.

»Percy.« wimmerte er und ich wusste, dass ich in der Tiefe seiner Stimme ertrinken könnte. Mit flatternden Herzen schloss ich die Augen und gab mich dem Aufenblick hin.

•••

Sam

Die Sonne verschwand hinter den Weinbergen und fiel mit goldenen Licht zwischen den Vorhängen hindurch in das Zimmer. Ich zog mir die Schuhe über, als ich nach rechts sah. Percy lag mit tiefen Atemzügen in den Laken versunken, sein Umriss vom Licht schimmernd. Ich musste Lächeln, als ich sah wie sein Gesicht, seine Haarsträhnen, in den Kissen vergraben war. Vorsichtig strich ich mit meinen Fingern über seinen entblößten Rücken. Seine Wirbelsäule hinab, über die schwarze Tinte in seiner Haut.

Ich schnappte mir mein Hemd vom Boden, was dort vor gefühlten Stunden achtlos hingeschleudert wurde. Ich zog es über meine Schultern, verbarg Percy's Hinterlassenschaften der vergangenen Augenblicke, hinter dem weißen Stoff. Nach dem ich meinen Kragen gerichtet hatte, hielt ich jedoch inne. Schwer seufzend lies ich meinen Kopf nach vorne fallen, fuhr mir meine Haare nach hinten. Ich wollte nicht gehen. Ich sah zurück zu Percy. Aber ich hatte noch etwas zu erledigen.

Dachte beugte ich mich zu ihm hinab, drückte ihn sanft einen Kuss auf das Chaos seiner Haare, bevor ich lautlos aus dem Zimmer schlüpfte. Ich war zurück, bevor er aufwachte.

•••

Mit rasendem Puls, starrte ich auf die Tür vor mir. Die Dinge waren nicht so gelaufen, wie geplant. Aber das war kein Grund das Schiff einfach sinken zu lassen. Zögerlich klopfte ich, hielt die Luft an. »Kommen Sie rein.« Ich betrat das Büro, aus dem ich gerade eben erst -in einem völlig anderen Leben - gestürmt war. Vincent sah an seinem Schreibtisch, über ein paar Dokumente gebeugt. Von seiner Frau oder seinem Sohn war keine Spur zusehen.

Er war allein, und es schien, als hätte er auf mich gewartet.

»Sir,« ich senkte knapp den Kopf, als ich vor ihm zum stehen kam. Sein Blick wanderte über mich und ich versteifte. Der Stoff meines Hemdes wirkte auf einmal durchsichtig, meine Züge auf einmal verräterisch. »Das hat aber lange gedauert. Es scheint als wäre Ihr Gespräch mit Mister Moreau ein hartnäckiges Unterfangen gewesen.« Ich schluckte schwer. Es war nicht gerade ein Gespräch gewesen, dass in den letzten Stunden zwischen uns stattgefunden hatte.

Ich riss mich zusammen, sah zu ihm auf. Sinclair tippte einen Kugelschreiber gegen sein Kinn, schien zu warten. »Ich wollte mich entschuldigen, Sir.« entgegnete ich schließlich. Er schnaubte, »Dafür müssen Sie sich nicht entschuldigen. Sie konnten ja nicht wissen, was für unschickliches Verhalten Moreau in seiner Freizeit führt.« Meine Hände ballten sich zu Fäusten, »Oh, darüber war ich mir überaus im klaren.« Ich war dieses unschicklichen Verhalten wahrlich näher gekommen, als er wahrscheinlich ahnte. Oder ihm lieb wäre. Er legte überrascht den Kopf den Stift zur Seite, »Wie bitte-!«
»Ich wollte mich nicht dafür entschuldigen, sondern lediglich, da ich nicht ganz ehrlich zu Ihnen war.«

Ich hatte viel zu lange versucht, die Menschen zu beschützen. Vor Dingen, die eigentlich ihr eigenes Problem waren. Ich war nicht länger verantwortlich, für die Gefühle anderer. Und schon gar nicht für ihren Hass.

»Ich befürchtete,« meinte ich, »dass sie Ihn deswegen ablehnen könnten. Aber ich habe eingesehen, dass es nicht mein Recht war, es zu verheimlichen.« Sinclair nickte zustimmend, »Ganz recht. Das ist eine wichtige Angelegenheit für-«
»Percival Moreau.«, beendete ich den Satz. »Und er steht zu sich selbst. Und es ist Ihr Problem, wenn Sie deswegen einen großen Geschäftsmann nicht anerkennen können.« Ihm klappte der Mund auf. »Cortez! Sie-«
»Er ist großartig, in dem was er tut. Und ich bin mir sicher, dass Moreau Enterprise Sie nicht enttäuschen würde.«, behauptete ich und reckte mein Kinn mit einem Stolz, der mir nicht zu stand.

Sinclair erhob sich von seinem Stuhl, »Er hat sich aufgeführt wie ein Kind! Und Sie meinen, ich solle ihm so eine Verantwortung anvertrauen?« Ich verschränkte meine Arme hinter meinem Rücken, atmete tief durch, »Sir,« begann ich mit fester Stimme. » Ich arbeite noch nicht lange für sie, aber Sie vertrauen mir.« Dabei war ich mir sicher. Sinclair stemmte seine Hände auf die Tischplatte. «Das ist was anderes, sie sind nicht-«
»Schwul?«, fiel ich ihm müde ins Wort und sein Blick schoss zu mir. Die Stille zwischen uns war wie ein Geständnis. Er starrte mich an und ich konnte genau den Moment sehen, in dem es ihm wie Schuppen von den Augen viel: seine Arme rutschten ihm vom Tisch, und er lehnte sich nach hinten. »Oh

Mit einem erschöpften Lächeln, sah ich zu meinen Füßen. »Keine Sorge,« stieß ich die Luft aus meinen Lungen. »Ich hatte sowieso vor zu kündigen.« Das war die Wahrheit. Mir war klar, dass ich Sinclair verlassen würde, in dem Moment in dem mich Percy küsste. Ich konnte nicht hier bleiben. Nicht nachdem wir...
»Kündigen?«, fuhr er entsetzt auf. » Ist das Ihr Ernst? Sie sind einer unserer besten Leute!« Überrascht sah ich auf. Das war nicht die Reaktion, die ich erwartet hatte. »Wenn Sie das Ernst meinen,« begann ich unsicher. »Dann folgen Sie meinem Rat.«

Sinclair presste die Lippen aufeinander, schien nicht überzeugt.  »Ich bitte Sie.«, flehte ich und trat einen Schritt auf den Tisch zu. »Was da vorhin passiert ist, hat Ihnen vielleicht den Anschein gegeben, er wäre naiv, oder unfähig. Aber er ist das genaue Gegenteil. Percy ist...« Die Worte blieben mir im Hals stecken. Ich begann räuspernd erneut:

»Moreau ist unheimlich intelligent, charmant und professionell. Wenn Sie je Vertrauen in meine Arbeit gesteckt haben, dann bitte ich Sie, es nochmal zu überdenken.«, beendete ich, meine Hand auf meiner Brust liegend.

Sinclair sah mich lange an und ich war mir sicher, er würde mich jeden Moment zum Teufel schicken. »Sie vertrauen ihm?«, brach er dann die Stille. »Mit meinem Leben.«, gestand ich und er nickte verstehend. »Und Sie denken, er ist bereit für so eine Verantwortung?«
»Sie werden keinen besseren finden.«

Seufzend setzte sich Sinclair wieder. »Na schön.« brummte er, und nahm erneut den Stift zur Hand. Verdattert starrte ich auf ihn hinab, »Wie bitte?« Als wäre er genervt von meinem Unverständnis, hob er die Augenbrauen, »Moreau hat den Job.«

Ich hörte die Worte, doch ich konnte sie nicht ganz glauben. Ich war hier rein marschiert, mit der Intention Sinclair von meiner Kündigung zu berichten und ein letztes Mal für Moreau zu advozieren. Doch ich hatte nicht damit gerechnet, erfolgreich zu sein. Ich holte tief Luft. Himmel...

»Sie liegen nicht nur mir am Herzen, sondern auch meiner Familie, Cortez.« erklärte er und schenkte mir ein knappes Lächeln. »Sehen Sie es als ein Abschiedsgeschenk.«

»Ich-«, stotterte ich überfordert. »Ich weiß, Menschen halten mich für altmodisch. Aber ich bin nicht herzlos.«, meinte er und mir entkam ein breites Lächeln. Sinclair wedelte ungeduldig mit der Hand. »Und jetzt verschwinden Sie. Ich habe zutun.«

Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Viel zu stürmisch, verließ ich das Büro, stürmte gerade Wegs zurück zu Percy's Zimmer, bereit ihm die Nachrichten zu berichten. Ich riss die Tür auf nur um ruckartig stehen zu bleiben.

Als ich ankam, war das Zimmer bereits leer. Und Percy...?

Percy war spurlos verschwunden.

Not your Secretary! [BxB]Where stories live. Discover now