67| Potentielle Skandale

2.2K 264 16
                                    

[5 Monate später]

Sam

»Die Zahlen für diesen Quartal sehen gut aus.«, ich checkte den Bericht, folgte Percy zwei Schritte hinter ihm auf dem Weg zu seinem Büro. »Da der Deal mit Lohd auch bald unterschrieben ist, können wir das auch bald abharken.« Ich schloss die Tür zu seinem Büro hinter mir, blätterte die nächste Seite um. Das sah alles gut aus, sehr gut. Percy kam ein paar Schritte vor mir zum stehen. »Deine Korrespondenz liegt bereits auf dem Schreibtisch.«, ich klappte zufrieden die Akte zu. »Wenn das so weiter geht, dann hat Gwaine keine-« Er wirbelte zu mir herum, schritt mit fordernden Schritten zu mir zurück. Ich krachte mit meinem Rücken gegen die Tür, als Percy mein Gesicht packte und mich - im toten Winkel der Tür -küsste.

Für ein paar Momente ließ ich es zu, bis ich mich daran erinnerte, wo wir gerade waren. »Percy.«, ich schob ihn ein Stück zurück, doch seine Lippen verweilten auf meinen, »Wir können nicht- Ich-« Er seufzte in meine Berührung, seine Hand auf meiner Hüfte, »Ich weiß.«, murmelte er atemlos. Ich löste mich, legte meine Stirn lächelnd gegen seine. »Wenn uns jemand sieht-« Er wich zurück, strich mir über die Wangen. »Ich weiß.«, wiederholte er, seine Stimme geplagt von Beherrschung. Er ließ seine Finger noch einen Moment verweilen, aber dann, als wäre das gerade nicht passiert, richtete er meine Krawatte und ließ mich los. Ich sah genau ihm an, was er gerade dachte, ignorierte die Unruhe in meiner Magengegend. Schweigend sah ich auf ihn hinab, merkte, wie er nervös auf seiner Unterlippe biss. »Nur noch zwei Wochen.«, flüsterte er und es klang wie ein Versprechen.

In zwei Wochen wäre das Jahr vorbei. Noch zwei Wochen und der neue Geschäftsführer für Moreau Enterprise würde bekannt gegeben werden. Noch zwei Wochen und dann...

Seufzend ließ er mich los und schritt zu seinem Schreibtisch. »Was steht an?«, änderte er das Thema und ich schüttelte den einen verstohlenen intimen Moment von meinen Schultern. Es war die letzten Monate nicht immer leicht gewesen, aber wir hatten es geschafft unentdeckt zu blieben. Schafften es zwischen Überstunden und Kaffeemaschinen professionell zu bleiben. Hier und da ein paar geheime Momente in unbeobachteten Augenblicken, war alles was wir riskierten. Doch wenn wir nach Hause kamen... räuspernd strich ich über meine Krawatte und folgte ihm. »Dein Interview beginnt in ein paar Minuten.«, erklärte ich und checkte erneut die Zeiten. Wie waren gestern im Bett nochmal seine Antworten für das Wirtschaftsmagazin durchgegangen in dessen nächster Ausgabe, ein Artikel über ihn und seine Arbeit erscheinen wird.

»Der Journalist müsste bereits hier sein. Ich kann ihn bereits herein bitten,« mein Blick flirrte nach draußen und ich hielt inne. »Das darf doch nicht war sein,« raunte ich und Percy folgte meinem Blick. »Hat sie nicht noch Schule?« Ja, tatsächlich sollte Darcy gerade in Mathe sitzen, stattdessen hatte sie es sich auf der Tischplatte meines Schreibtisches bequem gemacht. Fröhlich wippte sie mit den Füßen, winkte uns zu, als sie merkte, dass wir sie entdeckt hatten. Trotz mehrerer Predigten ihres Vaters, schien es sie nicht davon abzuhalten, sich regelmäßig ins Büro zu schleichen. »Ich sollte ihr wirklich ihr Busticket wegnehmen.« Ich schnaubte. Dann würde sie schwarz fahren. Oder es irgendwie schaffen sich einen Wagen zu mieten. »Ich werde-«, begann er, gerade Wegs auf dem weg, nach draußen zu stürmen, als ich ihm eine Hand auf die Brust legte, ihn aufhielt. »Ich mach das.« Ich deutete mit einem Kopfnicken in Richtung seiner Notizen. »Mach dir keine Sorgen. Bereite dich lieber auf das Interview vor. Es ist wichtig, dass-«
»Ich einen guten Eindruck mache.«, beendete er, sein Blick zu meinen Lippen huschend. »Ja, ich weiß.«

Bevor er etwas dummes tun konnte - wie mich vor den riesigen Glaswänden seines Büros zu küssen- klopfte ich ihm kollegial auf die Schulter und drehte mich zum gehen. »Und bitte mach keine Steuer-Witze, ich will nicht auch noch eine Untersuchung für Steuerhinterziehungen abwimmeln müssen!«, warnte ich, bevor ich die Tür öffnete. Percy lachte auf. »Ich benehme mich.« Skeptisch sah ich ihn an und er nickte beruhigend, »Versprochen.«

Kopfschüttelnd verließ ich den Raum.

•••

»Wieso hast du so viele Stifte von der selben Marke?«, fragte sie mich zur Begrüßung, als ich vor ihr zum stehen kam. Ich verkniff ein genervtes Seufzen, als ich sah, dass sie meine komplette Ordnung durcheinander gebracht hatte. »Wieso bist du nicht in Mathematik?«, erwiderte ich als Antwort und wurde augenblicklich mit einem Augenrollen konfrontiert. »Zu meiner Verteidigung, der Unterricht ist ausgefallen.« Skeptisch sah ich sie an, »Du hättest mich anrufen können. Ich hätte dich abholen können.« Sie lehnte sich zurück stützte ihre Hände auf meinen Bericht über die letzten Ausgaben im Johnson-Projekt.

»Ich mag den Bus.« Ich kniff die Augen zusammen. Niemand mag den Bus. Vor allem nicht in New York. »Na schön«, gestand sie und zog die Worte in die Länge, schwang schwungvoll ihre Füße durch die Luft, »Ich wollte euch im Büro besuchen.«
»Darcy, du weißt dass du nicht einfach-«
»Gehen wir Waffeln essen?«, fiel sie mir ins Wort. »Was?« ein wenig überfordert, sah ich sie an. »Naja, wenn du die Zeit hast mich abzuholen, können wir auch zu dem neuen Laden in der 7th Street fahren, oder nicht?« Schnaubend verschränkte ich die Arme. Clever.

»Ich kann nicht. Dein Vater hat gleich eine wichtige-«
»Mister Cortez?«, erklang es hinter uns. Als ich mich umdrehte, stand ich vor einer jungen Frau. Mit einem freundlichen Lächeln streckte sie mir die Hand aus, »Jane Gómez. Wir haben telefoniert.« Ihr Händedruck war professionell, genauso wie ihr aussehen. Kurze braune Haare und freundliche braune Augen, die ich bereits schon mal auf der Seite eines Magazines gesehen hatte. Selbst wenn sie sich nicht vorgestellt hätte, wusste ich wer sie war. »Ja, stimmt. Freut mich, dass sie sich für uns Heute Zeit genommen haben.«Für ihr Alter war sie bereits sehr bekannt in ihrer Branche und hatte dementsprechend eine hohe Stellung in ihrer Argentur. Sie war die Journalistin die Percy gleich interviewen wurde. Aber ihr Interesse schien gerade nur mir zu gelten. Ihr Blick schien mich zu mustern, fuhr an mir hinab, als hätte sie mein Äußeres nicht erwartet. »Cortez ist ein schöner Nachname. Ist ihre Familie aus Lateinamerika?«
»Guatemala.«, spezifizierte ich und ihr Blick erhellte sich. »Tatsächlich? Meine Großeltern sind ebenfalls aus Guatemala!«

Ich spürte Darcy's Blick in meinem Nacken förmlich brennen. Jane strich sich eine Strähne hinter die Ohren, »Es ist immer schön jemanden zu treffen, der-« Das Scheppern herabfallender Stifte lies uns herum fahren. Darcy war gegen einer meine Stiftehalter gekommen und meine Kugelschreiber rollten nun verteilt über meine Tischplatte. »Sorry.«, brummte sie als sich unsere Blicke trafen. »Oh hi!«, meinte Jane und wandte sich dem Mädchen zu, »Und wer bist du?« Ich erkannte, dass verräterische Zucken in Darcy's Blick und hörte die Alarmglocken in meinem Kopf. Sie konnte sie nicht leiden. Das heißt, es war besser sie hier weg zu bringen, bevor sie eine hoch angesehene Reporterin beleidigte. »Darcy.«, stellte sie sich selbst vor und sprang vom Schreibtisch, plötzlich ein zuckersüßes Lächeln auf den Lippen. Panisch sah ich sie an, als sie Jane die Hand reichte. Ich wusste nicht, ob das gut oder schlimmer war.

»Sind Sie wegen meinem Vater hier?« Schlimmer, definitiv schlimmer. Wenn sie jetzt etwas Falsches sagte und enthüllte das Percy...

Nervös lachend schob ich mich vor Darcy, versteckte sie hinter meinem Rücken. »Entschuldigen Sie bitte,« meinte ich. »Sie sollte eigentlich in der Schule sein. Sie-«
»Oh, wie reizend!«, lachte Jane. »Ist sie ihre-«
»Tochter. Ich bin seine Tochter.«, fiel sie ihr ins Wort und ich hielt die Luft an. Überrascht sah ich zu ihr hinab, sah wie sie sie mit verschränkten Armen und einem peniblen Lächeln nieder starrte. Meine Tochter? Meine-? »Oh ist das so? Wie schön zu sehen.«, wandte sie sich wieder an mich. Ich schluckte schwer. »Ja,«, raunte ich und legte eine Hand auf ihre Schulter. »Sie sind ein sehr junger Vater. Wenn ich das so sagen darf.« Darcy lehnte sich gegen mich. »Das Beste was Mir passieren konnte.«, sagte ich und spürte wie Darcy an meiner Seite erstarrte.

»Na, dann«, verabschiedete sie sich von mir und dem potentiellen Skandal der immer noch an meiner Seite lehnte. »Ich will dann Mister Moreau nicht mehr warten lassen. Entschuldigen Sie mich.« Wir sahen ihr hinterher, wie sie mit einem taktvollen Gang zu Percy's Büro stolzierte. Ich wollte gerade ansetzten irgendwas zu sagen, als sie meine Hand nahm und mich mit sich zog. »Komm schon.« Ich folgte ihr, »Wohin?«

»Waffeln essen!«

Not your Secretary! [BxB]Where stories live. Discover now