29| Kaltblütig

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can you hear me?
Munn

Darcy

In seinem Büro brannte noch Licht. Das war in letzter Zeit nichts ungewöhnliches, doch ich hatte bereits an der Art, wie er nach Hause gekommen ist bemerkt, dass etwas anders war. Vorsichtig öffnete ich die Tür und ließ das dämmrige Licht zu mir hinaus in den dunklen Flur fallen. »Dad?«, fragte ich. Er hatte seinen Kopf in seinen Händen vergraben, bevor er mich hörte. Dad sah zu mir auf, versuchte so zu lächeln wie immer und scheiterte kläglich, »Hey, Darce. Was machst du noch auf?«

Ich trat schweigend an seinen Schreibtisch und stellte ihm die Tasse Tee vor die Nase. Dad nahm sie zögerlich entgegen und roch daran, bevor er zu mir aufsah. »Kamille?«, fragte er skeptisch und ich nickte. Seufzend stellte er die Tasse zurück, »So schlimm ist es nicht.« Es war wie ein Code. Kamille wenn jemand traurig war, Früchtetee wenn glücklich, Pfefferminztee für Krankheitstage und Chai für kalte Abende. Dad brauchte definitiv Kamille. »Du siehst aus, als hätte dir jemand gesagt, dass dein Essen scheiße schmeckt.« Dad sah stumm auf seine Arbeit hinab und ich setzte mich auf die einzig Stelle auf seinem Tisch, die noch nicht voll gestellt war, »Hat dir jemand gesagt, dass dein Essen scheiße schmeckt?«

Dad schnaubte, schüttelte sachte den Kopf, »Nein.« Dad redete nie gerne mit mir über die Arbeit und normalerweise war mir das recht. Denn seien wir mal ehrlich, es klang die meiste zeit furchtbar langweilig. Aber irgendwas sagte mir, dass heute mehr dahinter steckte, als viel Papierkram. Wartend lehnte ich mich vor, »Also?« Dad seufzte und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, »Ich suche gerade nach neuen Grundstücken für das Projekt.« Skeptisch sah ich auf die Uhr, »So spät?«

Dad presste die Lippen zusammen, schien zu zögern, doch dann erklärte er mir die ganze Situation. Als er geendet hatte, stieß ich stockend die Luft aus den Lungen. Oh man. »Ihr kauft also Grundstücke von Leuten, die dann auf der Straße enden?« Dad verzog das Gesicht, nickte aber: »So in etwa.«
»Und Sam ist deswegen sauer auf dich?« Dad schwieg, fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. »Wie sauer?«, fragte ich und er lachte kalt auf, »Siezend sauer.«
»Oh

Ich ließ meine Beine über die Tischkannte baumeln und ruschtste näher zu Dad, dachte über die ganze Situation nach. Sam wütend war ein schwer vorstellbarer, aber im selben Moment auch sehr gruseliger Gedanke. »Müsst ihr denn diese Grundstücke nehmen? Könnt ihr nicht einfach welche nehmen, die ... frei sind?« Dad schüttelte den Kopf, »Nein, ja ... ich weiß es nicht. Es ist komplizierter als das.« Ich pustete mir eine Strähne aus der Stirn, »Also ist es dir egal, was mit den Menschen passiert?« Dad's Kopf schnellte zu mir, »Natürlich nicht! Aber ich suche schon nach Stunden nach einer anderen Lösung, aber -« Er brach ab und vergrub seinen Kopf in seinen Händen. »Aber was?«
»Ich hab' es schon genehmigt.« Ich runzelte die Stirn. »Also waren sie dir doch egal.«
»Darcy
»Was?«
»Du bist echt nicht hilfreich.«

Ich verschränkte die Arme, sah auf Dad hinab, der zwischen seinen Händen hindurch auf das Chaos sah, dass er angerichtet hatte. Er holte tief durch, »Ich bin ein Geschäftsmann. Manchmal muss man Entscheidungen treffen, die moralisch nicht mit seinen eignen Vorstellungen überreinstimmen.«
»Für Geld?«, fragte ich und krauste die Nase. Dad nickte, »Für Profit. Für die Zukunft der Firma.« Das klang dämlich.

»Von welchem Bond-Bösewicht hast du dass denn geklaut?«, fragte ich und Dad ließ seine Hände sinken. »Was?«
»Man kann doch wohl eine Firma leiten und den eignen scheiß Moral-codex behalten! Mann muss doch wegen Geld nicht Böse werden.« Vor allem wenn man bereits so viel hatte, wie wir. Dad starrte mich an, »Hälst du mich etwa für Böse?« Naja, Menschen auf die Straße zusetzten, um reicher zu werden war nicht gerade nett. Aber ... »Nicht böse, Dad. Dumm
»Na, danke.«

Ich zuckte mit den Schultern, »Wenn es dich so stört - wenn es Sam so stört- warum hast du es dann unterschrieben?« Dad rieb sich über die Augen, »Keine Ahnung. Ich war so müde, so kaputt. Vielleicht wollte ich beweisen, das ich alles für die Firma tue. Dass meine Projekte erfolgreich sind, egal was kommt. Das ich ein guter Geschäfstführer bin.«
»Also eine Ego-Sache?« Dad verzog angeekelt das Gesicht, nickte aber dennoch. »Dieses Projekt darf nicht scheitern. Wir arbeiten schon zu lange daran. Sam hat-« er brach ab und ich musterte ihn.

»Du wolltest nie Geschäftsführer werden, Dad.«, stellte ich fest und er schloss erschöpft die Augen. »Wieso willst du also ein kaltblütiges Arschloch werden?« er warf mir einen kritischen Blick zu und ich räusperte mich, »Sorry, kaltblütiger Geschäftsmann werden.« Er schüttelte schnaubend den Kopf, dachte aber dennoch darüber nach. »Weil das Alle von mir erwarten.« Ich bezweifelte, dass Sam irgendwas von ihm erwartete. Und ich? Icih stupste ihn gegen die Schulter, »Ich erwarte nur, dass du deine Socken nicht überall liegen lässt.« Er lachte auf, bevor es von einem distantten Blick davon geschwappt wurde.

»Ich weiß, dass du Recht hast-«
»Ich hab' immer Recht!«, schaltete ich dazwischen und erntete ein schwaches Lächeln.
»Aber, wie gesagt, ich hab' bereits unterschrieben.« Tja, das war das Problem. »Und Sam-«, stöhnend legte er seinen Kopf auf die Tischplatte. »Was mach ich denn jetzt?«
»Wie wär's mit nem' Sorry?«, schlug ich vor und er legte den Kopf zur Seite, so dass jetzt seine Wange von den Dokumenten zerquetscht wurde, »Darcy.«

»Ich mein ja nur,« ich sprang von der Tischplatte »es wurde noch kein Zuhause verkauft, oder nicht? Es ist noch alles offen, es sei denn du willst unbedingt ein neuer Marvel-Bösewicht werden, oder so was.« Er warf mir einen skeptischen Blick zu. »Warn' mich aber vorher, wenn du einen Schritt weiter mit deinen Geschäftsmann-Methoden gehst. Ein Mörder-Vater ist nicht wirklich gut für das Image.« Dad hob warnend den Finger, »Machst du dich gerade lustig über mich? Ich steck hier gerade in einer Krise!«
»In die du dich selbst befördert hast.«, entgegnete ich und sein Mund klappte zu. Lächelnd lehnte ich mich in seine Richtung: »Apropos, kaufst du dir jetzt einen Ferrari?«

»Warum sollte ich das tun?«, fragte er und hob seinen Kopf. »Ich hab gelesen, wenn Männer in Krisen stecken, betrügen sie entweder ihre Frauen oder kaufen sich einen Ferrari. Und da du nicht verheiratet bist...«
»Wo hast du das den gelesen?«
Ich stieß mich vom Tisch ab, »Internet.«
»Alles klar.«

Ich wandte mich zum gehen, doch ich drehte mich nochmal zu ihm um. »Und wegen Sam... Entschulige dich einfach. Ich denke, er wird es verstehen.« Dad sah mich skeptisch an und ich lächelte ihm aufmunternd zu.

»Was soll er schon tun? Kündigen

Not your Secretary! [BxB]Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang