36| Böse Königin

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Evangeline
Stephen Sanchez

Sam

Der Schnee verschwand von den Dächern, hinterließ nichts, als die verbliebene Kälte und die ersten Anzeichen des Frühlings. Ich lehnte gegen den Dienstwagen und starrte auf die ersten Blühten, die an einem der riesigen Bäume des Schulgelände blühten. Wie schnell die Zeit doch verging... »Entschuldigung?« Blinzelnd sah ich vor mich, entdeckte eine Frau die wie aus dem Nichts plötzlich vor mir aufgetaucht war. Langsam richtete ich mich auf, sah sie fragend an. »Ich habe Sie jetzt schon öfter hier gesehen", begann sie und lächelte charmant, entblößte dabei eine Reihe perfekter weißer Zähne. »Ich bin Miranda. Miranda Sohran.«, stellte sie sich vor und reichte mir die Hand.

»Samuel Cortez.«, stellte ich mich ebenfalls vor, auch wenn ich nicht verstand, was diese Frau von mir wollte. Von ihrem Äußeren ausgehend, würde ich darauf schätzen, dass sie zu den Eltern gehörte, die ebenfalls vor der Schule auf das Ende des Unterrichts und ihre Kinder warteten. Sie hatte streng nach hinten gebundene, braune Haare und beunruhigend große Augen, die mich neugierig musterten. Ich richtete mich ein Stück auf. Ich holte Darcy jetzt schon seit Monaten ab, doch noch nie hat einer der Eltern mich angesprochen. Ich hatte sie lediglich beobachtet, wie sie ihre Kinder holten oder sich untereinander austauschten. Vielleicht lag es an meinem Anzug oder daran, dass ich nicht wirklich den freundlichsten Eindruck machte, aber sie schienen immer einen Bogen um mich gemacht zu haben.

Doch nun stand Miranda Sohran vor mir, und irgendwas an ihrem Blick, machte mich unruhig. Vielleicht dachte sie, ich wäre irgend ein Pedo, der zum Spaß vor den Schulen rumlungerte? Oder - »Sie haben eine Tochter, oder?« Ich blinzelte perplex. Miranda legte den Kopf schief, ihr Lächeln wie fest genagelt, »Ich habe auch ein Mädchen. Larissa. Ich glaube unsere Kinder sind in der selben Jahrgangsstufe.«, säuselte sie weiter. »Ich habe sie jetzt schon öfter hier gesehen, und dachte ich stelle mich einfach mal vor.«, als wäre es eine spontane Entscheidung gewesen, zuckte sie mit den Schultern. »Ich und ein paar weitere Eltern aus dem Elternbeirat planen demnächst einen Kuchenbasar. «, erklärte sie und sah zu mir auf, legte ganz beiläufig ihre Hand auf meinen Oberarm. Mein Blick schoss auf ihre Berührung hinab. »Vielleicht schauen Sie bei der nächsten Besprechung mal vorbei? Wir brauchen immer freiwillige Helfer!« Ich schwieg.

»Oder vielleicht kann auch ihre Frau vorbeischauen. Sie wissen ja, wir Frauen-«, sie kam noch einen Schritt näher und ich wich zurück, »Ich bin nicht verheiratet.«, brummte ich und spähte an ihr vorbei zum Eingang. Wo blieb denn nur Darcy? Miranda's Blick wanderte an mir hinab, »Oh, sehen Sie, dass habe ich mir bereits gedacht. Sie tragen keinen Ring.« Mir ein Augenrollen verkneifend, sah ich weiter an ihr vorbei. Ich wusste nicht, was genau an meinem Schweigen sie so sehr zu einer Konversation einlud. Doch ich entschied mich einfach, es hinzunehmen. Ich wollte mir als Percy's Stellvertreter keine Feinde machen. »Alleinerziehend, also?«, raunte sie und irgendwas an der Art wie sie es aussprach, führte meinen Blick zurück zu ihr.

Ich öffnete meinen Mund, aber ich kam gar nicht dazu etwas zu erwidern: »Jo, Terminator!« Darcy kam in einem beschwingten Gang die Treppen hinab auf mich zu gehüpft. Erleichtert atmete ich auf. »Entschuldigen Sie mich bitte, Miss Sohran.«, meinte ich und wollte mich Darcy zu wenden. Die Augen der Frau blitzen auf, »Was für eine reizende junge Dame!«, rief sie erfreut, als Darcy uns erreichte und beugte sich zu ihr hinab. Verwirrt sah sie zwischen uns hin und her, »Kenn' ich Sie, Lady?«, fragte sie unverblümt und ich sah wie Miranda's Lächeln verblasste. »Natürlich! Du bist mit meiner Tochter in einer Klasse.«

Darcy sah verwirrt zu mir, doch ich zuckte ebenfalls nur mit den Schultern. Ohne ihr einen weiteren Blick zu widmen ging sie an ihr vorbei auf mich zu. Ich warf der Dame einen entschuldigend Blick zu, bevor ich mich ebenfalls zum Auto wandte und sie mit einem fassungslosen Blick zurück ließ.

»Es war nett, Sie kennenzulernen, Mrs. Sohran.«

•••

»Was war das denn?«, schnauzte Darcy. Ich hielt den Wagen vor der roten Ampel an und sah fragend zu ihr hinüber. Sie hatte ihre Krawatte bereits gelöst und über ihre Schultern gelegt, ihre Arme verschränkt. »Es war nett, Sie kennenzulernen, Mrs. Sohran.«, äffte sie mich nach und ich hob verwirrt die Augenbrauen. Hätte ich mich nicht verabschieden sollen? Darcy schnaubte, als sie meine Reaktion sah, »Erzähl mir nicht, dass dir das nicht aufgefallen ist? Du bist gerade das nächste Ziel der Anführerin der Mütter-Monster geworden.«
»Ziel? Mütter-Monster?« um ehrlich zu sein verstand ich kein Wort.

»Die Frau, die dich gerade praktisch mit ihren Augen verschlungen hat?«, erklärte sie. »Miranda Sohran? Der gehört praktisch diese Schule. Sie regiert hier, mit ihren Kuchenbasaren und die anderen Mütter sind ihre treuen Untertanen.« Ich runzelte die Stirn. Das klang, als käme es direkt aus einem dieser Highschool Filme. »Übertreibst du nicht ein wenig?«, fragte ich. Darcy lachte empört auf, »Glaub mir, du wirst dir noch wünschen, dass das übertrieben ist.« Sie pustete sich eine ihrer braunen Strähnen aus der Stirn. »Und ihre Tochter? Eine Mini-version von ihr. Ich sags dir.« Vorsichtig spähte ich zur ihr hinüber.
»Ist sie diejenige die dich-?«
»Nein

Darcy stieß die Luft aus ihren Lungen und schwieg. Als sie zwei Straßen weiter immer noch keinen Ton von sich gab, sah ich besorgt zu ihr hinüber. Ihr Blick hing an der Szenerie, die hinter den Fenstern verschwamm. »Sie ist ne' blöde Kuh, Sam.«, raunte sie und sah wieder zu mir. »Und wie es aussieht will sie, dass du Ehemann Nummer 3 wirst.« Ich setzte den Blinker, »Was ist mit Ehemann 2 und 3 passiert?« Sie schwieg und ich lachte auf. Darcy schnellte zu mir hinüber: »Das ist nicht witzig! Sie ist wie die böse Königin in jedem verdammten Märchen! Sag' mir nicht, dass du auf sowas reinfällst?«

Ihre Empörung, über die 3 Sekunden Begegnung, die ich anscheinend mit ihrer Erzfeindin höchstpersönlich hatte, lies mich lächeln.

»Keine Sorge, Miss Darcy. Ich hatte sowieso immer mehr eine Schwäche für Ritter in glänzender Rüstung.«

Not your Secretary! [BxB]Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang