04| Tratsch und Romanzen

3.1K 278 13
                                    

GOSSIP
Måneskin

Sam

»Cortez« Die Datei schien einfach nicht zu laden. Frustriert schlug ich auf die Maus. »Hey, Cortez!« Taro stand vor meinem Schreibtisch, gerade dabei sich seine Jacke über zu streifen. Blinzelnd sah ich von meinem Computer auf. Er legte fragend den Kopf schief, »Alles okay mit dir, man?« Versichernd nickte ich und versuchte, meine Augen ein Stück wacher wirken zu lassen. »Ja ist nur...«, ich deutete vielsagend auf den Computer und er nickte verstehend.

Taro Kobayashi war einer dieser Menschen, die jedermanns Freund waren. Mit seiner großen Statur und den symmetrischen Gesichtszügen zog er Kontakte nur so an. Jeder hier kannte und respektierte ihn. Wir hatten etwa zur selben Zeit hier angefangen und Taro hatte seit Jahren den Schreibtisch mir gegenüber. Irgendwie hatte er deswegen die Angewohnheit entwickelt, bei mir nach dem Rechten zu sehen. So wie auch Heute Abend, »Ich und Ellie gehen noch einen trinken, willst du mit?«, er kratzte sich fast schon verlegen am Hinterkopf und ich spähte an ihm vorbei zu der jungen Frau, die bereits wartend an seinem Schreibtisch lehnte.

Eleanor Kline, 29, Marketingabteilung, zwei Hunde und geschieden. Freundlich, redet viel und hat eine obsession mit Zelda-Sammelfiguren. Zudem war sie seit Jahren in Kobayashi verknallt. Es war subtil, doch die Zeichen waren da. Wie sie ihn ansah sprach Bände, doch Taro war blind, oder nur überaus schwer von Begriff. Ich fuhr mir seufzend über die Stirn und lehnte mich zurück. Aber die nicht ganz so verlockende Aussicht einen ganzen Abend das dritte Rad am Wagen zu spielen, war nicht der einzige Grund warum ich absagen musste. »Lo siento (Sorry)« murmelte ich und deutete mit einem Kopfnicken hinter mich auf die Glasscheiben, welche die Büros der Geschäftsführern von unseren trennte. Darunter auch Percy's Büro. Das einzige, in dem noch Licht brannte. Taro seufzte, die Worte mit Mitleidsbekundungen bereist deutlich in seinen Zügen zu erkennen. Solange mein Boss noch hier ist, bin ich auch noch hier. Der Mann schüttelte denn Kopf. »Nächstes Mal«, versprach ich deswegen und spähte erneut zu Ellie, nickte ihr zu.

Ein Stummes Dankeschön formte sich auf ihren Lippen, hinter dem Rücken des ahnungslosen Taros. Ein kleines Lächeln entkam mir, als die Beiden mit Worten des Abschieds in Richtung Ausgang spazierten. Schulter an Schulter, nur Zentimeter von einander entfernt. Schnaubend drehte ich mich wieder zu meinen Dateien. So blind...

•••

Percy sah nicht auf, als ich ihm die Plastiktüten auf seinen Schreibtisch stellte. »Was? Ladest du jetzt nicht nur Akten sondern auch noch Müll bei mir ab?«, scherzte er, doch es war nur halbherzig, da er akribisch irgendetwas aufzuschreiben schien Ich sah schweigend zu ihm hinab. Das musste er gerade sagen. Auf seinem Schreibtisch türmten sich leere Becher und sonstiger Müll. Papiere stapelten sich und die Türme standen kurz vor dem Umkippen. Aber der verwahrloste Zustand seines Arbeitsplatzes war kein Vergleich zu ihm.

Percival's Hemd zierte mittlerweile verschiedene Flecken von denen ich nicht mal wusste, von was sie stammen könnten. Seine Brille war voller Fingerabdrücke und hing schrecklich schief auf seiner Nase. Seine Haare hatte er mit einem Bleistift nach oben gesteckt.

»Sie müssen was Essen.«, stellte ich klar und sein Stift hielt über dem Papier inne. Sein Blick, genauso wie seine Augenbrauen, wanderte nach oben. »Hab' keinen Hunger.« Bullshit. Das einzige, was er heute gegessen hatte, war einer dieser ungesunden Schokoriegel nach seinem 13 Uhr Termin. Er musste was essen, sonst würde ich bald schon wieder eine neue Position annehmen müssen. Als ich ihn schweigend mit meinem Blick durchbohrte, legte er den Stift weg.

»Was machst du hier noch, Sam? Es ist schon," ein kurzer Blick auf seine Uhr, »Fuck! Kurz vor 12!« Sein Blick lag geschockt auf mir, bevor er zu den Fenstern schnellte. Die Abteilung lag dunkel hinter dem Glas. Seine Reaktion verriet mir, dass er keine Ahnung hatte, dass er nun schon seit fast 7 Stunden hier drinnen saß und arbeitete. »Du hast schon lange Feierabend? Wieso bist du noch-?« Er vergrub müde seufzend seinen Kopf in seiner Handfläche. Ich stellte ihm die Plastiktüte demonstrativ auf seine Unterlagen. »Chinesisch.« Ich löste meine Finger vom Plastik und trat den Rückzug an. »Essen Sie

Not your Secretary! [BxB]Donde viven las historias. Descúbrelo ahora