15| Vornamen und andere Unannehmlichkeiten

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Always Been You
Jessie Murph

Percy

»Sir.«, Sam steckte seinen Kopf in mein Büro, »Wir müssen los.« Schwermütig erhob ich mich von meinem Stuhl und schritt zur Tür. Das schlechte Gewissen frass schon den ganzen Tag an mir, doch abgesehen von Sam, verlor niemand ein Wort über meine offensichtliche schlechte Laune.

Ich kam vor Sam zum stehen, als dieser keine Anstalten machte, vor zugehen. Skeptisch lies er seinen Blick über mich wandern und legte tadelnd den Kopf schief. »Sir.«
»Was?«, schnauzte ich und merkte im selben Moment, dass ich klang wie beleidigtes Kind. Cortez deutete auf meinen Anzug, mich - eigentlich auf meine gesamte Existenz. »Ich weiß, dass Sir nicht gerade mit dem größten Enthusiasmus in dieses Meeting gehen, aber...« er hielt inne und ich forderte ihn stumm auf weiterzusprechen. »Sie sehen aus wie...«
»Gegessen und wieder ausgekotzt? Als hätte ich seit 3 Jahren nicht mehr geschlafen? Komm schon, Cortez! Hau mich um, mit deinem schönsten Kompliment! Lass mich erröten, wie eine unschuldige Jungfr-«, die Worte blieben mir im Hals stecken, als er auf mich zu trat.

Seine Hände wanderten an meinen Kragen, richteten diesen mit einer sorgfältigen Präzision. »Ich muss Sie gar nicht beleidigen, Sir. Dass machen Sie schon selbst.« Ich starrte ihn an, ihn, und die Art wie sein Blick fest auf seinen gekonnten Handgriffen lag. Ich wollte, dass er aufsah, mich ansah. Ich lächelte schwach, »Ich liebe es, wenn du Witze reißt, hab ich dir das schon mal gesagt, Cortez?« Er sah zu mir und - Da! Da war es. Das tiefe Braun seiner Augen. Seine Knöchel streiften mir beiläufig über den Hals. »Sir, Sie-«
»Du sollest wirklich anfangen, mich Percy zu nennen.« Ich verstand nicht, was daran so schlimm wäre, wenn er einfach nur meinen Namen aussprechen würde. Ich wollte es hören. Sam schnaubte. Als er mit meinem Kragen zu frieden war, ging er zu meiner schiefen Krawatte über. »Das wäre unangemessen.« Ich konnte mir ein Augenrollen nicht verkneifen. Er und seine Regeln! Er und seine Ordnung, seine Linien, die er nicht überschreiten konnte - wollte. »Um Himmels Willen, dann lass us unangemessen sein!«, lache ich und seine Bewegungen erstarrten.

Ich sah ihn herausfordernd an. Ich hatte nie bemerkt, dass er größer war als ich. Sam überragte mich tatsächlich um ein paar minimale Zentimeter - ein unbedeutender Unterschied, der in diesem Moment schrecklich offensichtlich schien. »Komm schon,« ärgerte ich ihn, nur weil ich es konnte, »sag meinen Namen. Leg das Sie ab.« Kopfschüttelnd zog er weiter meine Krawatte gerade, »Ist es Ihnen so wichtig?« Er war fertig, wollte seine Hände zurückziehen. »Soll jeder ihrer Mitarbeiter Sie Dutzen und Sie beim Vornamen ansprechen?« Ich hielt sie auf, legte meine Hand auf seine. »Nein«, raunte ich und seine Augen weiteten sich kaum merklich, »Nur du.« Nur Sam.

Für eine Weile sah er mich einfach nur an, machte keine Anstalten zurückzutreten, sich von mir zu lösen. Ich begann zu lächeln und seine Augen wurden zu Schlitzen. Fast schon ruckartig löste er sich von mir, drehte sich zur Tür: »Ihre Witze sind wirklich nicht lustig, Sir. Wegen Ihnen kommen wir nun zu spät!« Viel besser gelaunt als noch vor ein paar Momenten, folgte ich ihn mit einem beschwingten Schritt. »Weißt du, jetzt wo schon meine Krawatte wieder sitzt, fehlt nur noch eins.«, säuselte ich, als ich zu ihm aufschoss und wir zusammen zu den Fahrstühlen maschierten. »Wie wärs mit einem Kaffee

Sam warf mir einen tödlichen Blick zu, »Ich besorge Ihnen eher einen Therapeuten. Sie haben ganz offensichtlich ein Problem.« Sam stieg zuerst in den Fahrstuhl. »Ohne wäre ich nur halb so schamlos.« Er verdrehte die Augen, als ich mich neben ihn stellte. Unsere Schultern nur Momente voneinander entfernt. »Und genau das macht mich doch gerade so charmant, meinst du nicht auch?«

•••

Das Meeting hatte zurecht Heute Morgen gewonnen. Es war gerade mal eine Stunde und ich wollte mich bereits jetzt aus einem Fenster stürzen, nur um wieder etwas zu fühlen. Der Mann redete und redete, und er hätte genauso gut russisch sprechen können, ich hätte genauso viel verstanden. Mein Blick huschte immer wieder zu Uhr. In einer halben Stunde began Darcys Aufführung. Wenn ich jetzt einen Herzinfakt vortäuschen und dann den Krankenwagen bestechen würde, würde ich es vielleicht sogar noch pünktlich schaffen.

Seufzend konzentrierte ich mich wieder auf den Mann von der Behörde, welcher mich furchtbar an Keanu Reeves erinnerte. Naja, wenn dieser ungefähr 20 Jahre älter wäre. Mein Blick huschte zur Tür. Ich wünschte Sam würde auch an diesem Verbrechen an der Zeit teilenehmen und mein Leid mit mir teilen. Er saß jetzt wahrscheinlich gerade irgendwo und sortierte Zahnstocher nach Oberflächenbeschaffenheit, oder was auch immer er für Hobbies hatte. Ich wette-

Die Tür wurde aufgerissen und sofort lag die Aufmerksamkeit des gesamten Konferenzraums auf Sam. Sam - der völlig fertig in der Tür stand. Seine Brust hob und senkte sich rapide und sein Gesicht war aschfahl. Augenblicklich erhob ich mich. »Sir-«, keuchte er und die Panik in seiner Stimme lies mir das Blut in den Adern gefrieren. »Es gibt ein Problem. W-wir brauchen Sie im Büro! Es ist-«, er hielt sich die Seite und im Raum begann es zu tuscheln. Ich sah zu dem Mann von der Stadt, der genauso erschrocken zu mir sah, »Nun gehen Sie schon, Mr. Moreau.«, brummte er und ich nickte seltsam taub.

Etwas war passiert? Mit Darcy? Nein, er meinte es wäre etwas im Büro. Dann vielleicht ... Dad? Ich umrundete den Tisch mit schnellen Schritten bis ich neben Sam zum stehen kam. »Entschuldigen Sie die Störung.«, raunte er und zog die Tür zu. Bevor ich die Antwort aus ihm hinaus quetschen konnte, packte er bereits meinen Arm und zerrte mich mit sich.

Mit rapider Geschwindigkeit rannten wir durch der Verwaltung der Stadt. Keuchend und mit steigender Angst sah ich auf Sams Hinterkopf, auf seine Hand die sich fest um mein Handgelenk gelegt hatte und mit der er mich pracktisch durch dieses Labyrinth zerrte. »Sam!«, keuchte ich, als wir die Stufen erreichten und diese fast hinunter stolperten, »Was ... ist los? Was ist passiert?«, brache ich hervor, und könnte schwören das ich bereits Blut schmeckte. Ich musste echt mehr Sport machen.

Sam stieß die Tür zur Tiefgarage auf und als er über die Schulter zu mir zurück blicke, sah ich erschrocken das er breit grinste. Was zum ...?

»Wir haben noch 27 Minuten! Wir fahren jetzt zu dieser Aufführung und wenn ich Sie dafür durch Tartarus selbst schleppen muss!«

Not your Secretary! [BxB]Место, где живут истории. Откройте их для себя