93| Business-Drachen

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Unconditionally
Katy Perry

Percy

Gwaine stand am Ende der Treppe - Anzug, Sektglas in der Hand - als wäre er eine Wiedergeburt von Jack aus Titanic. Doch statt verträumt zu Rose, der Liebe seines Lebens, hinauf zu blicken, sah er lediglich mich, seinen Bruder. Doch nach seinem Blick zu urteilen, könnte ich auch genauso gut eine Ausgeburt der Hölle sein. Ich schritt die letzten Stufen hinab und stellte mich neben ihn, »Dir auch Hallo,« raunte ich ihm zu, damit wir nicht allzu viel Aufmerksamkeit auf uns zogen.

Gwaine schüttelte den Kopf, »Nein.« Es klang wie ein Urteil. »Nein?«, fragte ich verwirrt, als er auch schon meinen Arm packte und mich zum Rande der Festlichkeiten zerrte. »Du kannst nicht hier sein!« Ich wandte mich aus seinem Griff und sah demonstrativ an mir hinab, »Sieht so, als wäre ich es aber.« Er seufzte, als hätte ich ihm gerade gesagt, dass er den Stall der Augias ausmisten musste.

»Weißt du eigentlich, was wir alles tun mussten, um eine Einladung hier zu zu erhalten?«, zischte er, als wäre das meine Schuld. Seit meiner Ernennung zum Geschäftsführung hatte sich Gwaine endgültig Rutledge angeschlossen. Zusammen mit Vivian führten sie nun ihre Geschäfte auf ihre Weise. Auch wenn sie nicht wie erhofft Moreau unter den Nageln reißen konnten, lief ihre Zusammenarbeit großartig. Einzig sein Nachname band Gwaine also jetzt noch an unser Familienunternehmen. Ich schnappte mir ebenfalls ein Glas, als einer der Kellner an uns vorbei schritt.

Die Rivalität zwischen uns war nie wirklich was ernstes gewesen. Wir konnten unsere beruflichen Dispute beiseite legen, sobald die Arbeit vorbei war. Doch nun war er Teil von Rutledge. Ein offizieller Rivale in unserer Branche. Ich war mir unsicher, was das nun für uns bedeutete. »Lance hat mir eine Einladung besorgt.«, klärte ich ihn auf und er legte seinen Kopf in den Nacken, als würde er ein Stoßgebet aussenden. »Natürlich hatte er das.« Er verfluchte unseren kleinen Bruder unter einem Atemzug, bevor er sich wieder mir zu wandte. Warnend hob er einen Finger, »Hör zu, wenn du mir wegen dem Andvari-Projekt in die Quere kommst-«
»Andvari-Projekt?«, fragte ich verwirrt und sorgte damit, dass er sich den Inhalt seines Glases hinter kippte.

Er wischte sich über den Mund, »Mein Gott! Und dir hat Dad die Stelle gegeben? Liest du eigentlich irgendeinen deiner Berich-«
»Ich weiß, was das Andvari-Projekt ist!«, fiel ich ihm ins Wort. Ich war nicht ganz so unfähig wie er es dachte und selbst wenn, wäre es unmöglich, nichts von Sinclairs Upper-Westside-Investition mit bekommen zu haben. Es ging um die begehrtesten Immobilen New Yorks auf denen Sinclair seit Jahrzehnten hockte, wie ein zynischer Drache auf seinem Schatz. Wenn man es schaffte in dieses Projekt einzusteigen, eine Kooperation - oder vielleicht sogar Partner zu werden...! Das wäre eine Errungenschaft, bei der es sogar Dad einmal das Wort verschlagen würde.

Jedoch hatte er schon einen Partner, einen Investoren, für dieses Projekt. »Ich verstehe nur nicht-«, begann ich, kam aber nicht weit. »Hast du es noch nicht mitbekommen?«, fiel er mir wirklich überrascht ins Wort. »Crimson wurde verhaftet. Anscheinend Steuerhinterziehung. Er ist raus.« Meine Augen weiteten sich geschockt. »Das bedeutet...?«, verstand ich endlich. Gwaine verschränkte nickend die Arme, »Mhm.«

Es war gerade eine der begehrtesten Chancen wieder auf den Markt geworfen worden.

Er warf einen Blick über seine Schulter, dort hin, wo sich die Leute bereits in den Salons tummelten, »Was denkst du, warum so viele Leute hier sind?« Diese Neugikeiten hatten sie alle angelockt, wie Blut im Wasser. Stöhnend drückte ich mir die Brille zurecht. Es wird ein Blutbad. Jetzt verstand ich diese Worte.

Deswegen also... Natürlich hatte er es gewusst. Es war immerhin Lancelot. Dieser beschissene Wichser hätte mich auch ruhig vorwarnen können!

»Es läuft so,« begann Gwaine und legte mir eine Hand auf die Schulter. »Lächele, tink' ein wenig Wein, genieß die Szenerie, nur halt dich aus diesem Geschäft raus, okay? Wir beide wissen, dass du nicht gerade Sinclairs bevorzugter Geschäftspartner bist.« Meine Augen wurden zu Schlitzen. »Ich bin dennoch geschäftlich hier. Denkst du etwa ich lehne mich einfach zurück und schau' zu?« Eigentlich hatte ich genau das vorgehabt. Aber sobald Gwaine versuchte mir etwas vorzuschreiben, wurde es plötzlich mein Lebensziel genau das zu tun, was er nicht wollte. Deswegen war ich jetzt wohl oder übel All-in.

Gwaine wusste das und schnalzte unzufrieden mit der Zunge, »Ich bin schon länger an dem Projekt dran, deswegen gehört es mir.« Ich bezweifelte dass es so funktionierte, aber bitte. »Wir sind nun beide Geschäftsführer, Gwaine.«
»Nun, aber ich bin älter.« Ich lachte auf, »Wir sind doch keine Kinder mehr!«
»Ich bin dennoch älter als du.« er zuckte mit den Schultern und ich seufzte frustriert. »Aber nicht schlauer!«, motzte ich zurück und ein Muskel in seinem Kiefer zuckte, »Du, elendiger-«

»Machen wir's so.«, begann ich und schlug eine Art Frieden vor. »Wir tun beide unser Bestes. Am Ende sehen wir ja dann, wär der bessere Geschäftsmann ist.« Auffordernd hielt ich ihm die Hand hin. Skeptisch beäugte er erst diese, bevor sein Blick zu meinem Gesicht wanderte. Ich dachte schon er würde mich hängen lassen, als er schlussendlich einschlug. »Möge der Bessere gewinnen.« Ich grinste triumphierend, »Möge der Bessere gewinnen.«

Er klopfte mir auf die Schulter als wir gemeinsam in den Salon schlenderten, »Hey, hast du eigentlich schon ein Geburtstagsgeschenk für Mom?«
»Oh, Fuck!«

•••

Ich trat auf die Veranda, die hinaus zu der riesigen Fläche führte, die sich hinter dem Anwesend hinauf und durch die Weinreben zog. Der Nachmittag floss langsam in den Abend über und die Bediensteten eilten fleißig aus dem Haus um das Abendessen für die geehrten Gäste vorzubereiten. Die Luft war erfüllt von einem Duft nach reifen Trauben und süßem Lavendel, der sanft von den Bergen die uns umringten hinab getragen wurde. Darcy würde diesen Anblick lieben.

Inmitten des Weinguts hatte man für eine festliche Feier Tische und Stühle aufgestellt und liebevoll dekoriert. Kerzen flackerten in goldenen Leuchtern und tauchten die Szenerie in ein warmes, sanftes Licht. Vielleicht lag es an diesem Anblick, aber die Anspannung, die mich seit den Neuigkeiten durchflutete, schien in der angenehmen kühle des Abends zu weichen.

»Wunderschön, nicht wahr?«, Sebastian trat neben mich auf die Verande, sein Blick hing schwerfällig in den Bergen. Ich sah zu ihm hinüber und musste augenblicklich ein Auflachen unterdrücken. Eine leichte Brise umwehte ihn, während das Abendlicht seine Züge in ein warmes Licht tauchte. Jetzt fehlte nur noch schnulzige Musik und wir waren direkt im Vorspann zu Der Wein der Leidenschaft - zwischen Reben und Liebe!

»Wirklich bezaubernd,« stimmte ich zu und ertränkte mein Kichern in einem kräftigen Schluck eines überteuerten Weines. Ich drehte mich vollständig zu ihm, wollte gerade ein Gespräch beginnen, als eine tiefe Stimme hinter uns unsere Aufmerksamkeit forderte: »Sebastian, Mister Moreau, wie ich sehe genießen sie bereits die Vorzüge Frankreichs.« Der Junge neben mir drehte sich zu dem Fremden um. »Du bist spät dran, Vater.« Vater? Das hieß...? Mit einem freundlichen Lächeln wandte ich mich ebenfalls zu Sinclair Senior, doch bevor ich meine Begrüßung hervor bringen konnte, gefror mir das Blut in den Adern.

Es war nicht der ältere Mann, der mir mit einer Autorität gegenüber stand die einen Präsidenten erbleichen lies, welcher mir die Luft aus den Lungen drückte. Es war die fast schon unscheinbare Gestalt, die ihm auf die Veranda folgte. Lautlos, als wäre er nichts weiter als eine Schatten, blieb er zwei Schritte hinter Sinclair stehen. Abstand zwischen uns, ganz so, als wäre er nicht teil des Gesprächs. Als wäre er ein Beobachter.

Als wäre er lediglich ein Assistent.

Als hätte mich jemand geschlagen, vermischte sich mein rasendes Herz mit einer abrupten Atemnot. Er sah mich nicht. Noch nicht. Er richtete gerade seine Manschettenknöpfe, sein Kopf gesenkt und sein schwarzes Haar fiel ihm über seine Augen. Er sah genauso aus, wie damals. In meinem Büro. Freut mich sehr, Sir. Was machte er hier? Wieso-? Ich-

Als hätte er meinen Blick bemerkt, sah er auf. Wie bei einem Schuss, ringte es in meinen Ohren, als ich in das tiefe braun seiner Augen sah. Sein Mund öffnete und schloss sich, als wäre ihm beinahe etwas rausgerutscht. Sein Gesicht verlor farbe, als ich sah, wie die Realisation auch ihn durchflutete. Auch er hatte mich nicht erwartet.

Zittrig holte ich Luft, »Sam?«

Not your Secretary! [BxB]Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon