31| Eine verheerende Tasse

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Ribs
Lorde

Percy

Mit schnellen Schritten ging ich auf mein Büro zu. Ich hatte das Meeting gerade erst verlassen, doch Sam musste bereits vor zwei Stunden zurückgekehrt sein - und das wahrscheinlich außer sich vor Wut. Er war nicht an sein Handy gegangen und auch sein Schreibtisch lag sauber und ordentlich aber leer vor mir. Ich blieb nicht stehen sondern steuerte direkt auf mein Büro zu.

Ich wusste nicht, was genau ich sagen wollte. Die Worte schienen immer irgendwie zu viel, oder zu wenig zu sein. Ich denke ich würde damit anfangen mich zu erklären. Und dann würde ich hoffen. Auf was? Auch dass wusste ich nich genau. Ich betrat hastig mein Büro, »Cortez?« Das Knarzen meines Stuhls verriet mir, dass ich nicht alleine war.

Erleichtert seufzend blieb ich stehen, während er sich langsam in dem Stuhl zu mir umdrehte. »Gott sei dank, bist du hier. Ich dachte, schon du-« Mein Mund blieb offen stehen, als ich sah wer es sich tatsächlich hinter meinem Schreibtisch bequem gemacht hatte. Lancelot legte breit grinsend seine Beine auf den Tisch und nippte nach seiner dramatischen Enthüllung an seiner Kaffeetasse. »Hast du vielleicht ein wenig Zucker dabei? Ich trinke eigentlich meinen Kaffee nur mit sehr viel Mil-«
»Lance.«, atmete ich müde und mein Bruder legte fragend seinen Kopf schief, »Hm?« Natürlich war es er. »Was machst du hier?«

Er kratzte sich am Hinterkopf, als hätte er das selbst vergessen, »Eigentlich wollte ich zu Ikea. Mir ein neues Dümpfböckä kaufen, aber das hat mich irgendwie an dich erinnert und-«
»Lancelot.«, ermahnte ich, da ich eigentlich gerade absolut keine Zeit hatte mich mit seinem Irrsinn auseinanderzusetzen. Ich hatte ein wichtiges Gespräch zu führen. Mein Bruder seufzte und nahm seine Schuhe von meinem Tisch, »Das Teufelchen hat mir geschrieben.« Ich runzelte die Stirn, »Darcy?« Er fuchteltete in der Luft herum, als wäre das unwichtig und fuhr fort: »Jedenfalls meinte sie, du machst gerade eine Krise durch. Und wenn sich jemand mit Krisen auskennt, dann ja wohl ich. Oder Obama, wie man es-«
»Und deswegen tauschst du einfach hier auf?«, unterbrach ich ihn und rieb mir über die Stirn. »Um mir einen Kaffee zu bringen?«

Lance sah hinab auf die Tasse, als hätte er auch diese Tatsache total vergessen. »Oh, der ist nicht für dich.« Ich schnaubte, »Nett.«
»Naja, jedenfalls jetzt nicht mehr. Du warst noch nicht wieder zurück, als Sam ihn gebracht hat, deswegen war ich einfach mal so frei. Ganz in dem Zeichen von „Wer zuerst kommt kocht zuerst" - oder wie auch immer.« Er schwang sich und meinen Stuhl amüsiert hin und her, während ich erstarrte, »Excusez-moi.«

»Sam war hier?«, fragte ich und sah mich um, als wäre er das immer noch - still in einer Ecke und meinem Blick verborgen. Doch er war nicht hier. Nicht mehr. Lance beäugte die Flüssigkeit in seiner Hand, als würde er ihr plötzlich nicht mehr trauen, und schien mich nicht gehört zu haben. »Lance
»Hm?«
»Sam? War er hier? Was hat er gesagt?«

Er stellte die Tasse auf den Tisch und lehnte sich wieder zurück, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf, schien seine Antwort absichtlich hinauszuzögern, »Yeah, hmm. Schien echt nicht sein Tag gewesen zu sein. Kam hier hineingestürmt, als wolle er jemanden weh tun. Hatte schon Angst um meinen Hals. Das ist einer meiner besten Attribute, die ich vorweisen kann. Ein schöner Hals ist die halbe Miete-« Ich lies mich auf den freien Stuhl sinken und sah ihn stumm an, versuchte ihn nicht durchzuschütteln. Als er meinen Blick bemerkte, seufzte er genervt und setze neu an: »Ich kann dir nicht viel sagen, Man. Es war nicht gerade so, als hätten wir über unsere tiefsten Geheimmnisse geredet und uns nebenbei die Haare geflochten.«

Ich fuhr mir die Haare nach hinten. Er war ganz offensichtlich nicht mehr im Büro. Und wenn er selbst hier nicht mehr war, dann hatte ich keine Ahnung wo er hin verschwunden sein konnte und wann er wieder auftauchte. Und ob er das jemals wieder tun würde.

»Lance, bitte.« versuchte ich es erneut. »Das hier ist Ernst.« Lance grinsen verschwand und er lehnte sich vor, nahm ein Blatt von meinem Schreibtisch, »Er hat dir nur das hier gebracht. Naja, dass und einen wirklich beschissenen Kaffee.« Ich starrte auf das weiße Blatt, welches mir entgegen hielt. Eine schreckliche Vorahnung kroch mit den Rücken hinab. Sam hatte mir nicht nur einen Kaffe gebracht, er-»Jetzt mach dir mal nicht in die Hose, Mr. Moreau. Er ist nur seinen Urlaub angetreten. Hat sich ne' Woche frei genommen.« Ich las die Zeilen, konnte seinen Worten nicht einfach so glauben. Aber Lancelot hatte Recht.

Mit einem erdrückenden Gefühl in meiner Luftröhre sah ich zu ihm auf, verstand endlich die Lage. Samuel Cortez, hatte sich frei genommmmen. Und das für eine ganze Woche. Aber das war nicht das was mich am meisten aus der Bahn warf. Mein Blick wanderte zu dem Kaffee und meine Lungen fühlten sich an als würden sie auf den Grund des Meeres sinken. Jede Sekunde die verstrich, schien enger zu werden, das Licht zu verschwinden. Er hatte mir Kaffee gebracht. Ich kniff die Augen zusammen rieb mir über die Schläfen. »Fuck
»Shit, sorry. Ich kann dir auch einen neuen Kaffee holen, wenn es dich-«
»Es geht nicht um den Kaffee, Lance.«, schnauzte ich und erhob mich erneut. Irgendwie stimmte das nicht ganz. Aber ich hatte keine Zeit das zu erklären. Ich musste zu Sam.

Er sah verwirrt zu mir auf. »Nicht? Bist du dann generell so schnell durch Heißgetränke aus der Bahn zu werden? Will nicht wissen, was passiert, wenn dir jemand einen Kakao vorsetzt? Oder Tee? Himmel.« Er erschauderte.

Ich wandte mich zur Tür und Lancelot sprang auf seine Füße.»Hey! Wo willst du hin?« Ich antwortete nicht, was ihn nicht davon abhielt sich an meine Schritte zu heften. »Du willst zu Sam, oder? Gestehst du ihm tragisch deine Liebe?« Verstört sah ich zu ihm hoch. Was redete er denn da wieder? »Wie oft denn noch? Er ist mein Assistent. Im Gegensatz zu dir, will ich nicht jedes atmende Ding vög-«
Lance schob sich vor mich und lehne sich demonstrativ gegen die Tür, versperrte mir den Weg. »Wie auch immer. Du bist gerade auf gutem Wege dabei einen riesen Idioten aus dir zu machen. Nicht dass du nicht schon einer bist, aber du weißt schon,« er deutete and die Decke »Da ist immer Luft nach oben.« Ich starrte ihn düster an. »Lass mich vorbei.« Er hob einen Arm, stützte seinen Kopf gegen seine Hand, »Nö.«
»Lance

Ich versuchte mich an ihm vorbei zu drängen, aber er lies mich nicht entkommen, »Jo, ich versuche nur dir zu helfen.«
»Und ich versuche dich zu ignorieren.« Er war wie eine Mauer an der ich nicht vorbei kam. Frustriert verschränkte ich die Arme, wartete auf seinen ach so guten Ratschlag. Lance lächelte siegessicher, bevor er eine ernste Miene aufsetzte, »Du solltest ihm Zeit geben.« Ich blinzelte verwirrt. »Was?« Er lehnte sich vor und stupste mir gegen das Gestell meiner Brille.

»Er war ganz deutlich, sehr ... wütend. Und das noch nett ausgedrückt. Du solltest warten bis ihr beide ein wenig runter gekommen seid um euch zu verhalten wie Erwachsene.« Er klang wie ein verdammter Therapeut! Und überhaupt! »Runterkommmen? Ich bin gar nicht-!«
»Oh bitte!« er schnipste gegen meine Stirn und ich schlug seine Hand weg, »Du bist aufgeplusterter als eine Katze vor einem Spiegel.« Seufzend sah er auf mich hinab, zupfte mir einen imaginären Fussel vom Jacket.

»Wenn du ihm jetzt hinter her rennen würdest, wäre er noch zu sauer und du noch zu stolz. Das würde nicht gut enden.« Ich trat ein Stück zurück um seinen Händen einen Stück zu entkommen. Aber vielleicht hatte er Recht. Sam hat sich wahrscheinlich aus gutem Grund Urlaub genommen. Er wollte also ganz deutlich nicht in meiner Nähe sein. Abstand, hm?

»Na also.«, grinste Lance, als hätte er meine Gedanken durchschaut. »Du kannst ihm in einer Woche immer noch deine unendliche Liebe gestehen.« Schnaubend drückte ich mich an ihm vorbei und diesmal lies er es gewähren.

»Er ist immer noch mein Assistent, Lance!«

Not your Secretary! [BxB]Where stories live. Discover now