Kapitel 30

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Tellus 2019: Alastor

„Gentlemen."

Alastor breitete seine Arme grüßend aus, als er den Konferenzraum betrat.

„Alles läuft nach Plan."

Mit einem charmanten Lächeln ließ sich Alastor auf den einzig freien Bürostuhl fallen, während er die Anwesenden nacheinander musterte.
Die Offiziere der drei Basen New Yorks, ihre jeweiligen Unteroffiziere und der Präsident der Staaten mit dem Vizepräsidenten zu seiner Rechten.

Alastor schmunzelte, als er bemerkte, dass er mit seinem weißen Laborkittel inmitten dieser ganzen schwarzen Anzüge die Aufmerksamkeit auf sich zog. Er trug zwar unter dem Kittel ebenfalls ein schwarzes makelloses Hemd und eine Hose in derselben Farbe, doch er hatte sich bewusst dafür entschieden, den Kittel anzubehalten.

Die Anwesenden sollten nicht vergessen, dass sie sein Forschungsinstitut betraten und bloß Gäste waren. Dass Alastor hier die Zügel in der Hand hatte.

Selbstgefällig lehnte sich Alastor in den gepolsterten Stuhl zurück, die Hände zusammengefaltet, während er in die ausdruckslosen Gesichter sah.
Nur ein Gesicht sprang aus der Menge: Benedict Denton, Offizier der dritten Basis, blickte ihm mit angespanntem Kiefer in die Augen. Zorn funkelte in seinen Augen und das grelle Licht der Neonlampen ließ den Schweiß auf seinem kurz geschorenen Haar hervortreten.

„Nichts läuft nach Plan!", platzte es aufgebracht aus Denton.

Alastor hob bloß eine Augenbraue, versteckte die Belustigung erst gar nicht, die er empfand. Mit einer Geste bedeutete er ihm, fortzufahren.

„Es gab einen Massenausbruch in dem Gefängnis meiner Basis. Hunderte von Schwerverbrechern, von Rebellen, konnten fliehen, bevor meine Soldaten ihnen eine Kugel durch den Kopf schießen konnten. Du kannst mir doch nicht weismachen, dass alles nach Plan läuft!", fuhr Denton aufbrausend fort, sein Kopf mittlerweile so rot wie die blutende Sonne außerhalb der Schutzmauern.

Alastor musste sich eingestehen, dass es ihn amüsierte, den Offizier zu solch emotionalen Reaktionen bewegen zu können. Nicht mehr lange und er würde platzen.

„Mach dir keine Sorgen, Benedict. Es wird sich schon bald die Gelegenheit ergeben, alle geflohenen Insassen wieder einzusammeln, einschließlich Jasper Johnson", entgegnete Alastor gelassen.

Mehr wollte er nicht verraten. Noch nicht.

Denton presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Atmete tief durch in dem Versuch, sich zu beruhigen.

„Ich verstehe ja, dass wir größere Ziele verfolgen. Dass wir bald alle diesen verdorbenen Planeten verlassen werden. Aber bis dahin müssen wir hier für Ordnung sorgen! Die Rebellengruppen sind eine gewaltige Plage und einen Aufstand können wir nun wirklich nicht gebrauchen."

Alastor verkniff sich ein Augenverdrehen. Denton tat ihm fast schon leid. Es musste äußerst nervenberaubend sein, über so wenige Gehirnkapazitäten zu verfügen.

„Wenn ich mich recht erinnere, zählt es zu den Aufgaben eines Offiziers, mit Herausforderungen umgehen und improvisieren zu können", spottete Alastor in einem lässigen Ton.

„Das ist wahr", warf Präsident Harrington ein, der das Gespräch bis dahin nur mit gerunzelter Stirn verfolgt hatte.

Sein grau meliertes Haar war sorgsam zur Seite gekämmt, die dunklen Manschettenknöpfe seines schwarzen Anzugs poliert.

,,Wenn Sie nicht zurechtkommen, finde ich sicher jemanden, der besser geeignet für ihre Position wäre. Wie wäre es mit Ihrer Unteroffizierin?"

Der scharfe Unterton in seiner Stimme war nicht zu überhören, was Denton nun wieder vollkommen rot anlaufen ließ. Er schien regelrecht zu beben wegen der Demütigung, die er vor den wichtigsten Männern des Landes erfahren musste. Alastor wäre am liebsten in lautes Gelächter ausgebrochen, konnte sich jedoch noch rechtzeitig zurückhalten.

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⏰ Last updated: Jul 23, 2023 ⏰

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