84| Teenager-Gebrauchsanweisung

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Benommen sah ich zwischen den beiden hin und her, »Das Essen steht wirklich schon eine Weile fest, Darce. Du kannst uns nicht einfach so sitzen- «, Darcy stürmte wutschnaubend davon, bevor ich überhaupt meinen Satz beenden konnte. »Ich hasse euch alle!« krachend zog sie ihre Zimmertür hinter sich zu. Milena zuckte kaum merklich zusammen, ihr Gesicht nun aschfahl.

Durch ihren Wutausbruch wieder ins hier und jetzt zurück geholt, seufzte ich tief durch. Dieser Tag schien mich einfach nur vernichten zu wollen. Na gut. Wie auch immer. »Ich regele das, okay?«, beruhigte ich Milena, die nun ein wenig verloren in mitten des Raumes stand.

Schlimmer konnte es sowieso nicht werden.

•••

»Darcy?«, fragte ich durch das Holz ihrer Tür, klopfte zögerlich. Als sie nicht antwortete, versuchte ich die Tür zu öffnen: Es war abgeschlossen. »Komm schon, Darce!«, forderte ich versöhnlich. »Geh weg!«, kam es gedämpft. Ich lehnte meinen Kopf gegen den Rahmen, versuchte die richtigen Worte zu finden.

»Lass uns drüber reden, okay?« Ich hörte wie etwas raschelte, »Darf ich dann zur Party?« Ich hob skeptisch die Augenbrauen, brauchte ihr anscheinend zu lang um etwas zu erwidern, denn sofort entlang ein wütendes Zetern: »Wenn du nur den Vater spielen willst, dann geh weg!«
»Ich bin dein Vater!«, erwiderte ich. »Schön! Dann sei das vor der Tür!« Ich klopfte erneut, diesmal fordernder. Mein Kopf war gerade alles, aber nicht bereit mich mit einem beleidigten Teenager rum zuschlagen. Deswegen wandte ich mich den unpädagogischen Taktiken zu: »Ich geb' dir 50 Mäuse, wenn du mich rein lässt.«

Keine 4 Sekunden später hörte ich das Klacken der Tür.

Schmunzelnd drückte ich die Klinke hinab und betrat die stickige Dunkelheit ihres Zimmers. Klappte jedesmal. Darcy verkroch sich sofort wieder unter ihre Decke, floh wie eine Ratte zurück in ihr Loch. Seufzend setzte ich mich auf ihre Bettkante, stocherte mit einem Finger gegen den Berg der Decke. »Sie versucht nur ihr bestes.«, murmelte ich. Ich hätte nie gedacht, dass ich Milena Herat je wieder in meinem Leben verteidigen würde, aber hier waren wir nun. Der Berg grummelte, »Sie ruinier mein Leben!«
»Erstens hast du es ihr versprochen,«, begann ich und und legte mich neben sie auf die Matratze. »Und zweitens bist du noch viel zu jung für eine Party

Schnaubend zog sie sich die Decke ein Stück von ihrem Kopf, so dass sie mir ihren fassungslosen Blick offenbarte, »Shit, Dad! Es ist nur eine Geburtstagsfeier und nicht eine von Onkel Lances Feiern!« Lächelnd drehte ich mich zu ihr hinüber, sah sie fragend an, »Pyjamaparty?« Darcy vergrub ihr Gesicht wieder in einem Kissen, »Mhm.«
»Okay,« gab ich nach und zog den Decken-Berg ein Stück zu mir. »Machen wir es so. Wir quälen uns durch Milenas Abend und danach fahre ich dich zu dieser Party.« Grummelnd kuschelte sie sich an mich, »Aber dann verpasse ich-!« Sanft tippte ich ihr gegen die Stirn, »Ein Kompromiss, Darcy.«
»Na schön,« gab sie auf und seufzte, als hätte sie ein schweres Opfer gebracht. Na geht doch.

Zufrieden strich ihr über die Haare. »Sei nicht all zu hart zu ihr, okay? Sie macht das noch nicht so lange. Sie braucht noch ein paar Gebrauchsanweisung für uns.« Darcy lehnte schnaubend ihren Kopf gegen mich, »Wir sind doch keine bescheuerten Staubsauger!« Nein, Staubsauger wären um einiges stressfreier. Nachdenkend rümpfte die die Nase: »Warum bist du auf einmal so auf ihrer Seite? Warst nicht eigentlich du derjenige, der sie am liebsten wieder rausschmeißen wollte?« Ich nickte gestehend, »Ja, aber das war bevor ich gesehen habe, wie sehr du es wieder versuchen wolltest. Ich hatte nur Angst davor, was passieren würde.«
Darcy sah zu mir auf, ihre Wange von den Laken zerdrückt, »Wenn sie und wieder verlässt?«

Ein schwerer Kloß bildete sich in meinem Hals. Szenen spielten sich wieder in meinem Kopf ab, die noch zu frisch, waren noch zu sehr schmerzen, als dass ich sie jetzt und hier würde zulassen können. Ich konnte darüber jetzt nicht nachdenken. Über ihn.

»Ich hatte Angst das sie dir weh tut.«, raunte ich und hoffte das die Dunkelheit die Folgen der letzten Stunden in meiner Mimik verschleierte. Seufzend legte Darcy ihre Arme um mich, kuschelte sich an mich. »Ich auch.«, gestand sie. »Aber ich wollte es versuchen, weil ich wusste, dass selbst wenn sie wieder geht, es diesmal nicht so schlimm sein wird.« Überrascht sah ich zu ihr hinab, »Ach Ja?«

»Mhm.«, sie lächelte versonnen in meinen Pullover. »Denn jetzt haben wir ja Sam.« Oh... Zittrig holte ich Luft. Sam. Ich spürte wie der Schmerz erneut über mich zusammen brach, drohte, mich mit sich zu ziehen. Sie wusste es noch nicht. Aber ich würde es ihr früher oder später sagen müssen. Meine Augen brannten. Aber nicht heute Nacht. Diese Nacht konnten wir noch so tun, als ob.

Für jetzt, war noch alles okay.

Ich zog sie ein Stück fester in meine Arme, versteckte mein Gesicht, in dem ich mein Kinn auf ihren Haaransatz stützte. »Dad?« Shushend strich ihr durch die Haare, hielt sie fest, als gäbe es nur uns zwei. So wie immer.

Ich drückte ihr einen Kuss auf die Stirn,
»Schlaf jetzt, Darce.«

Not your Secretary! [BxB]Where stories live. Discover now