Kapitel 22

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Elanthin wedelte mit der Hand, als wollte sie sagen Ich kümmere mich nicht groß um das Protokoll, also spuck's aus. Sie war müde und freute sich auf ihr Bett; das bedeutete auch, sie war in keiner Laune dazu, diese Leute mit mehr als einem Minimum an Höflichkeit zu behandeln.

Die adlige Frau drückte den Rücken durch und, mit Entschlossenheit, sagte sie: „Wie plant Eure Majestät mit den Monsterangriffen in der Hauptstadt umzugehen?"

Während sie die Fremde anblinzelte, fragte sich Elanthin, ob die gratianischen Adligen nicht von ihrem König gehört hatten, dass die Ermittlungen noch liefen – und dass sie logischerweise Aetrian unterstellt waren, nicht ihr.

„Da sie auf gratianischem Boden vorgefallen sind, werden die Leute Seiner Majestät die Suche leiten. Ihr werdet ihn über die blutigen Details ausfragen müssen."

„Vergebt meine Direktheit, aber wird sich Eure Majestät wirklich nicht einbringen? Sind die Monster nicht ... veritanische Sache?"

Die Art, auf welche die teigige Adlige ihre letzten Worte mit Nachdruck versehen hatte, reichte aus, um Elanthin wachsam werden zu lassen. Allem Anschein nach war es nicht nur ihre Absicht, die neuesten Erkenntnisse zu besprechen. Hierbei handelte es sich nicht um eine zivilisierte Unterhaltung.

„Was ihr andeuten wollt, entzieht sich mir aufgrund der späten Stunde, aber alle, die mich hören können", Elanthin hob ihre Stimme an, bis sie durch den mit Marmor und bunten Gratianern ausgekleideten Eingangssaal hallte, „sollten wissen, dass ich vorhabe, meinen Teil des Abkommens einzuhalten. Genau wie Seine Majestät. Ich werde mich der Untersuchung auf gratianischem Boden nur anschließen, wenn ich darum gebeten werde."

Da sie ihre Hände mit den Angelegenheiten der Ebene und den versuchten Attentaten voll hatte, überraschte sie Aetrians Zurückhaltung nicht. Er würde ihre Unterstützung nicht anfordern, wenn er sich auch selbst darum kümmern konnte.

„Ich kann nicht richtig gehört haben", rief die Adlige mit einer Maske falscher Überraschung aus, „Wie könnte Eure Majestät nichts für Gratia tun, außer Ihr seid durch die Bedingungen des Abkommens dazu gezwungen?"

Elanthin kannte nicht einmal den Namen des Hauses, dem diese vorlaute Adlige angehörte, aber nun würde sie nachforschen müssen. Sie besaß vermutlich Verbindungen zur Tugend.

„Ihr habt recht – insofern, dass Ihr die Bedeutung meiner Worte missverstanden habt."

Ihre Finger juckten, begierig auf die Chance ihre Schwerter zu ziehen und eine Szene zu machen; gerade so dramatisch, dass keiner dieser Gratianer je wieder die Stimme gegen sie erheben würde. Aber Elanthin wusste, dass dieser Palast nicht mit den Ebenen zu vergleichen war, genau wie diese Adligen nicht mit Veritanern von hohem Status zu vergleichen waren.

Wenn sie diese zarten Blumen mit mehr als Worten einschüchtern sollte, dann würde sie das Stigma des Monsters der Ebene für immer verfolgen.

Obwohl ihre Worte genauso scharf und gefährlich sind wie meine neuen Klingen, dachte Elanthin trocken.

„Ihr werdet mich nun entschuldigen müssen. Die Stunde ist spät und ich werde von Seiner Majestät in den Gemächern erwartet", beendete sie das Gespräch knapp.

Ihre Wortwahl war nicht zur Gänze zufällig gewesen – und tatsächlich konnte sie beobachten, wie sich die Augen der Adligen für eine Sekunde weiteten, bevor sie in einen Knicks sank, der merklich tiefer als der vorherige war.

Manche Missverständnisse konnten für sie arbeiten.

Elanthins Mundwinkel zog es nach oben, während sie die Hauptstiege hinaufstieg, um einen der magischen Durchgänge zu finden. Für heute blieb nur noch zu hoffen, dass das nächste Portal sie dorthin bringen würde, wo sie hinwollte.

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