Kapitel 8

69 7 0
                                    

Augenblicklich versteifte Elanthin sich. Nichts kam ohne Preis, weshalb also war sie auf Aetrians freundliche Worte hereingefallen? Waren ein paar weiche Polster genug, um sie nach all den Jahren auf den Ebenen zu entwaffnen?

„Ich bin mir bewusst, dass die Bitte Euch verärgern könnte", fuhr er fort, sich im Unklaren über ihr wachsendes Misstrauen, „aber ich würde Euch dennoch gerne im Palast wissen. Zumindest für die kommenden Wochen. Wenn Ihr meinem Vorschlag jedoch nicht zustimmt, könnt Ihr natürlich aufbrechen, wann immer Ihr wollt."

„Ihr würdet mich nicht verfolgen, wenn ich des Nachts verschwinde?"

„Ich würde vielleicht einen kleinlichen Brief schreiben."

Sie blinzelte, verwirrt über seine lächerliche Antwort. „Einen ... kleinlichen ... Brief?"

Aetrian antwortete nicht sofort. Stattdessen rutschte er an den Rand seines Sitzes und hob die Teekanne, die mit zarten Ranken aus Silber und Perlen verziert war, vom Couchtisch. Unruhig beobachtete Elanthin seine geschmeidigen Bewegungen, während er etwas Tee in eine Tasse ähnlichen Designs leerte.

Als er endlich zum Sprechen ansetzte, händigte er dabei die dampfende Teetasse an Elanthin aus. „Es ist nicht höflich, so plötzlich und ohne Verabschiedung abzureisen."

Elanthin zog eine dunkle Augenbraue in die Höhe; nicht nur wegen des angebotenen Tees oder seiner absurden Drohungen, sondern auch über den Fehler in seiner Logik. Wenn der König in Betracht zog, dass sie Gratia sofort verlassen wollen würde, dann hatte er offensichtlich nicht verstanden, was die gewaltige Monsterwelle für die Ebenen bedeutete. Niemand, der bei Verstand war, würde im Moment ohne einen guten Grund auf die Ebenen zurückkehren.

Die Siedlungen, die mit dem Blut und Schweiß ihrer Leute errichtet worden waren, blitzten vor Elanthins Augen auf. Würden sie alle verlassen werden und zu Staub zerfallen?

„Wie ich Euch bereits versichert habe, gibt es keinen Grund zurückzukehren. Nicht solange meine Leute auf dieser Seite der Barriere in Sicherheit sind."

„Gut."

Sie konnte nicht anders, als ihn anzufunkeln. Nichts an ihrer Situation war gut.

„Dann seid Ihr vielleicht offen für meinen nächsten Vorschlag."

Aetrian erhob sich und wanderte zu einem der abgerundeten Fenster, bevor er über die Schulter blickte. Die goldene Stickerei auf seinen Roben glitzerte im weichen Abendlicht und Elanthin wurde sich mit einem Mal ihres eigenen Aufzugs bewusst. Die weiße Tunika war mit Staub und Blut gespickt, aber sie war noch keine zwei Monate alt. Zuhause hatte sie wie eine gute Wahl gewirkt; zwischen Gratias Prunk fühlte sie sich mangelhaft an. Wenn Elanthin zum Marktplatz unter dem Palast laufen würde, dann könnte sie mühelos mit den Bürgerlichen und Bediensteten verschmelzen.

„Von einem Herrscher zum anderen", begann Aetrian und sein Gesicht zierte ein ahnungsloses Lächeln. „Ich muss ein Geständnis ablegen: Ich bin mir nicht sicher darüber, wie ich unsere Leute vereinen kann."

Elanthin ließ beinahe ihre Tasse fallen – was ein Jammer gewesen wäre, denn der fruchtige Geruch ließ das Wasser in ihrem Mund zusammenlaufen. War er nicht derjenige, der diesen ganzen Prozess gestartet hatte, indem er große Worte über Vereinigung gespuckt hatte?

„Vorsichtig, ich kann Eure Gedanken hören. Es wäre einfacher gewesen, Euch zu belügen, aber ich möchte das nicht tun."

Immer der Heilige, dachte Elanthin mit zusammengezogenen Augenbrauen. „Was ist also meine Rolle?"

„Bleibt einfach in der Nähe, bis ich weiß, wie ich Euch benutzen kann." Aetrian ließ seinen Blick aus dem Fenster und über die Gärten wandern, die in der untergehenden Sonne orange-rot glühten. „Wie Ihr wisst ist es unmöglich das Ergebnis einer solchen Situation mit Sicherheit vorauszusagen. Ich weiß nicht, ob meine Leute die Veritaner akzeptieren werden ... und ich mache mir natürlich auch Sorgen darüber, ob die Veritaner sich an den Lebensstil der Gratianer anpassen können."

VeritaDär berättelser lever. Upptäck nu