~Twenty~

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Zu meinem Glück war mein Wohnheimzimmer leer, als ich dieses betrat. Ich hätte nach der Unterhaltung mit Yonathan absolut keinen Nerv gehabt, Marilyn oder sogar Kyle zu treffen. 

Ich ließ mich, mental erschöpft, auf mein Bett fallen. Worauf hatte ich mich nur eingelassen? Er schien bereits vollkommen außer Kontrolle, weil ich ihn innerhalb von 20 Minuten keine Antwort gab. 

Wo sollte mich das nur hinführen? 

Tief holte ich Luft, ehe ich meine Reisetasche unter dem Bett hervorholte und anfing, meine Sachen für das Wochenende zu packen. In meinem Bauch entstand ein aufgeregtes Kribbeln, aber auch ein wenig Angst machte sich in meinem Innern breit. 

Wer wusste schon, was er mit mir das Wochenende über vorhatte? 

Ich las mir den Vertrag durch und überprüfte diesen auf seine Richtigkeit, ehe ich mich dann auch relativ früh schlafen legte. 

Allerdings fiel es mir schwer mein Gedankenkarussell zu ignorieren, weshalb ich am nächsten Morgen auch mit schrecklichen Augenringen aufstand. Die Nervosität nahm immer mehr zu und auch in der Vorlesung konnte ich dem Dozenten nicht ein einziges Wort folgen. 

Die Ungewissheit, was auf mich zukommen würde, machte mich beinahe verrückt und meine Fantasie ging dabei vollkommen mit mir durch.

So malte ich mir bereits aus, wie ich in einem dunklen Zimmer angekettet gefoltert wurde, obwohl ich es Yonathan nicht ganz zutraute. Dafür hatte er eine viel zu fürsorglich Art, doch was wusste ich schon, was in seinem Kopf wirklich vorging. 

Als meine Vorlesung zu Ende war, wartete ich, bis alle den Saal verlassen hatten, ehe auch ich das Gebäude verließ. Ich erkannte direkt vor der Uni den schwarzen SUV, ebenso Max, welcher davor stand in seinem schwarzen Anzug. 

Wenn es darum ging, unauffällig zu sein, war Max definitiv kein Meister. 

Zielstrebig ging ich auf ihn zu, als sich mir plötzlich jemand in den Weg stellte. 

„Kyle“, sagte ich wenig begeistert, jedoch strahlte er mich mit einem breiten Grinsen an, weshalb mein Missmut eilig verflog.

„Bist du immer noch ausgebucht über das Wochenende?“, fragte er und schien nicht locker lassen zu wollen. 

„Ja, hat sich nichts geändert“, antwortete ich und erkannte Max Blick, ehe er mit seinem Zeigefinger auf seine Uhr klopfte, um mir zu verdeutlichen, dass wir keine Zeit hatten. „Ich habe es auch verdammt eilig, sorry.“

Mit diesen Worten ließ ich Kyle stehen und ging mit schnellen Schritten und mit meiner Reisetasche bepackt zu Max. Natürlich spürte ich dabei den Blick von Kyle und wusste auch bereits, dass seine Beobachtung für ordentlich Gesprächsstoff sorgen würde. Allerdings wollte ich weder Max noch Yonathan warten lassen. 

Zumal zweiterer vermutlich noch immer sauer war, wegen der Vorkommnisse des vorherigen Abends. Da konnte ich froh sein, wenn er seine Drohung nicht wahr machte und mir meinen Hintern rot versohlte. 

Als ich bei Max ankam, nahm er mir mit einem stummen Nicken direkt die Reisetasche ab, ehe er mir die Tür aufhielt und ich einstieg. Max schloss die Tür umgehend und ich schaute aus dem getönten Fenster, wo ich Kyle noch immer an derselben Stelle stehen sah. Natürlich beobachtete er alles und sah dabei mehr als überfragt aus. 

In seinen Kopf wollte ich nicht sehen.

Nur wenige Augenblicke später setzte der Wagen sich in Bewegung und da keimte erneut meine Nervosität und Angst auf. Den Weg zu seinem Penthouse kannte ich bereits, dennoch schaute ich aus dem Fenster und beobachtete, die vorbeifliegenden Hochhäuser. Ich beobachtete die abgehetzten Menschen, wie sie von einem Ort zum nächsten hechteten, die lachenden Frauen, welche bereits das Wochenende genossen und die vereinzelten älteren Menschen, welche vollkommen fehl am Platz wirkten in dieser riesigen Stadt. 

Lost KingWhere stories live. Discover now