Epilog

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"Max! Kommst du mal kurz?" rief ich. Max kam ins Wohnzimmer. "Ihr schicktet nach mir mein Stern?" stellte sie lächelnd fest.

"Nimmst du sie mal eben?" fragte ich. Meine Freundin nahm unsere Tochter aus meinen Armen, die sofort fröhlich ihre Arme nach der Rothaarigen ausstreckte.

"Hallo Lady Anna, du bist wunderschön heute." meinte Max. Anna lachte. Ich lächelte die beiden an. Ich war immer noch so glücklich dass Max zugestimmt hatte, unsere Tochter nach meiner Mutter zu benennen. Irgendwie stopfte es das Loch in meinem Herzen das entstanden war, als Mama gestorben ist, ein wenig. Anna hatte sogar die Locken meiner Mutter geerbt, die noch schwieriger zu bändigen waren als Eddies.

Ich holte den Kuchen aus der Küche und stellte ihn auf den Tisch im Esszimmer. Heute kam mein Bruder mit Kate und Luna zu uns, denn wir würden die 3 jetzt erstmal eine Weile nicht sehen. Eddie würde ab bald wieder auf Tour gehen. Diesmal sogar auf eine größere, durch ganz Nordamerika.

Nachdem wir damals seine Unschuld bewiesen hatten, hatte Corroded Coffin binnen weniger Monate so viel an Bekanntheit dazugewonnen, dass die Jungs bereits 4 Monate später, an meinem 16. Geburtstag, ihr erstes Album Freaks rausgebracht hatten. Und es hatte sich wahnsinnig gut verkauft. Ich erinnerte mich gerne an den Moment zurück, in welchem die Karriere meines Bruders offiziell startete :

18. Juni 1986 : "Zwei Cola bitte!" sagte ich zum Barkeeper des Hideouts. Es war ein Dienstagabend und der erste Auftritt von Corroded Coffin seit einer halben Ewigkeit. Eddie und die Band standen bereits auf der kleinen Bühne. Ich sah mich um. Es waren erstaunlich viele Gäste da. Nicht nur die üblichen 5 betrunkenen und ich, mindestens 50 Leute waren da. Die Bedienung hatte gut zu tun. Max war auch da. Sie saß auf einem Barhocker neben mir. Mein Bruder nahm sich das Mikrofon und begrüßte das Publikum. "Den ersten Song für heute Abend widme ich einer ganz besonderen jungen Dame." erzählte Eddie von der Bühne. "Und zwar meiner nervigen kleinen Schwester Stella." meinte er und zeigte dabei mit der Hand auf mich. Überrascht schaute ich ihn an. "Denn ohne dieses wunderbare Mädchen wäre ich heute entweder ein Vampier oder immer noch ein verurteiler Mörder, vielleicht auch beides. Ich hab dich lieb Sternchen." fuhr mein Bruder fort. "Awww." machten einige. Ich lächelte gerührt und legte eine Hand auf mein Herz. Die Band fing an, ein Lied zu spielen. Das Lied, dass Eddie und ich damals in Reefer Ricks Garage gemeinsam geschrieben hatten. Ich war glücklich. Endlich war alles vorbei. Es ging mir gut.

Es war so schön gewesen zu sehen, wie mein Bruder zu dem. wurde der er immer sein wollte : einem Musiker. Auch wenn er danach auszog und mit der Band durch das ganze Land gereist war, um sich eine größere Plattform aufzubauen. Ich hatte ihn zwar vermisst, aber immerhin lebte er seinen Traum.

Allerdings war er trotzdem bei einem der wichtigsten Tage meines Lebens dabei gewesen :

7. Juni 1989 : "Max Mayfield!" rief Direktor Higgens. Meine Freundin sprang fröhlich auf und ging nach vorne auf die Bühne. Dort bekam sie ihr Zeugnis. Alle klatschten, ich natürlich ganz besonders stolz. Gerade als Max sich wieder neben mich setzte, rief Higgens die nächste Person auf : "Stella Munson!". Fröhlich sprang ich ebenfalls auf, eilte nach vorne und ließ mir mein Zeugnis geben. Wieder klatschten alle, Eddie pfiff sogar. "1,8, sehr gut!" meinte Higgens lächelnd und gab mir die Hand. Ich lächelte warm und ging zurück auf meinen Platz. Ich war glücklich. Endlich hatte ich meinen Schulabschluss gemacht und Eddie und Max waren hier, um das mit mir zu feiern.

Ich ging wieder in die Küche und setzte eine Kanne Kaffee auf. Es war 13 Uhr, also würde Eddie sehr bald vorbeikommen. Ich hörte Max im Wohnzimmer, wie sie Anna durch die Luft wirbelte. Ich sah auf die Pinnwand, an welcher der Brief von Max hing. Lächelnd verlor ich mich wieder in einer Erinnerung, unser erster Abend in dieser Wohnung :

28.9.1997 : "Das ist jetzt also unser Zuhause!" stellte Max fest. Es war Abends, und wir saßen im Wohnzimmer auf dem Sofa. "Allerdings!" bestätigte ich fröhlich und küsste meine Freundin auf die Wange. "Ich hab übrigens noch ein kleines Geschenk für dich." meinte Max dann. Überrascht schaute ich zu ihr. "Wirklich?" fragte ich neugierig. "Naja, es ist kein richtiges Geschenk. Wenn ich dir das früher gegeben hätte, wären wir jetzt nicht hier." erklärte meine Freundin und zog etwas aus ihrer Jackentasche. "Der Brief!" stellte ich fest. "Hast du den wirklich 11 Jahre lang aufbewahrt?" fragte ich ungläubig. Max nickte. "Ich finde, du solltest ihn lesen." beschloss sie und übergab mir das Stück Papier. Vorsichtig entfaltete ich den Brief und begann zu lesen :
Liebe Stella.
Ok, das ist jetzt komisch. Zum Zeitpunkt wo ich diesen Brief schreibe, weißt du noch nicht mal dass ich heute sterben werde. Wir fahren gleich zur Garage von diesem Reefer Rick, zu dir und Eddie, um dich abzuholen. Ich weiß nicht was du denken wirst, wenn du diesen Brief liest. Und weil ich am Ende des Tages tot sein werde, ist es mir auch ziemlich egal. Aber gleichzeitig irgendwie auch nicht. Es gibt etwas, das ich dir nicht gesagt habe. Und das, obwohl wir schon seit fast zwei Jahren befreundet sind. Es ist schwer zu glauben, aber ich habe mich in dich verliebt Stella. Du bist wunderschön, du bist schlau und du bist witzig. Erst habe ich Lucas geliebt, aber ich wusste immer, dass das zwischen uns nicht für immer halten wird. Als die Welt vor 3 Tagen noch nicht völlig auf den Kopf gestellt war, habe ich dir erzählt, dass ich nach Billys Tod keine Beziehung ertragen konnte. Dass ich deswegen mit Lucas Schluss gemacht hätte. Aber das war falsch. Ich habe mit Lucas Schluss gemacht, weil ich meine Gefühle für dich nicht mehr ignorieren konnte. Und auch wenn wir niemals zusammen kommen werden, will ich das du das weißt. Ich liebe dich Stella.
Max "

Es klingelte an der Tür. Mein Bruder war da. Fröhlich ging ich auf die Tür zu. Manchmal wünschte ich, ich könnte zu meinem 15-jährigen Ich zurück reisen. Um ihr beziehungsweise mir zu sagen, dass alles gut wird. Um ihr zu sagen, dass sich bald alles fügen wird. Um ihr zu sagen, dass wir jetzt endlich glücklich sind.

Eigentlich hatte ich nie an Happy Ends geglaubt, aber ich könnte mir kein besseres für mich vorstellen.

So, lieber Leser (M/W/D)!
Hiermit ist die Geschichte von Max und Stella vorbei! Mann, es ist echt komisch dass jetzt zu schreiben. Das hier ist tatsächlich das erste Mal, dass ich eine Story von Anfang bis Ende komplett durchgezogen habe. Ich bin irgendwie glücklich, dass ich diese Story zu Ende gebracht habe.

Trotzdem habe ich dieses Kapitel natürlich mit einem lachenden und einem weinenden Auge geschrieben, weil es mir wahnsinnig Spaß gemacht hat. Eure lieben Kommentare haben mich immer sehr motiviert, danke dafür! Eine Story mit zweieinhalb Tausend Reads ist wirklich riesig für mich.

The freak and the lonerWhere stories live. Discover now