Kapitel 35

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Das erste was ich sah, als ich benommen die Augen aufschlug, war eine weiße Wand. Ächzend richtete ich mich auf und sah an mir hinunter. Ich trug ein Krankenhaus Hemd. Ich bekam Panik, als ich meine Haare nicht mehr auf meinem Rücken spüren konnte. Meine Hand schnellte nach oben nur um zu bemerken, dass jemand mir meine Haare kurz rasiert hatte.

Vor Angst rollte eine Träne über meine Wange. Auf einmal erinnerte ich mich wieder. Die Männer. Die Spritze. Eddie.

Ich atmete hörbar aus und ließ meiner Panik freien Lauf. Die weißen Fliesen schienen mich zu erdrücken, während ich anfing zu hyperventilieren. Ich wollte hier sofort weg. Ich wurde doch gerade erst wieder mit Eddie vereint. Plötzlich machte jemand die Tür auf. Sofort wurde ich wieder ruhiger.

Jemand setzte sich auf mein Bett. Der Mann kam mir verboten bekannt vor.

"Hallo Estella." sagte der Mann lächelnd.

"Mein Name ist Stella." sagte ich leise.

"Ok. Wenn dir das lieber ist, nenne ich dich Stella. Mein Name ist Dr. Martin Brenner. Aber du darfst mich von nun an auch Papa nennen."

Ich wollte mich übergeben. Ich wusste genau, was dieser Mann und noch weitere Menschen El angetan hatten und würde lieber sterben, als mit ihnen zusammenzuarbeiten.

"Wenn mich nicht alles täuscht, haben wir uns schon mal getroffen. Doch damals warst du erst 11. Ich habe mich dort nicht weiter für dich interessiert, was ich heute bereue. Denn du hattest schon früher eine interessante Ausstrahlung."

Ich musste ein spöttisches Lachen unterdrücken. Als ich Brenner zum letzten Mal gesehen hatte, hätte er mich und meine Freunde fast umbringen lassen.

"Was wollen sie von mir?" fragte ich wütend.

"Was ich von dir will? Ich möchte erfahren, warum du so plötzlich deine Kräfte wiederbekommen hast. Bevor du jedoch dein Nummern Tattoo bekommst, möchte ich deine Kräfte ausprobieren. Komm doch einfach mal mit mir." erklärte Dr. Brenner und stand vom Bett auf.

Ich folgte ihm widerwillig.

Der gesamte Flur war ebenfalls in weißen Fliesen gehalten. Es beruhigte mich ein wenig, dass ich wusste wo ich war. Im Hawkins Lab. Wenn ich Glück hatte würde El mich über meine Gedanken finden und sie würde mich mit den anderen hier bald rausholen. Fürs erste musste ich mich jedoch alleine in dieser Hölle durchschlagen.

Dr. Brenner führte mich in einen Raum. Er sah nicht viel anders aus, als das Zimmer in dem ich aufgewacht war. Es gab einen Tisch, 2 Stühle und komische Geräte, deren Namen ich nicht kannte.

Brenner setzte sich hin und deutete mir, mich auf den anderen Stuhl zu setzen, was ich zögerlich tat. Brenner zog ein Küchenmesser aus seiner Tasche und schnitt sich ganz vorsichtig in den Handrücken. Der eiserne Geruch von Blut erfüllte den Raum.

"Ok. Versuch mal, diese Wunde zu heilen." meinte Brenner. Ich hob vorsichtig meine Hand und hielt sie über den Schnitt. Nichts passierte.

Ich konzentrierte mich. Ein paar Sekunden später wurde die Wunde plötzlich größer und mehr Blut floss über Brenners Hand. Erschrocken ließ ich meine Hand wieder sinken.

Brenner interessierte sich gar nicht für seine blutende Hand. Stattdessen schrieb er etwas auf sein Blatt. "Interessant." murmelte er dabei. "Versuch es nochmal." meinte er dann.

Ich hielt meine Hand wieder über Brenners Schnittwunde und konzentrierte mich. Doch die Wunde wurde noch größer und Brenner zog schmerzhaft die Luft ein. "Ok. Lassen wir das. Für heute soll das genügen." beschloss er dann und führte mich in ein anderes Zimmer.

Es sah aus wie ein Spielzimmer. Es gab Blätter und Stifte, Spielzeugautos, Glücksspiele und noch einiges mehr. Ein gemalter Regenbogen zog sich durch das gesamte Zimmer.

"Das hier ist das Regenbogenzimmer. Hier kannst du deine Freizeit verbringen." erklärte Brenner mir und ging wieder aus der Tür. Ich setzte mich in eine Ecke, zog meine Knie an meinen Oberkörper und fing an, haltlos zu weinen.

Ich wollte weg. Ich wollte nach Hause. Zu Onkel Wayne, zu Eddie, zu Max. Dieser Raum und die weißen Fliesen machten mir Angst. Warum ich? Warum musste ich diese Kräfte entwickeln? Was würde mein jüngeres Ich denken, wenn sie mich hier so sehen würde? Verzweifelt, ängstlich und angreifbar.

Ich wusste nicht, wieviel Zeit vergangen war, doch plötzlich ging die Tür zum Regenbogenzimmer auf. Eine Frau kam hinein. "Es ist Zeit fürs Bett Stella." sagte sie lächelnd und geleitete mich zurück in mein "Zimmer".

Dort legte ich mich auf mein Bett und war beinahe sofort eingeschlafen.

The freak and the lonerWhere stories live. Discover now