Kapitel 13

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Wir hielten auf dem Friedhof und Max stieg aus. Kurz zögerte ich, dann stieg ich ebenfalls aus und rannte der Rothaarigen dann hinterher.

"Max, warte!" rief ich. "Stella, warte bitte im Auto." antwortete Max. Ich ging zu ihr.

"Ich weiß dass bei deiner Mutter vorhin was passiert ist." meinte ich.
"Stella... Ich meinte doch schon, es geht mir gut, ok? Ich meine so gut es jemandem gehen kann, dem ein grausamer Tod bevorsteht." antwortete Max.

"Max... Du weißt, dass du mit mir reden kannst. Oder?" fragte ich. "Natürlich." antwortete Max.

"Ok, und warum stößt du mich dann immer weg?" wollte ich wissen. Max antwortete nicht.

"Ehrlich, ich will keinen Brief. Ich brauch keinen Brief. Rede einfach mit mir. Mit deinen Freunden. Wir sind da... Ich bin da." meinte ich. Jetzt oder nie, dachte ich mir.

"Und ich... ich l-"

"Warte bitte einfach im Auto Stella. Ich bin gleich wieder da." unterbrach mich Max und lief in Richtung Billys Grab. Ich atmete hörbar aus.

Das war gerade meine Möglichkeit gewesen, Max meine Liebe zu gestehen. Doch sie hatte mich unterbrochen. Vielleicht wollte es das Schicksal einfach nicht anders.

Ich gab mich geschlagen, ging zurück zum Auto und stieg ein. "Alles gut Munson?" fragte Steve. Ich nickte. Es kostete mir meine ganze Kraft, um nicht in Tränen auszubrechen.

Meine Finger krallten sich in Max' Brief und zerknitterten ihn. Ich atmete tief ein und aus und versuchte, mich zu beruhigen.

Dustin stieg aus dem Auto und stellte sich an die Tür. Ich beschloss, ebenfalls wieder auszusteigen und setzte mich auf die Motorhaube. Ich brauchte etwas frische Luft und Stille zum Nachdenken.

Steve stieg nicht aus, kurbelte aber das Fenster runter. Ich schaute die Bäume an. Ich wusste genau, dass ich Max von hier sehen konnte, aber ich wollte sie nicht sehen. Denn dann würde ich definitiv anfangen zu weinen.

Also tat ich mein bestes, um mich abzulenken. Ich zählte die Bäume in meiner Sichtweite. Es waren 11. Ich musste schmunzeln und dachte an Elfi. Wenn das alles vorbei war musste ich sie mal wieder anrufen.

Dann zählte ich die Äste an den Bäumen. 162 insgesamt.

Es waren mittlerweile ein paar Minuten vergangen. Steve sah auf seine Uhr. "Gut das war genug Zeit." murmelte er, stieg aus und ging auf Max zu. Ich zwang mich dazu, ihm nicht nachzusehen. Ich wollte das Mädchen das ich liebte gerade einfach nicht angucken.

Ich machte mich daran, die Blätter der Bäume zu zählen. Doch bevor ich bei 20 ankam meinte Dustin plötzlich : "Da stimmt was nicht." Sofort sah ich zu Steve und Max. Max starrte ruhig Billys Grabstein an, während Steve immer wieder ihren Namen rief und mit den Händen vor ihrem Gesicht wedelte.

"LEUTE!" schrie er plötzlich in unsere Richtung. Ich schaute kurz Dustin an, rutschte von der Motorhaube und fing an, so schnell ich konnte auf Steve und Max zu zurennen. Dustin kam mir hinterher.

"Max?" fragte ich als ich bei ihnen ankam. Max reagierte nicht. Ihre Augen waren eine seltsame Mischung aus rot und weiß. Vecna. "MAX!" rief ich. Sie saß regungslos da. Panik machte sich in mir breit und meine Atmung beschleunigte sich.

"Max, sie mich an!" rief mich. "Ruf Robin und Nancy an! Mach schon!" befahl Steve derweil Dustin. Dieser rannte rückwärts, fiel von der Anhöhe und rannte weiter zum Auto.

Ich rief weiterhin Max' Namen. Es fühlte sich so an, als würde mein Herz mit Lichtgeschwindigkeit schlagen. Ich beugte mich neben Max und fing an, sie zu schütteln. Sie reagierte weiterhin nicht.

Ich konnte nicht verhindern, dass mir heiße Tränen über die Wangen liefen. Ich liebe dich Max wollte ich schreien. Doch ich entschied mich dagegen.

Plötzlich kam Dustin mit mindestens 20 Kassetten und einem Walkman angerannt. "Was ist das?" wollte ich wissen.

"Ihr Lied! Was ist ihr Lieblingslied?" fragte Dustin.

"Warum ist das jetzt wichtig?" fragte ich panisch.

"Robin meinte wenn sie es hört... Ich hab jetzt keine Zeit für Erklärungen, IHR LIEBLINGSLIED SAG SCHON!" antwortete Dustin.

"Running up that hill!" schrie ich und fing an, die Kassetten zu durchwühlen. Die Jungs taten es mir gleich. "Irgendwo hier muss es sein!" murmelte Steve.

Nach ein paar Sekunden suchen fand ich die richtige Kassette. "Hier ist sie! Schnell schnell schnell!" rief ich. So schnell ich konnte steckte ich die Kassette in den Walkman, setzte die Kopfhörer auf Max' Kopf und schaltete das Gerät ein.

Ich hoffte und betete dass es funktionieren würde. Max fing an, in die Luft zu schweben. Ich bekam wieder Panik. "Max! Wach auf! " brüllte ich. Immer und immer wieder. Dustin und Steve taten es mir gleich.

Schon wieder liefen Tränen über meine Wangen. Ich begann zu schluchzen, schrie aber weiter nach Max.

Plötzlich hörte ich Max erschrocken einatmen. Sie fiel aus der Luft und landete in meinen Arm. Dustin schaltete schnell den Walkman aus und er und Steve knieten sich neben uns.

Max klammerte sich ängstlich an mich. "Ich dachte wir hätten dich verloren." murmelte ich erleichtert, aber trotzdem noch voller Angst.

"Ich bin noch da, Ich bin noch da." meinte Max mit zittriger Stimme. Sie wiederholt diesen Satz immer wieder, wie ein Mantra. Wahrscheinlich auch, damit sie sich selbst überzeugen konnte.

The freak and the lonerWhere stories live. Discover now