Kapitel 38

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Ich war offiziell verrückt geworden.

Ich stand schwer atmend im Regenbogenzimmer, Brenner stand gegenüber von mir. Er sah mich mehr als fassungslos an.

Zwischen uns lagen 3 tote Ärzte, die ich alle in einem Wutausbruch umgebracht hatte.

"Willst du ihnen folgen?" fragte ich Brenner und hob bedrohlich meine meine Hand. Er schüttelte still den Kopf.

"DANN LASS MICH GEHEN!" brüllte ich, verzweifelt und wütend. "LASS MICH HIER ENDLICH RAUS! ICH WILL NICHT MEHR MIT DIR ZUSAMMENARBEITEN, ALSO LASS MICH ENDLICH NACH HAUSE!"

Brenner schien, seine Fähigkeit zu sprechen wieder zu bekommen. "Stella, wir haben immer noch nicht herausgefunden, wie du deine Kräfte bekommen hast. Deine Kräfte ohne das nötige Wissen anzuwenden wäre gefährlich." versuchte er, mich zu beruhigen.

Aber ich wusste, dass er lügte. Ich hatte meine Kräfte nun schon so oft ohne das "nötige" Wissen angewandt, es war nicht gefährlich. Zumindest nicht für mich.

Unfassbare Wut sammelte sich in mir. Doktor Brenner hatte mich von meinem Bruder weg gerissen, von dem ich erst seit kurzer Zeit wusste, dass er noch lebte. Er hatte mir schreckliche Dinge angetan. Er hatte mich wochenlang als Testobjekt, als Spielzeug, als Waffe festgehalten. Er hatte mir meine Haare genommen.

Ich mochte meine Haare.

Ich schrie wütend auf und streckte meine Hand aus. Mein Plan war es eigentlich, Brenner Arme und Beine zu brechen, doch etwas anderes passierte.

Brenner schwebte langsam in die Luft, während sich an seinem ganzen Körper Schnittwunden und Bisse bildeten. Hilflos strampelte er mit den Beinen und sah mich dabei panisch an, als könnte das ihn retten. In seinem Gesicht sah ich pure Angst. Aber das interessierte mich keineswegs. Stück für Stück ließ ich Brenners Beine durchbrechen, dann seine Arme und Rippen. Zu guter letzt ließ ich eine Ader nach der anderen in seinem Gehirn platzen. Ein Gefühl von Schwäche durchzuckte mich und ich ließ Brenner fallen.

Er blieb regungslos auf dem Boden liegen, er war tot. Ich konnte mich jedoch nicht darüber freuen, sondern sprang in Aktion und rannte los. Aus dem Regenbogenzimmer raus, durch den Flur. Alle Ärzte, Soldaten oder Wissenschaftler die mir entgegen kamen, verletzte ich so stark, dass sie mir nicht mehr folgen konnten.

Ich rannte Treppen hinunter und durch weitere Flure. Irgendwann kam ich dann plötzlich bei einer Tür an. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Seit Wochen hatte ich keinen Fuß mehr nach draußen gesetzt und auch keine Sonne gesehen. Ich war aufgeregt.

Ich zögerte etwas. War das hier kein Hochsicherheitslabor? Es sollte nicht so einfach sein. Ich musste mich selbst daran erinnern, dass ich alle die mich aufhalten konnten schwer verletzt hatte.

Ich öffnete vorsichtig die Tür und tapste nach draußen. Nach draußen in die Freiheit. Ich starrte zurück auf das Labor. Ich war frei.

Ich beschloss, dass ich meine Sachen zurück bekommen musste. Es wäre nicht sehr gut für mein Image, wenn jemand mich barfuß in einem Krankenhaus Kittel durch die Gegend spazieren gehen sehen würde.

Ich suchte die äußere Umgebung des Labors ab und fand schließlich einen Transporter. Er war nicht abgeschlossen, also öffnete sich vorsichtig die Tür und spähte hinein. Bingo!

Ich nahm meine Klamotten aus dem Wagen und zog mich um. Er fühlte sich komisch an, wieder richtige Anziehsachen zu tragen. Ich hatte es wahnsinnig vermisst. Im Transporter fand ich auch mein Walkie-talkie, sowie meinen Walkman. Beides holte ich nun aus dem Auto raus.

"Dustin, kannst du mich hören? Max? El? Mike? Will? Irgendwer?" rief ich in das Walkie-talkie. Rauschen. Ich versuchte es nochmal. Wieder nur Rauschen. Verdammt.

Ich beschloss, mich auf den Weg zum Lovers Lake zu machen. Hoffentlich würde ich Eddie dort treffen. Als ich im Wald war, sog ich erleichtert die kühle frische Luft ein. Wochenlang hatte ich nur die stickige Luft im Labor geatmet. Und in den Zimmern in denen ich gewesen war, hatte es nirgends auch nur ein Fenster gegeben. Nur diese schrecklichen weißen Fliesen.

Es war ein wunderschöner Tag. Es waren kaum Wolken am Himmel, die Vögel zwitscherten, die Luft war nicht zu warm und nicht zu kalt. Durch meine Schuhe konnte ich den unebenen Waldboden spüren.

Ich fühlte mich wahnsinnig erleichtert. Ich war tatsächlich eigenhändig aus dem Labor entkommen, und hatte in den letzten Wochen meine Kräfte deutlich weiterentwickelt. Wenn auch unter schlimmen Umständen. Mit den anderen konnte ich nun endlich einen Plan machen, um Vecna zu töten.

Nach einer ganzen Weile laufen kam ich endlich beim Lovers Lake an. Die Sonne fing bereits an, unterzugehen. Mein Körper war müde und erschöpft, mein Kopf aber hellwach. Vorsichtig ging ich zur Garage von Reefer Rick und machte die Tür auf.

Für ein paar Sekunden konnte ich El, Hopper, Dustin, Max, Erica, Nancy, Eddie, Mike, Steve, Murray, Robin, die gesamte Byers-Familie und sogar Onkel Wayne und Miss Mayfield, sowie aus irgendeinem Grund Lucas in der Garage sitzen beziehungsweise stehen sehen. Es sah so aus, als wären sie mitten in einer Diskussion. Max schien geweint zu haben, denn ihre Augen waren rot und getrocknete Tränenspuren waren auf ihren Wangen.

Als ich in die Garage trat, sahen 17 Köpfe zu mir. Alle starrten mich mit offenen Mündern an. Es schien, als wären sie in einer Schockstarre.

"Hi." sagte ich nach einigen Sekunden Stille.

Eddie war der erste, der wieder aus seiner Schockstarre kam. Er kam langsam auf mich zu und fuhr mit einer zitternden Hand über meine Wange. "Meine Haare sind ja länger als deine." stellte er dann fest und zog mich in eine schützende Umarmung.

The freak and the lonerOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz