39. Wird sie es wirklich durchziehen?

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Ich ließ los, aber bekam kein Wort raus. Ich schaute ihn an, seine Augen, sein weiches Gesicht und seine Hoffnung, die ich ihm ansah.
Er wollte wirklich reden, aber ich nicht.
Ich ließ meine Tränen freien Lauf.
Sie flossen weiter, aber nur so lange, bis seine Handflächen sie auffingen...

Ich konnte nicht runter schauen, auch wenn es mich noch trauriger machte, wie er meine Tränen mit dem Wasser, in dem wir standen, unterscheiden konnte. Er hatte seine Hand sanft an meinem Gesicht und versteckte jede meiner Tränen in seiner Handfläche, die er später zur Seite wischte. Er sagte kein Wort, aber ich konnte es noch weniger.
Zum ersten mal nach so langer Zeit war es mir egal, ob ich Hände an mir spürte oder nicht. Die Spiegelungen im Wasser trieben mich voran und ich nahm es als Zeichen, dass ich einfach mal weinen sollte.

„Aida." Seine Stimme war so vorsichtig und in einem leisen Flüstern, dass es mich schon zum Lächeln brachte. Die ganzen Tränen hörten zwar nicht auf, aber das sollten sie auch gar nicht. Ich schaute ihn weinend aber lächelnd an, bis ich wieder in seine Arme fiel. Arme, die ich am liebsten nicht mehr los lassen wollen würde. Sie kamen einem so bekannt vor, obwohl sie doch so fremd waren. Das war mir aber egal, denn in dem Moment gaben sie mir das wieder, was ich jahrelang nicht mehr hatte.

Ich hatte meine Arme um seinen Nacken und meinen Kopf darin versunken, sodass ich mich komplett ausweinte und er es zu ließ.
Die Tatsache, dass wir leicht bekleidet waren, war mir so egal. Ich dachte nicht einmal daran, weil ich genau wusste, dass mein Körper sich in der Sekunde von seinem abwenden würde.
Das einzige was ich spürte war seine warme Haut an meiner. Eine Haut, die sich in meine verschmolz, wovon ich keine Ahnung hatte, dass sowas möglich wäre und es sich doch so schön anfühlte. Es war mir neu, aber Neues ist nicht gleich Schlechtes? Auch wenn es komisch klingt, aber ich war dankbar, seine Arme hier und jetzt zu haben, denn ich hätte sie mir von niemand anderem besser vorstellen können.

Es dauerte bis ich mich beruhigte, doch als ich mich wieder traute ihn anzuschauen, fühlte ich seine Haut trotzdem an meiner. Er hatte beide seiner Hände an meinem Gesicht und wischte die Reste meiner Tränen mit seinem Daumen ab. Selbst danach nahm er seine Hände nicht weg, sondern schaute mich weiterhin so an.
„Eigentlich habe ich dich nicht zum Weinen hergebracht, aber so ist es auch okay." Er sagte es lachend, was mich automatisch auch zum Lächeln brachte und meine Tränen mich endlich verließen.

„Danke, dass du mich her gebracht hast." Ich schaute ihn weiterhin mit großen Augen an. Seine Hände waren dabei noch immer an meinem Gesicht und so komisch es auch klingt, aber ich wollte sie nicht weg haben. Die Wärme seiner Hände an mir zu spüren, war gerade das, was ich wirklich brauchte. Er gab mir darauf aber nur ein leichtes Lächeln, strich dabei gleichzeitig mit seinem Finger über meine Wange und nahm danach seine Hände weg.
Unsere Blicke blieben aber die selben. Wir konnten nicht voneinander weg schauen, auch wenn wir nichts sagten. Seine Augen fesselten so sehr, dass ich nicht einmal den Drang hatte weg zugucken. Der Moment dauerte aber nicht lange an, weil wir beide lächelten und ich ihn darauf mit Wasser anspritzte. Ich schwamm weg, aber spürte, dass er mir hinterher schwamm. Wir standen beide am Beckenrand, doch schauten uns nicht an, weil meine Augen komplett über das Wasser und der Reflexion des Mondes waren. Ich spürte wie Kaydans Augen auf mir waren, aber guckte selbst nicht.

„Wieso hast du mit dem Schwimmen aufgehört Aida?" Ich hörte die Sanftheit seiner Stimme raus und wusste sofort , dass er keine Eile mit der Antwort hatte, aber es ihn wirklich interessierte. Dennoch schaute ich nicht zu ihm, sondern weiter zum Wasser. Und eine Antwort gab ich ihm auch nicht direkt, ich konnte nicht, aber ich wusste, dass es mir eigentlich gut tun würde zu reden.

-pretending to be-On viuen les histories. Descobreix ara