7. Wird sie es ihm erzählen..?

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Ich brauche einfach jemanden zum reden. Aus dem Grund beschloss ich in den Park zu gehen, auch wenn er garnicht da sein wird. Ich tat es für mich obwohl ich wusste, dass ich enttäuscht werden könnte. Daraufhin zog ich meine Jacke und Schuhe an, nahm meinen Schlüssel und ging los.

Als ich im Park ankam, war niemand zu sehen. Er würde auch wahrscheinlich garnicht mehr kommen, aber ich setzte mich trotzdem auf die Bank, wo wir auch gestern waren. Ich sitze immer auf der selben Bank, weil es für mich wie ein sicherer Platz ist. Ich glaube jeder Mensch hat doch einen Menschen oder einen Ort, wo er sich einfach sicher und sorgenlos fühlt. Eigentlich könnte ich sorgenlos in Anführungszeichen sagen, weil ich auch auf der Bank an alles denke.
Ich war eigentlich nie gedankenlos. Gibt es sowas überhaupt? Ein Mensch ohne Gedanken? Schwer zu glauben, aber ich denke solche Menschen sind die, die problemlos leben. Ich hingegen bin ein sehr sehr nachdenklicher und definitiv kein problemloser Mensch.
Gewisse Situation macht es einfach nicht besser, auch wenn es einen Vorteil hat. Ich stellte mich jedes Mal auf das schlechte und negative ein, weil ich weiß, dass ich nur enttäuscht werden könnte in diesem Leben. Aus dem Grund erwarte ich nichts und lasse auch alles auf mich zu kommen.

Es vergingen über 30 Minuten und weit und breit war niemand zu sehen. Ich gab die Hoffnung auf. Ich wusste, dass es eine dumme Idee war. Eine innere Stimme von mir hatte aber so sehr gehofft, dass er kommen würde, damit ich vielleicht mal die Chance im Leben hätte zu reden. Ich war enttäuscht, aber nicht von dem fremden Jungen, sondern von mir.
Wieso bin ich eigentlich her gekommen..?
Ich saß noch etwas da. Eigentlich redete ich mir nur ein noch etwas zu bleiben, weil ich gehofft habe, dass er doch kommt. Und genau als ich aufstand um zu gehen, hielt mich von hinten jemand am Arm fest.

Ich drehte mich direkt um und zog meinen Arm aus Panik weg. Bei Solche Berührungen brach jedes Mal Panik in mir aus, weil ich es einfach nicht gewohnt war und auch keine guten Erfahrungen damit gemacht habe. In dem Moment bekam ich überall Gänsehaut, was sich über meinen ganzen Körper verteilte. Panik sah irgendwie jedes Mal anders bei mir aus, aber die Angst war trotzdem jedes Mal da.
In hörte direkt ein leises „sorry". Es war Kaydan, also der Junge von gestern, der doch gekommen ist. Er lachte daraufhin leicht. Ich sah wahrscheinlich echt erschreckt und komisch aus, aber er hatte mich wirklich sehr erschrocken.

-Kaydan: „Ich wollte dich nicht erstrecken."
Er sagte es zwar leicht lachend, aber ich wusste, dass er es nett meinte. Ich blieb aber einfach still, weil ich nicht wusste was ich sagen sollte. Ich konnte nachdem all diese Sachen damals passiert sind, niemanden mehr in die Augen gucken, aber ich tat es trotzdem kurz bei ihm,was ich im Nachhinein bereute. Ich hatte es aber nur als ein „alles gut" gemacht, weil ich nicht reden wollte. Ich wusste aber nicht, ob es so rüber kam weshalb ich doch nochmal „alles gut" leise sagte.
Er guckte mich immer noch an. Ich zwar nicht, aber ich spürte es trotzdem. Er machte aber in dem Moment auch seinen Hund zu mir, weshalb ich nichts anders machen konnte, außer mich runter zu bücken und sie zu streicheln. Er setzte sich währenddessen auf die Bank, weshalb ich das auch tat und sie weiter in stille streichelte.

-Kaydan: „Du wolltest gerade gehen oder?"
Die stille unterbrach er, worüber ich echt froh war, weil ich sowas niemals machen könnte. Ich antwortete ihm ganz normal, weil ich sowieso abgelenkt war und es mir leichter fiel zu reden, wenn ich die Menschen nicht direkt angucken muss.
-Aida: „Eigentlich schon"
Warum ich gefühlt so gemein geantwortet habe, wusste ich nicht. War das gemein oder irgendwie arrogant oder bilde ich mir das nur ein? Ich bereute wortwörtlich meine Antwort, aber er unterbrach mein Gewissen in mir.
-Kaydan: „Hast du noch Zeit, bisschen zu bleiben?"
Ich wusste, dass ich es zu Hause bereuen würde geblieben zu sein, aber ich antwortete mit einem leisen „klar" und bleib sitzen. Ich weiß nicht wieso, aber ich tat es. Ich glaube in diesem Moment habe ich einfach jemanden zum reden gebraucht, wie auch gefühlt jeden Tag, aber der Menschen Kontakt fehlt mir so. Auch wenn es mir fehlte, fiel mir auch das vertrauen anderer extrem schwer nach all den Sachen die passiert sind damals...
Ich weiß nicht, ob ich es wegen mir oder wegen ihm tat, aber ich setzte mich hin. Ich blieb aber weiterhin still, bis er die Stille unterbrach..

-Kaydan: „Wie geht es dir?"
Ich guckte in dem Moment erst zu ihm, weil ich echt schockiert war. Hat mich gerade wirklich jemand gefragt wie es mir geht? Ich frage mich, ob er das aus Höflichkeit tat oder weil es ihn wirklich interessiert. Aber warte mal wieso sollte es ihn interessieren. Das ich schockiert war und zu ihm deshalb auch hochgeguckt hatte, fiel nicht nur mir innerlich auf, sondern auch ihm.

-Kaydan: „Hörst du anscheinend nicht oft"
Ich wusste, dass er durch sein Lächeln und dem leichten Lachen, versuchte mich etwas aufzulockern und aufzumuntern, weil es schon traurig ist, dass niemand einen fragt, wie es einem geht. Sein Lachen war aber kein arrogantes oder komisches Lachen, sondern eher sogar ein echt wärmendes, sodass man sich wohler fühlte. Es war mir schon unangenehm genug, dass er wusste wie ich mich fühle und mich niemand fragt wie es mir geht.
Wenn ich zu Hause wäre, hätte ich jetzt geweint, weil mir wieder klar wurde, dass ich wirklich niemanden hatte. Es geht mir wirklich nicht mal um die Aufmerksamkeit, sondern eher darum, dass man einem wichtig ist. Solche Fragen haben eine so große Bedeutung, was Menschen garnicht wahrnehmen.
Ich durfte und konnte nicht weinen, deshalb beschloss ich einfach meine Gefühle frei zu lassen. Was würde es schon dran ändern wenn ich meine Gedanken mit meinem Tagebuch oder mit einem fremden teilen würde?

-Aida: „Um ehrlich zu sein bist du der einzige und erste der fragt."
Er hatte wirklich dieses dauerhafte Lachen. Nicht weil er es witzig fand, sondern einfach nur, um jemanden gute Laune zu machen, was auch irgendwie klappte, weil ich mich viel wohler so fühlte. 
-Kaydan: „Ich fühl mich geehrt, der erste zu sein."
Er bückte sich dabei sogar auch noch nach vorne, sodass er als auch ich lachen mussten.
-Kaydan: „Also wie geht es dir?"
Er fragte nochmal. Ich war wirklich so verwundert, weil es ihn anscheinend wirklich interessierte, was ich nicht glauben konnte, deshalb muss ich einfach nochmal fragen.
-Aida: „Dich interessiert es wirklich?"
-Kaydan: „Ja Aida, mich interessiert es wirklich."
Er redete so als würden wir uns wie eine Ewigkeit kennen, aber es ließ mich irgendwie gut fühlen. Ich konnte selbst nicht mal glauben, dass ich einfach das sagte, was ich wollte und ihn dabei sogar anguckten konnte. Die Frage war jetzt nur noch, wie geht es mir wirklich? Geht es mir gut, schlecht, wie fühle ich mich? Ich ließ ihn gefühlt eine Ewigkeit warten, aber ich wusste selbst nicht, was ich drauf antworten sollte.

-Aida: „Mir geht es gut denke ich, danke. Und dir?"
-Kaydan: „Du sollst nicht 10 mal überlegen, wenn du etwas sagen willst. Hau es einfach raus, was du im Kopf hast."
-Kaydan: „Du hast bis du mir eine Antwort gibst, dir schon selbst die Frage beantwortet. Wieso redest du mal einfach nicht ohne vorher die Antwort in deinem Kopf vorzubereiten."
-Aida: „Ich wollte nichts falsches sagen."
-Aida: „Tut mir echt leid. Ich weiß nicht wirklich, wieso ich hier sitze."
In dem Moment, wollte ich wirklich nur aufstehen und gehen. Ich tat es dann auch. Es war eine dumme Idee hier zu bleiben und ich weiß auch nicht, was ich mir dabei dachte aber genau in dem Moment wo ich aufstand, machte er seine Hand wieder an mein Handgelenk. Als er bemerkte, dass ich darauf gucke, nahm er seine Hand direkt weg und entschuldigte sich. Ich wusste, dass es nicht jeder tun würde und ich fand es auch wirklich nett, dass er es getan hatte, aber ich wollte wirklich nur nach Hause.

-Kaydan: Ich weiß, dass du nicht gerne redest Aida, aber du brauchst dich neben mir nicht unwohl zu fühlen. Okay es ist wahrscheinlich leichter gesagt als getan, aber ein Therapeut ist anfangs auch fremd, auch wenn wir jetzt keine Therapeuten sind, aber vielleicht können wir ja Redefreunde werden."
-Kaydan: „Ich meine es ernst. Ich weiß, dass dich etwas bedrückt."

In dem Moment, sagte mein Herz „Aida setz dich hin und rede es wird dir gut tun", aber gleichzeitig sagte mein Kopf auch „er ist jemand fremdes, vertrau ihm nicht und geh". Seine Worte hatten mich glücklich, als auch nachdenklich gemacht, aber ich hatte keine Ahnung, was ich jetzt denken sollte. Ich weiß nicht mal wieso es ihn so interessierte, aber nicht jeder würde merken, dass einen etwas bedrückt.
Ich wusste nicht wie es passiert ist, aber ich setzte mich schließlich doch, ohne zu wissen, ob es richtig ist oder nicht, aber ich musste jetzt einfach mal alles loswerden. Diese Feier bedrückte mich mehr als alles andere und ich musste jetzt einfach reden.
Die nachdenkliche Aida überlegte natürlich 100 mal, ob es doch falsch ist, aber währenddessen klingelte sein Handy und gefühlt meine ganzen Hoffnungen verflogen, weil er Aufstand und er sowieso bestimmt doch gehen müsste.
Toll hätte ich es vorher getan, aber vielleicht ist es ein Zeichen, es doch nicht zutun oder..?

-pretending to be-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt