Kapitel 43

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Emma

Liam hält mich in seinen Armen, während erste Sonnenstrahlen durch mein Fenster dringen und auf sein Gesicht fallen.

Ich kann nicht anders, als ihn beim Schlafen zu betrachten, da ich mich so lange danach gesehnt habe, ihn wieder so sorglos zu sehen.

Denn er hatte sich in den letzten vier Wochen zu viele Sorgen machen müssen.

Sorgen um seinen besten Freund, den er beinahe verloren hätte und der nach Sarahs Tod in ein tiefes Loch gefallen war. Der Gedanke, dass Nick sich wieder etwas antun könnte, hatte Liam nächtelang den Schlaf geraubt und er war beinahe jeden Tag ins Krankenhaus gefahren, um mit ihm reden und ihn schließlich zu einer Therapie überreden zu können. Diese Therapie hatte Nick geholfen, besser mit Sarahs Tod umzugehen, weshalb er gestern aus der Klinik entlassen werden konnte. Dadurch hatte Liam sich zumindest in Bezug auf Nick etwas beruhigen können, doch seine Sorge um mich brachte ihn jeden Tag mehr an seine Grenzen.

Denn ich hatte in den vergangenen Wochen weitere Drohungen erhalten. Unzählige E-Mails, Briefe oder Nachrichten, die mir alle klar machten, dass er noch immer hinter mir her war und mich beobachtete.  Aus diesem Grund wollte Liam mich keine Sekunde lang alleine lassen und ließ mich sowohl in der Schule als auch mir zu Hause einfach nicht mehr aus den Augen. Auch die Polizei hatte ihr Versprechen gehalten und schickte mehrmals täglich einen Streifwagen vorbei. Die Suche nach dem Täter hatte bei der Polizei inzwischen oberste Priorität, doch eine verdächtige Person konnte bislang nicht festgenommen werden. Denn die Zurückverfolgung der Nummern liefen bislang ins Leere und auch auf den unzähligen Briefen konnten keine Fingerabdrücke sichergestellt werden. Auch wenn ich durch diese Drohungen panische Angst bekam, so belastete es mich viel mehr, wie sehr Liam unter diesen Drohungen litt. Wie sehr er mich zu beschützen versuchte und sein ganzes Leben nur noch mir richtete. Jeden Tag paranoider wurde und in jedem, der mir auf der Straße nur einen kurzen Blick zuwarf, eine potentielle Gefahr sah. Ich erkannte ihn dadurch an manchen Tagen einfach nicht wieder und ihn so besorgt zu sehen, war mehr, als ich ertragen konnte. Daher hatte ich ihn schon mehrmals gebeten, wieder nach Hause zu gehen und meinen Schutz der Polizei zu überlassen. Doch er ließ sich einfach nicht umstimmen und wollte mich unter keinen Umständen alleine lassen. Als ich ihn gestern dann auch noch mit Nick telefonieren hörte und er ihm von seinem Plan erzählte, die Juilliard meinetwegen aufzugeben, war zwischen mir und ihm zum ersten Mal ein großer Streit ausgebrochen. Denn ich wollte einfach nicht akzeptieren, dass er wegen mir seine ganze Zukunft wegwarf. Alles, was er sich so hart erarbeitet hatte, doch er ließ sich einfach nicht umstimmen, weshalb wir schließlich im Streit eingeschlafen waren.

Aus diesem Grund steigen mir jetzt Tränen in die Augen, während ich ihn ansehe und  ihm diese Last nicht länger auferlegen möchte. Ich habe daher beschlossen, wegzugehen. An einen Ort zu fliehen, wo weder Liam noch Sarahs Mörder mich finden können und ich werde erst zurückkommen, wenn die Polizei ihn gefunden und hinter Gittern gebracht hat.

Ich küsse Liam daher noch einen letztes Mal sanft auf die Stirn und flüstere ihm zu, dass ich ihn liebe, bevor ich aufstehe und einen Brief für ihn und meine Mom hinterlasse. Ihn diesem Brief alles erkläre und hoffe, dass sie es verstehen werden.

Ich lege diesen Brief auf meinen Nachttisch und sehe ein letztes Mal den Jungen an, den ich mehr als alles andere auf der Welt liebe.

Doch gerade, als ich die Haustür hinter mir geschlossen habe, erhalte ich plötzlich wieder eine SMS.

Eine Drohung, die mich erstarren lässt,
denn diese Drohung richtet sich nicht gegen mich, sondern gegen Liam.

Er droht mir, Liam umzubringen, sollte ich in einer halben Stunde nicht an unserem Baumhaus erscheinen. Er verspricht mir, Liam leiden zu lassen, sollte ich die Polizei einschalten und er würde mir nacheinander alle Menschen wegnehmen, die mir etwas bedeuten. Ich kann daher nicht anders, als in Moms Auto zu steigen und zu unserem Baumhaus zu fahren. Denn ich muss ihm heute ein letztes Mal gegenübertreten um die Menschen zu beschützen, die ich liebe.

I need you to save meDonde viven las historias. Descúbrelo ahora