Kapitel 40

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Liam

Außer mir knalle ich Emmas Handy auf den Schreibtisch des Polizisten, der uns gerade mal zwei Stunden nach Sarahs Tod in seinem Büro verhört.

Er hat uns einfach mit aufs Revier genommen, obwohl Emma und Nick vor Schock kaum ansprechbar gewesen waren. Nun bombadiert er uns in seinem schäbigen kleinen Büro mit dutzend Fragen, auf die wir keine Antwort haben. Denn wir können weder das Aussehen des Täters beschreiben noch haben wir eine Vermutung, wer es gewesen sein könnte. Doch ich bin mir ziemlich sicher, dass es der selbe Mistkerl ist, der auch Emma vor einem Jahr vergewaltigt und beinahe ermodert hat. Ich habe es in dem Moment gewusst, als ich Emmas Handy im Wald aufgehoben und die Nachricht gelesen hatte. Die Angst um Emma hatte mich dadurch schon im Wald rot sehen lassen, weshalb ich diese Nachricht nun den Polizisten, der sich als Mr. Paik vorgestellt hatte, wütend vor die Augen halte. 

,,Wer immer es auch war hat Emma diese Nachricht hinterlassen", kläre ich ihn außer mir auf und deute mit meinem Finger auf den Display. ,, Es ist genau der Selbe, der sie vor über einem Jahr vergewaltigt hat. Den sie bis heute nicht gefunden haben", werfe ich ihm vor, da ich mich aufgrund von Sarahs Tod und der Sorge, die ich mir nun um Emma mache, nicht mehr kontrollieren kann. ,, Daher sollten Sie jetzt alles in die Wege setzen, um diesen Mistkerl hinter Gittern zu bringen. Bitte verfolgen Sie diese gottverdammte Nummer zurück!"

Ich hoffe, dass dieser Mistkerl endlich gefasst und bestraft wird. Denn der Gedanke, dass er immer noch munter durch die Gegend läuft, bringt mich vollkommen aus der Fassung. Ich würde mich gerade am Liebsten selbst auf die Suche nach ihm machen und ihn höchstpersönlich gegenüber treten. Doch Mr. Paik wirft nur einen kurzen Blick auf die Nachricht, bevor er mich schließlich streng ansieht und sich in seinem Stuhl zurücklehnt.

,,Ich kann Ihre Sorge verstehen, Mr. Fraser. Aber das gibt Ihnen nicht das Recht, unsere Arbeit in Frage zu stellen und uns zu erklären, wie wir diese zu machen haben. Also setzen Sie sich und lassen Sie uns das klären", weist er mich zurecht, doch ich schnaube verärgert und denke nicht daran, mich wieder hinzusetzen. Denn ich stehe viel zu sehr unter Strom, um ruhig bleiben zu können.

,,Das hat die letzten 14 Monate ja super funktioniert!", reagiere ich gereizt auf seine Zurechtweisung und versuche nun alles, damit diese Polizisten endlich ihren Arsch in Bewegung setzen. Ansonsten werde ich die Sache selbst in die Hand nehmen, koste es, was es wolle. ,,Muss noch jemand sterben, damit sie ihre Arbeit erledigen", verliere ich nun endgültig die Beherrschung und spüre dadurch Emmas Hand in meiner.

,,Liam, hör auf!", bitte sie mich mit brüchiger Stimme und deutet mit dem Kopf zu Nick, weshalb ich meinen Blick nun besorgt auf ihn richte und erkenne, dass er angespannt auf seinem Stuhl sitz und ins Leere starrt. Mir wird in diesem Moment bewusst, dass er kein Wort mehr herausgebracht hat, seit Sarah aus seinen Armen gerissen wurde. Ich mache mir daher wahnsinnige Sorgen um ihn, denn er sollte das hier nicht mit anhören müssen. Meine Wut auf diesen Polizisten verblasst daher in keinster Weise, sondern nimmt dadurch nur zu.

,,Mr. Fraser", versucht Mr.Paik es noch einmal mit beherrschter Stimme, während sein strenger Blick noch immer auf mich gerichtet ist ,, Ich kann ihre Wut und ihre Sorge verstehen und ich verspreche Ihnen, dass wir alles tun werden, um den Verantwortlichen zu finden. Wir werden die Nummer zurückverfolgen, aber ich kann ihnen jetzt schon sagen, dass diese Nummer wahrscheinlich keiner Person zugeordnet werden kann. Aber wir werden es trotzdem versuchen und alle Beweise am Tatort sichern. Das verspreche ich Ihnen", wendet er sich nun uns drei, wobei sein Blick länger mitfühlend an Nick hängen bleibt, der immer noch ins Leere starrt.

Trotz seines Versprechens habe ich weiterhin kein gutes Gefühl bei der Sache. Denn auch in den vergangenen Monaten konnte kein Täter gefunden werden, obwohl es mehr als genug Beweise gegeben hatte. Schließlich hatte man damals Sperma am Tatort gefunden, doch zu einer Kontrolle der Einwohner unserer Stadt war es einfach nicht gekommen, da man keine DNA von 15.000 Männer überprüfen wollte. Ich mache mir daher sorgen, dass dieser Mistkerl einfach wieder davon kommen wird und seine Drohung wahrmachen kann. Allein bei dem Gedanken verliere ich den Verstand.

I need you to save meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt