Kapitel 10

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Emma

Finsternis.

Das ist das Erste, an das ich mich erinnere. 

Eine Finsternis, die mir jegliche Wärme raubt und dadurch nur Kälte zurücklässt. Eine Dunkelheit, die mich umgibt und der ich einfach nicht entkommen kann.

Sie sorgt dafür, dass ich falle. Hart auf dem Boden aufschlage und mich nicht mehr bewegen kann, da ich einfach keine Kraft mehr habe.

Ich höre schließlich ein gehässiges Lachen, das mir eine Gänsehaut beschert und das sich für immer in mein Gedächtnis gebrannt hat.

Dann plötzlich dieser Schmerz, dieser quälende Schmerz, der mir die Luft zum Atmen raubt. Der sich anfühlt, als würde ich von innen zerreißen, weshalb ich schreien möchte. Ich spüre, wie er mir endgültig jegliche Luft zum Atmen raubt, als er seine Hände um meinen Hals legt. Erinnere mich an die Angst zu ersticken und an den brennen Schmerz in meiner Lunge. An den Schmerz, der mein Leben für immer beenden sollte und der mich in eine vollkommene Dunkelheit reißt, sodass der Schrei in meinem Inneren verstummt.

Doch ein panischer Schrei entweicht meiner Kehle, als ich aus diesem Traum, aus dieser Erinnerung gerissen werde. Ich schlage daher wie wild um mich, während ich einfach nicht mehr zu schreien aufhören kann. Ich realisiere nur langsam, dass ich zu Hause und damit in Sicherheit bin. Dass ich nur geträumt und dadurch diese eine Nacht erneut durchleben musste, weshalb meine Schreie schließlich verstummen. Doch sie werden von Tränen ersetzt, die aus mir herausbrechen.

,,Emma. Was ist passiert?", fragt meine Mom mich besorgt, die gerade das Licht einschaltet und auf mich zuläuft. Sofort springt Bandit auf mein Bett und kuschelt sich eng an mich, weshalb ich zitternd meine Arme um ihn schlinge und mich an ihn schmiege. Seine Nähe gerade brauche, um mich langsam zu beruhigen. Auch meine Mom setzt sich an den Rand des Bettes und sieht mich weiterhin besorgt an.  ,, Wieder ein Albtraum?", erkundigt sie sich beunruhigt bei mir und ich bringe ein Nicken zustande. Ich kann jedoch nicht verhindern, dass weitere Tränen meine Wangen hinuntergleiten, obwohl ich mich bereits an diese Träume gewöhnt habe.

Daran, beinahe jede Nacht durch diese aus dem Schlaf gerissen zu werden und danach selten wieder einschlafen zu können, wodurch ich mich ständig erschöpft durch den Tag quälen muss. Diese Träume einfach ein fester Bestandteil meines Lebens geworden sind.

Daher bin ich auch diesmal nicht überrascht, auch in dieser Nacht kein Auge mehr zu zubekommen und mich am nächsten Tag erschöpft zur Schule zu schleppen. Wissend, dass man mir den Schlafmangel deutlich ansehen kann, da ich mich heute Morgen selbst an meinem eigenen Spiegelbild erschrocken habe.

Müde und total erschöpft laufe ich zu meinem Spind, um die Bücher für die erste Stunde rauszuholen. Ich bin gerade dabei, diesen zu öffnen, als mein Blick auf Nick fällt, der nur wenige Meter rechts von mir an seinem eigenen Spind steht. Er sieht niedergeschlagen aus, während er einige Bücher aus diesem herausholt und meine Augen weiten sich entsetzt, als ich sein blaues Auge wahrnehme.

Ich muss dabei einen erschrockenen Laut von mir gegeben haben, da Nick nun seinen Blick in meine Richtung wendet, sodass unsere Blick sich treffen. Ich kann ihn dadurch deutlich ansehen, wie fertig er ist und trotz allem, was in dieser einen Nacht passiert ist, kann ich die Sorge um ihn in diesem Moment nicht abstellen. Denn ich ertrage es nicht, ihn so leiden zu sehen.

Unsere Blicke bleiben aneinander hängen, während keiner ein Wort herausbringt. Es scheint, als würden wir beide den Atem anhalten und nach den richtigen Worten suchen. Können den Blick nicht voneinander abwenden und mir wird bewusst, wie sehr er mir gefehlt hat. Wie gerne ich mit ihm reden möchte, doch ich kann es einfach nicht. Mir fehlen einfach die Worte, weshalb sich dieser Augenblick wie eine Ewigkeit anfühlt.

I need you to save meWhere stories live. Discover now