Kapitel 6

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Liam

Das Klingeln meines Weckers reißt mich aus einem unruhigen Schlaf, weshalb ich es kaum schaffe, die Augen zu öffnen. Ich bin kurz davor, einfach wieder einzuschlafen, doch das Einzige, dass mich davon abhält, ist der Gedanke daran, dann wieder zu verschlafen und mit meinem Vater zur Schule fahren zu müssen. Dieser Gedanke reicht aus, um mich aus dem Bett zu zwingen.

Völlig verschlafen nehme ich in eine kalte Dusche, doch selbst danach fühle ich mich immer noch total erschöpft, weshalb ich mir in der Küche zum Frühstück erstmal einen Kaffee gönne.

Ich bin gerade dabei, meiner Mom ebenfalls eine Tasse einzuschenken, als sie die Küche betritt und mir zur Begrüßung kurz beim Vorbeigehen über die Schulter streicht. Sie setzt sich an unseren Esstisch und ich drehe mich zu ihr um. Ich erkenne, dass sie genauso fertig aussieht wie ich. Scheinbar hat auch sie nicht wirklich gut geschlafen, weshalb sie den Kaffee, den ich ihr reiche, dankbar annimmt. Ich setze mich ihr gegenüber, sodass wir gemeinsam unseren Kaffee trinken können, den wir heute dringend nötig haben.

,,Du siehst müde aus", stellt sie fest und mustert mich leicht besorgt. Ich zucke nur mit den Schultern und teile ihr mit, dass ich einfach nur schlecht geschlafen habe.

Ich habe meinen Kaffee noch nicht einmal leer getrunken, als mein Vater auch schon den Raum betritt und meiner Mom einen kurzen Kuss auf die Stirn gibt.

,,Guten Morgen ihr zwei", begrüßt er uns freundlich, doch ich ignoriere ihn. Stelle meine Tasse in die Spüle und möchte nun einfach nur los, doch als ich an ihm vorbeilaufe, hält er mich an der Schulter zurück.

Wut ergreift Besitz von mir und ich sehe ihn warnend an.

,,Fass mich nicht an!", drohe ich ihm und stoße seine Hand von mir, doch er lässt einfach nicht locker.

,,Wo bist du gestern gewesen?", fragt er mich stattdessen mit fordernden Ton. ,,Mehrere Lehrer haben mir berichtet, dass du nicht zum Unterricht gekommen bist."

Ich verdrehe die Augen und baue mich bedrohlich vor ihm auf. ,,Das geht dich einen Scheißdreck an! Anders als du treibe ich es nicht mit irgendwelchen Weibern, wenn ich nicht dort aufzufinden bin, wo ich eigentlich sein sollte."

Ich habe meine Wut nicht mehr unter Kontrolle, bereue meine Aussage aber sofort, als ich Moms gekränkten Blick wahrnehme. Realisiere, dass ich sie gerade wieder an die schlimmste Zeit ihres Lebens erinnert habe.

,,So redest du nicht mit mir, Liam", wirft mein Vater mir vor, doch ich nehme am Klang seiner Stimme wahr, dass ich ihn mit meiner Aussage getroffen habe. Gut so.

,,Und du hast mir gar nichts mehr zu sagen", knalle ich ihn noch an den Kopf, bevor ich aus dem Raum stürme und meinen Rucksack neben der Treppe schnappe.

Ich habe gerade unseren Vorhof erreicht, als ich meinen Vater nur wenige Meter hinter mir hören kann. 

,,Liam! Warte bitte!", ruft er mir hinterher, doch ich bleibe nicht stehen. Laufe immer weiter Richtung Bushaltestelle.

,,Liam Jordan Fraser!", ruft er noch einmal, weshalb ich ein gehässiges Grinsen nicht unterdrücken kann. Denn meinen vollständigen Namen zu sagen, zieht schon seit Jahren nicht mehr.

Immerhin folgt er mir nicht, weshalb ich die restlichen 10 Minuten entspannt auf den Bus warten kann.

In der Schule angekommen werde ich wieder mit dieser einen Frage konfrontiert, die mich die halbe Nacht wach gehalten hatte. Der Frage, ob ich bereit bin, Nick zu verzeihen. Denn genauso dieser wartet vor meinem Spind auf mich.

,,Hey", begrüßt er mich zögerlich, als ich direkt vor ihm stehe.

,,Hey", erwidere ich kühl und öffne meinen Spind, um die Bücher für dir erste Stunde herauszuholen.

I need you to save meKde žijí příběhy. Začni objevovat