88| Hat er es gesagt?

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Gwen

Seufzend lehnte ich mich gegen seinen Türrahmen, klopfte gegen das Holz. „Ich hab Frühstück gemacht.", sagte ich, doch der Haufen Kissen bewegte sich kein Stück. So ging das nun schon seit Tagen. Ich hatte keine Ahnung, was an diesem Abend passiert war, doch Elijah war seit jeher kaum aus seinem Zimmer gekommen, weswegen ich bereits ahnte, was vorgefallen sein könnte. Es war nicht schwer zu erraten.

„Wirst du heute aufstehen?", fragte ich, aber wartete vergeblich auf eine Antwort. Elijah war tief vergraben unter tausenden Decken und einer fetten Schicht Selbstmitleid. „Du musst was essen, Freak.", meinte ich, nicht bereit auch heute klein beizugeben. „Mom fragt bereits nach dir!", log ich. Tatsächlich hatte ich ihr erzählt, dass er bereits mit Vorbereitungen für die Uni beschäftigt war und deswegen nicht ans Telefon kommen konnte. Die Kissen bewegten sich und ich erkannte ein paar braune Haarsträhnen. „Sag ihr, ich bin krank.", erklang es in einem tiefen Kratzen und ich richtete mich ein Stück auf. Er redete, das war wenigstens etwas. Ich verschränkte die Arme, „Bist du das denn?"

Elijah hielt inne, bevor er sich die Decke wieder über den Kopf zog. Aber so leicht kam er mir nicht davon. Ich nahm Auflauf und lies mich seufzend neben ihn auf die Matratze plumpsen, so dass sie gewaltig federte, und sein Versteck aufgewühlt und sein zerknautschtes Gesicht freigelegt wurde. Ich verschränkte meine Arme hinter meinem Kopf und sah an die Decke. „Ich hab Silas angerufen.", erzählte ich, betont beiläufig und sah aus den Augenwinkeln, wie er sich komplett verspannte. Tatsächlich hatte ich Sy die letzten drei Tage - seit dem Zeitpunkt ab dem ein goldener Ring in meinem Besitz war - versucht ihn zu erreichen. Dachte vielleicht, dass er Elijah aufheitern könnte. Doch nach dem durchgehend seine Mailbox ranging, wurde mir bewusst, was wirklich passiert sein musste. „Er ist nicht ran gegangen.", fuhr ich fort und drehte meinen Kopf zu ihm.

Elijah starrte auf seine Hände, die vor ihm auf der Matratze ruhten, mied meinen Blick. „Erzählst du mir, was passiert sit?", flüsterte ich und seine Augen flirrten zu mir. „Interessiert dich das denn?" Gewohnheitsbedingt zuckte ich fast schon gelangweilt mit den Schultern, „Nicht wirklich, aber seit dem Abschluss habe ich nichts mehr von meinen ach so tollen Freunden gehört, deswegen musst du mich jetzt unterhalten.", log ich und boxte ihm gegen die Schulter. Er verdrehte die Augen, verkroch sich aber nicht wieder unter der Decke. Als er dennoch schwieg, rückte ich ein Stück näher. „Ich werde jedenfalls nicht gehen, bevor du nicht mit der Sprache rausrückst." Sein Blick jagte zur Decke und seine Lieder flatterten, als er die Luft aus den Lungen sties. „Du bist unfassbar nervig, weißt du das?", schoss er zurück, doch ich hörte das Zittern in seiner Stimme. Ich sah ihn auffordernd an und zu meiner Überraschung begann er tatsächlich zu reden.

Zuerst war es zögernd und vorsichtig, doch schnell wurde die ganze Geschichte vor mir enthüllt. Der Kuss auf der Party, Gabe's Erpressung und die Schuld, die er die ganze Zeit mit sich ch herum getragen hatte. Als er geendet hatte, setzte ich mich ruckartig auf, fuhr mir die Haare aus der Stirn. Ich hörte, wie es hinter mir raschelte, als er die Decken zurück schlug. „Bist du... sauer?" Sauer? Ich war unbegreiflich wütend! Elijah rutschte unruhig auf der Matratze hin und her. „E-es tut mir wirklich leid. Ich wollte nicht so tun, als wäre ich du. Ich weiß, dass du Sy mochtest und ich..."
„Verdammte scheiße.", hauchte ich und er verstummte.

Ich sah über die Schulter zu ihm zurück. „Warum hast du nichts gesagt?"
„Was?"
„Das Gabriel so ein Wichser zu dir ist! Du hättest es Mom sagen müssen! Du hättest es mir sagen müssen!", fuhr ich auf und er senkte den Blick. „Ich wollte euch nicht gegeneinander aufbringen." Mein Kopf dröhnte, als ich mich zurück auf die Matraze fallen ließ. „Du bist so ein Volltrottel, Eli."

Dachte er wirklich, wir hätten einfach zugesehen? Dachte er wir hätten uns auf Gabe's Seite gestellt? Gabriel war sowas von fällig!

Ich sah zurück zu Eli. Gäbe es nicht gerade etwas wichtigeres, wäre ich schon längst auf dem Weg ihm die Hölle heiß zu machen. „Du weißt, dass ich ihm den Arsch aufreißen werde, oder?", brummte ich und seine Augen wurden riesig. „Gwen, das-" Ich hob die Hand und unterbrach ihn. „Ich bin nicht sauer auf dich! Jedenfalls nicht wegen der du-bist-ich-Scheiße. Aber wenn du nicht willst, dass ich es werde, antwortest du mir jetzt wahrheitsgemäß!" Zögerlich nickte er und ich seufzte angespannt.

„Hast du ihm, dass alles so erklärt wie mir?" , forderte ich zu wissen uns sein Blick war Antwort genug. Erschöpft rieb ich mir über die Stirn. „Elijah!"

„Ich hab ihm gesagt, dass es Gabe war! Er weiß es aber ... Er hasst mich, Gwen! Und er hat jedes Recht dazu, I-Ich habe ihm weh getan!", brabbelte er und seine Augen glänzten verräterisch. „Hat er das gesagt?"
„Was?"
„Hat Silas Green dir klipp und klar gesagt, dass er dich hasst?" Ich konnte nicht glauben, dass Silas Green jemals diese Worte aussprechen würde.

Sein Adamsapfel hüpfte schwer, als er schluckte. „Das ... Das musste er nicht. Er hat mit mir Schluss gemacht. Sein Blick, er-"
„Aber er hat es nicht gesagt!", warf ich dazwischen. Verdammt, jeder wäre sauer, wenn er sowas erfahren würde! Dass hieß aber nicht, dass es keine Chance mehr für die Beiden gab!

Gequält verzog er sein Gesicht. „Er hat mich Elijah genannt." Ich runzelte die Stirn, verstand nicht. Ich schnippte ihm gegen die Stirn, sodass er mich wieder ansah. „Du musst es ihm erklären. Und zwar alles! Und nicht, wenn er gerade scheiße wütend auf dich ist!", fuhr ich auf und er sah mich überrascht an.  „Seit wann ist dir unsere Beziehung so wichtig?" Mein Mund klappte zu. Ich wusste, wie seine Frage eigentlich lautete.

Seit wann war er mir so wichtig?

Ich konnte ihn nicht dafür verurteilen, dass er an mir zweifelte, nach all den Jahren der Gleichgültigkeit. Aber... Ich starrte auf die tiefen Augenringe, seinen zerstörten Blick, und vergrub meine Hand in meiner Tasche, spürte den Ring, den ich nun an seiner Stelle hütete wie einen Schatz. „Es geht um den Ruf unserer Familie.", schnaubte ich, plötzlich seltsam verlegen, und sprang auf. „Ein Montgomery wird nicht sitzen gelassen. Er lässt sitzen, kapiert?"

Ich zog den Ring hervor und drückte ihn in seine Hand, zog meinen Griff zurück, bevor er ihn ablehnen konnte. Fast schon ängstlich sah er darauf hinab. „Beweg deinen Arsch aus deinem Bett und lass dich nicht von Gabe und seinen kindischen Spielen unterkriegen." Ich erhob mich und stiefelte auf die Tür zu. Da nun Eli geklärt war, hatte ich nun einen anderen Bruder mit dem ich noch was zu klären hatte.

Bevor ich endgültig verschwand drehte ich mich nochmal um. „Wenn ich wieder komme, fahre ich dich zu den Greens! Und dann regelst du deinen Scheiß, verstanden?"

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