2| Von Freaks und Trotteln

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Bleed It Out
Linkin Park

Elijah [ I• lai• scha ]

Wenn man schweigt, denken viele Menschen, man kann nicht Nein sagen. „Shit, Elijah! Hab ich dir nicht gesagt, du sollst heute Frühstück machen?" Ich sah von meinen Cornflakes auf. Die Kopfhörer in meinen Ohren dröhnten die Stimme von meinem Stiefbruder aus, während er wütend die Küchenschränke aufriss. Aber das stimmte nicht. Ich drehte die Musik lauter und zeigte ihm den Mittelfinger.

Mach's dir doch selbst.

Seine Haare, noch nass von der Dusche, tropften die komplette Küche voll, während er sich die Packung meiner Cornflakes schnappte und sie sich trocken in den Mund kippte. Die Hälfte viel daneben. Ich las seine Lippen, wie er ein paar wüste Beschimpfungen aussprach, bevor er aus der Küche stiefelte und ich wieder dazu über ging meine Cornflakes zu essen. Gabe's Wutausbrüche waren nichts Neues, es zu ignorieren, war die beste Methode. Ich stopfte mir gerade einen weiteren Löffel in den Mund, als mich jemand vehement auf die Schulter tippte. „Hallo?", dieser jemand, zog mir die Stöpsel aus den Ohren und ich drehte mich genervt nach hinten. Was denn nun? Gwen hatte ihre Hände auf ihre Hüften gestemmt und sah mich kopfschüttelnd an. „Dreh das nicht immer so laut! Leute wollen vielleicht mit dir reden?" Ich starrte sie einfach nur abwartend an, beobachtete wie sie die Nase rümpfte. „Nun komm schon! Wir müssen los, oder du kannst den Bus nehmen.", sie drehte sich um und stolzierte bereits Richtung Tür. „Wäre mir sowieso lieber."

Seufzend stellte ich meine Schüssel in die Spüle, schnappte mir meine Tasche und folgte Gwen. Ich zog mein Handy aus meiner Hose und scrollte durch meine Playlist, während ich mich in ihr Cabrio schwang. Ich hatte kein eigenes Auto und war deswegen auf sie oder den völlig überfüllten Bus angewiesen. Gwen war nett genug mich mit zur Schule zu nehmen, aber nur weil ich sie dafür öfter völlig betrunken von irgendwelchen Partys abholte, ohne Mom was davon zu sagen. Es war ein unausgesprochener Deal.

Wir fuhren eine Weile schweigend, bis ich merkte das sie den Blinker setzte. Ich hatte gehofft, dass heute eine Ausnahme sein würde.

Ich unterdrückte ein Stöhnen als der Wagen in die Einfahrt des Muck Anwesen fuhr. Ich warf einen Blick zu meiner Schwester, die starr nach draußen sah. Ihre Hände waren angespannt um das Lenkrad und ihr Mund seltsam verzogen, aber nur solange, bis eine junge Frau in unserem Sichtfeld auftauchte und Gwen ein ganz anderer Mensch wurde. So wie jeden Morgen. Ich hörte das aufgesetzte Quietschen selbst durch die viel zu laute Musik und unterdrückte ein Augenrollen. Cecilia Muck schwang sich auf den Beifahrersitz und warf mir einzig einen abfälligen Blick im Rückspiegel zu, bevor sie bereits begann zu plappern. Unaufhaltsam, aufdringlich wie immer.

Cecilia, oder auch Cece, war die beste Freundin meiner Schwester und der einzige Mensch, den ich kannte, der mit seiner Stimmlage wahrscheinlich mit Fledermäusen kommunizieren konnte. Die beiden waren bereits befreundet, seitdem ich in diese elendige Stadt kam. Auch wenn ich nicht verstand was genau an ihrer Beziehung eine Freundschaft sein sollte, schienen sie unzertrennlich. Ich hatte schon oft beobachtet, wie ihre Gespräche einfach nur ein Haufen scheinheiliger geheuchelter Komplimente war, die nichts an anderes waren als schlecht versteckte Beleidigungen.

Genau einmal hatte ich versucht mit Gwen darüber zu reden. Ihr klar zu machen, dass ihr Cece nicht gut tat. Sie hat mir deutlich zu verstehen gegeben, dass mich das absolut nichts anzugehen hat. Seitdem mischte ich mich nicht mehr ein. Schwieg, wie immer.

Cece beugte sich zu Gwen, die gerade an einer roten Ampel zum stehen kam, als würde sie ihr ein Geheimnis anvertrauen, versuchte aber nicht einmal ihre Stimme zu senken. „Warum ist denn der Freak wieder hier?" Sie wollte, dass ich es hörte. Es war mir egal. Ich legte den Kopf schief, begegnete ihrem Blick herausfordernd im Rückspiegel, sodass sie erschrocken weg sah. Ich unterdrückte ein Schnauben. Gwen sah kurz zu mir, zuckte mit den Schultern.

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