42 - Kevin

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Kevin wurde mit einem Mal schlecht. Er war in dem Moment zu den anderen gegangen, als sie Lars darüber ausfragen wollten, wem er das Herz gebrochen hatte. Mal wieder eins dieser dummen Spiele. Aber gleichzeitig stellte sich Kevin die Frage, ob sie es nicht eh alle schon wussten. Claudia und Marco wussten es zumindest. Und die anderen vier? Hatten Linda, Annalena, Robert und Christian nicht längst mitbekommen, was da bei Lars und ihm passiert war? Zumindest eine Ahnung hatten sie wahrscheinlich. Und wie Lars jetzt zu ihn schaute, zeriss Kevin mal wieder das Herz. Es war dieser entschuldigende Blick, den Kevin einfach nicht mehr sehen wollte. Er wollte nicht immer dran erinnert werden, was er Lars gebeichtet hatte. Aber genauso ging es ihm auf die Nerven, wie alle ihn nun in Watte packen wollten. Nur, weil sie wussten, dass das alles ein wenig schief gelaufen ist. Sollten sie es doch einfach alle wissen! Wissen, was zwischen Lars und ihm passiert war.

"Als ob ihr es nicht eh schon alle wüsstet!", warf Kevin deshalb leicht aufgebracht in den Raum und wurde daraufhin mit einem panischen Blick von Lars bedacht. So langsam schienen die anderen zu verstehen, denn auch Robert, Linda und Annalena schauten immer wieder zwischen den beiden Sozialdemokraten hin und her. Und hatten nun einen wissenden Ausdruck. Ihnen war ja klar, dass etwas bei Lars und Kevin passiert war. Und so wie Kevin gerade reagiert hatte. Nur Christian stand noch ziemlich auf dem Schlauch.

"Wie? Woher sollten wir das denn wissen?", fragte er irritiert und trug damit ein wenig zur Erheiterung bei. Aber die Stimmung war trotzdem angespannt.

"Ich glaube wir sollten wirklich nicht weiter darüber sprechen. Es geht uns ja eigentlich nichts an.", brachte sich dann Marco ein. Und eigentlich hatte er Recht, dachte sich Kevin. Es ging sie alle nichts an. Aber trotzdem wussten sie es jetzt. Zumindest mehr oder weniger. Und Kevin war es egal. Schlechter fühlte er sich dadurch kaum noch. Auch wenn er wusste, dass es vielleicht nicht die beste Idee war, dass ihre Konkurrenten über seine Gefühle Bescheid wussten. Aber an einem Abend wie diesem interessierte es ihn eher weniger. Doch die Stimmung war jetzt ziemlich am Boden. Die anderen beschlossen, dass sie nicht weiter spielen sollten. Obwohl sie doch gerade erst angefangen hatten. Und Kevin tat es Leid. Er hatte es mal wieder geschafft, die Stimmung zu vermiesen. Und das, obwohl es doch ein schöner Abend werden sollte. Aber zum Glück hatten sie ja Claudia.

"Soo ihr Lieben, damit wir mal wieder etwas Spaß haben, habe ich etwas Stoff für uns mitgebracht. Also wenn ihr mit auf die Terrasse kommen wollt, dann gerne.", lachte die Grüne und Kevin fragte sich, warum das eigentlich klar war. Und bevor Fragen aufkamen, war Claudia schon nach draußen verschwunden. Kevin blieb noch einen Moment sitzen, bevor er auch nach draußen gehen würde und beobachtete die anderen. Annalena stand euphorisch auf und zog Linda mit. Kevin dachte sich seinen Teil dazu. Die Liberale schien jedoch nicht so begeistert zu sein. Vielleicht war sie zu vernünftig, um zu kiffen. Aber letztlich lief sie dann doch gemeinsam mit Annalena Richtung der Terrasse. Robert und Christian machten sich dann auch gemeinsam auf den Weg und schienen deutlich motivierter. Klar, die beiden waren dem Ganzen wahrscheinlich deutlich aufgeschlossener. Als Kevin nur noch alleine mit Marco und Lars war, wollte auch er schnell nach draußen verschwinden. Aber Lars hielt ihn zurück.

"Kevin... Bitte sag hier heute nichts, was du nachher bereust...", sprach Lars leise und ja, er schien besorgt. Aber war es wirklich Sorge? Kevin konnte es sich eigentlich nicht vorstellen. Wobei, es ging ja auch um Lars' Ansehen.

"Keine Sorge, du wirst schon unbeschadet aus der ganzen Sache heraus kommen. Und der Rest ist mein Problem.", brachte Kevin nur heraus und wollte dann endlich dieser Situation entfliehen. Und er sah, wie Olaf, Marie-Agnes und Bärbel sich auch gerade auf den Weg nach draußen machten. An die könnte er sich doch gut hängen. Und so ließ er Lars einfach stehen, ohne ihn antworten zu lassen.

Draußen hatten sich schon Linda, Annalena, Robert und Christian auf ein Ecksofa gesetzt und überall lagen Decken. Das war auch wirklich nicht die schlechteste Idee, immerhin war es nach wie vor ziemlich kalt. Der leere Platz neben Annalena war wohl für Claudia reserviert, die kurz nach Kevin mit mehreren Joints in der Hand wieder kam. Neben dem Sofa waren einige Sessel verteilt, auf denen sich schon der Kanzler, Marie-Agnes und Bärbel niedergelassen hatten. Kevin tat es ihnen gleich. Und kurz darauf kamen auch noch Marco und Lars dazu. Sie waren also vollständig. Und es schien für niemanden auch nur ansatzweise komisch zu sein, was Claudia da tat. Nichtmal der Kanzler beschwerte sich darüber, dass bei ihnen gleich Drogen konsumiert werden würden. Wobei, Alkohol stand ja nach wie vor bei ihnen auf dem Tisch. Das war ja im Endeffekt auch nicht wirklich besser. Und Kevin war möglicherweise auch minimal froh, dass Claudia sie mit Joints versorgen konnte. Dann würde er sich vielleicht den Rest des Abends besser fühlen. Und die ganzen quälenden Gedanken vergessen.

"Was ihr noch nicht wisst, wir haben die Location hier bis Morgen reserviert und im oberen Stockwerk gibt es Schlafzimmer, die wir auch nutzen dürfen.", erklärte Olaf noch. Und Claudia vollendete die Erklärung des Kanzlers:

"Also haltet euch nicht zurück und lasst mich hier bloß nicht wieder den ganzen Stoff mit nach Hause nehmen."

Die Gruppe lachte und selbst der Kanzler schien wirklich entspannt zu sein. So kannte selbst Kevin ihn noch nicht. Naja, in den letzten Jahren war Olaf auch nicht wirklich gut auf Kevin zu sprechen. Und andersherum war es auch nicht anders. Also war es wahrscheinlich kein Wunder, dass Kevin ihn so noch nie erlebt hatte. Aber irgendwann gab es ja für alles ein erstes Mal.

Geduldig wartete Kevin auf den Joint, der mittlerweile herum gereicht wurde. Doch zunächst hing dieser noch bei der Gruppe auf dem Ecksofa fest. Was dann doch irgendwann zu Ungeduld bei Kevin führte. Annalena hingegen versuchte Linda davon zu überzeugen, doch wenigstens auch mal zu probieren. Die Grünen waren selbstverständlich dabei. Aber Linda war nicht wirklich überzeugt.

"Aber Linda, jetzt hast du doch mal die Chance. Außerdem sind wir doch alle da und passen auf, dass nichts passiert. Und wir können ja auch alle hier bleiben diese Nacht.", redete Annalena auf Linda ein. Und auch Christian sprang der Grünen zur Seite.

"Mach dir keine Sorgen, Linda. Wir werden nachher alle nichts mehr wissen.", lachte Christian und Robert schaute dann doch ein wenig irritiert zu ihm. Und flüsterte dem FDP-Chef irgendetwas zu, was Kevin nicht verstehen konnte. Schade aber auch.

Irgendwann wurde der Joint dann doch mal weiter gereicht, auch wenn Linda noch nicht überzeugt werden konnte. Aber naja, das war Kevin dann auch egal. Und er war froh, als er auch endlich den herumgereichten Stoff inhalieren konnte. Doch kurz danach fragte er sich, ob er schon halluzinierte. Das kannte er so von sich noch nicht. Und es war beileibe nicht das erste Mal, dass er Cannabis konsumierte. Als er noch stärker bei den Jusos aktiv war, gehörte das durchaus zu informellen Treffen dazu. Auch wenn es natürlich alles andere als legal war. Aber seine Gedanken waren bei der Gestalt, die sich im Dunkeln abzeichnete. Zunächst konnte er nicht direkt erkennen, wer da plötzlich hinter den Büschen, die sie eigentlich sehr gut von der Außenwelt abschirmten, erschien. Die anderen schienen die Person noch nicht erkannt zu haben.

Und ein wenig Panik stieg in Kevin auf. Was, wenn das irgendjemand war, der ihnen etwas antun wollte? Oder der sie verpfiff? Immerhin konsumierten sie hier gerade Drogen. Als Regierung. Die Cannabis noch nichtmal legalisiert hatte. Aber Kevin's Gedanken wurden immer langsamer und einen Moment dachte er doch, dass es nur Einbildung war. Der Gedanke war zumindest beruhigender. Und scheinbar war er wirklich der einzige, der diese Gestalt bemerkt hatte.

"Was macht ihr denn hier ohne mich? Also wirklich Claudia! Da hab ich mehr erwartet.", sprach diese Gestalt plötzlich und alle schreckten auf. Und endlich konnte Kevin erkennen, wer dort stand.

"Cem! Erschreck uns doch nicht so.", rief nun Claudia und musste dann doch lachen.

Kevin hatte sich nicht geirrt. Dort stand der Landwirtschaftsminister Cem Özdemir, wohlgemerkt mit seinem Fahrrad. War er also so hierher gekommen? Aber woher wusste er denn, dass sie dort waren?

"Ich glaubs ja nicht. Ihr veranstaltet hier einfach eine Bubatz Party ohne mich! So kann es ja nicht gehen.", lachte der Grüne, bevor er sich zu den anderen gesellte. Und Kevin war immer noch etwas verwirrt, ob das hier wirklich Realität war. Oder die Symptome seines Konsums.

Soo, der Abend geht weiter :) Und ohne Cem kann sowas natürlich nicht stattfinden.

Wie gefällt euch das Kapitel? Ich hoffe, es ist ganz in Ordnung geworden :) Ich danke euch fürs Lesen und bis zum nächsten Kapitel.

Fahrt ins UngewisseUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum