33 - Claudia

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Am Nachmittag lief Claudia über das Gelände ihrer Unterkunft und wollte sich mal wieder einen Überblick verschaffen, wie die Stimmung in der angereisten Koalition so war. Nach dem letzten Abend und der letzten Nacht war ja so einiges geschehen. Und Claudia war nicht so ganz unschuldig daran. Das war ihr schon klar. Aber ihre Laune war trotzdem super! Immerhin ging es Annalena besser. Und das war für sie momentan das Wichtigste. Apropos, das Haus von Annalena und Linda stand leer. Natürlich war Linda sofort mit ins Krankenhaus gefahren, als die Nachricht kam, dass Annalena Besuch empfangen durfte. Und das stimmte Claudia ziemlich zuversichtlich, aus den beiden würde sicherlich etwas werden. Hoffentlich durchkreuzte Daniel einfach nicht diesen Plan. Sie würde es Annalena und Linda so sehr gönnen, wenn die beiden glücklich werden könnten. Passten sie nicht einfach wirklich gut zusammen?

Im angrenzenden Haus war ebenso wenig los, Bärbel und Marie-Agnes wollten sich wohl von der anstrengenden Nacht erholen. Hatte Claudia eben erfahren, als sie Marie-Agnes unverhofft aus dem Schlaf geholt hatte. Konnte sie ja nicht wissen, dass die beiden so gar nichts wegstecken konnten! Wie das wohl wäre, wenn sie mal zu dritt ordentlich etwas Trinken würden? Da würden die zwei anderen Frauen wohl noch Tage danach fertig sein. Konnte Claudia ja so gar nicht nachvollziehen. Vielleicht sollte sie ihre Pläne für den letzten Abend nochmal überdenken. Naja, sie würden schon sehen. So leicht ließ sich Claudia nicht von ihren Plänen abbringen. Außerdem wollte sie den ganzen Alkohol und den anderen guten Stoff nicht umsonst mitgebracht haben. Und ihr Ziel war es nach wie vor, Olaf dazu zu bringen, endlich auch mal zu kiffen. Wie konnte Deutschland denn bitte einen Bundeskanzler haben, der noch nie etwas konsumiert hatte? Claudia fand das, als Bürgerin selbstverständlich, viel zu langweilig und nicht hinnehmbar. Deshalb würde sie ihren Plan erstmal weiter verfolgen.

Am nächsten Haus hätte Claudia sich am liebsten die Ohren zugehalten. Aus dem Haus von Kevin und Marco dröhnte laut Musik von Roland Kaiser. Wie schrecklich! Wie konnte Marco das nur aushalten? Claudia wurde ja schon innerhalb weniger Sekunden verrückt, als sie das hörte. Aber so sehr es ihr auch in den Ohren schmerzte, wusste sie doch den Grund, warum Kevin sich wahrscheinlich ablenken musste. Ihr Plan am gestrigen Abend war vollkommen nach hinten losgegangen. Also prinzipiell eigentlich nicht. Immerhin war es ja das Ziel von ihr und Marco, dass Lars und Kevin miteinander redeten. Und das hatten sie ja offenbar getan. Nur war das Ergebnis alles andere als gut. Natürlich hatte sie von Lars mitbekommen, was passiert war. Immerhin lebten sie im selben Haus. Und natürlich hatte Lars ihr auch ein wenig die Schuld daran gegeben, was passiert war. Wahrscheinlich war sie auch irgendwie Schuld. Aber letztendlich lag es auch bei Kevin und Lars. Und in erster Linie bei Lars, der Kevin offenbar ziemlich zurück gewiesen hatte. Und jetzt seine Emotionen in der Musik von Roland Kaiser versenkte. Claudia hatte eben noch mitbekommen, dass Lars nochmal zu Kevin gegangen war. Vielleicht sollte sie ihn gleich nochmal fragen, was er ihm gesagt hatte. Aber Lars würde wahrscheinlich eh nicht mit der Sprache raus rücken. Es war schon schwer genug, etwas über den letzten Abend herauszufinden. Und in dem Moment sah sie auch, wie Lars ihr Haus verließ und Joggen ging. War ja klar, dass er vor alldem weglief. So gut kannte sie ihn zwar noch wirklich nicht, aber er schien immer zu laufen, wenn es irgendwelche Probleme gab.

Also würde sie wohl in der nächsten Zeit wohl eher nicht nochmal mit ihm reden. Aber gut, sie konnte leider auch nicht alles regeln. Letztendlich waren die beiden Sozialdemokraten Erwachsen und für sich selbst verantwortlich. Und Claudia konnte da dann auch nicht mehr eingreifen. So sehr sie sich auch wünschte, zumindest Kevin helfen zu können. Das musste sicherlich schrecklich für ihn sein, diese Situation. Hatte sie selber schon oft genug erlebt, wie das war, wenn man unglücklich verliebt war. Das war kein schönes Gefühl. Vielleicht sollte sie lieber nochmal einen Blick auf Kevin werfen, denn offenbar schien er nicht sonderlich gut mit der Situation umgehen zu können. Aber gut, das war wohl mehr als verständlich. Das würde sie später nochmal in Angriff nehmen.

Davor kam sie allerdings noch an dem Haus von Christian und Robert vorbei. Und was sie da hörte, zumindest wenn sie ihre guten Ohren genau spitzte, brachte sie dann wieder zum Lachen. Offenbar hatten Christian und Robert so ihren Spaß, was sie vor allem durch Christians, nunja, lautere Stimme wahrnehmen konnte. Schon ein wenig unangenehm für sie als Außenstehende, aber wahrscheinlich wollten die beiden noch die Zeit nutzen, in der ihre Frauen noch nicht da waren. Das würde wahrscheinlich auch noch in einem Drama enden. Aber da würde sich Claudia dieses Mal nicht einmischen. Das müssten die beiden Männer schon hinbekommen. Und so wie es ihr schien, kriselte es zwischen den beiden zumindest nicht. Und das war doch wenigstens etwas gutes. Nur sollten die beiden vielleicht auch mal daran denken, wenn sie schon ihren Spaß miteinander hatten, dass sie nicht so auffällig waren. Zumindest nicht so auffällig, wie jetzt gerade. Sonst würden es bald deutlich mehr Menschen wissen.

Als sie sich so umschaute, stellte sie fest, dass am anderen Ende des Geländes ein Mann herumlungerte, den sie nicht kannte. Deshalb reagierte sie einfach und klopfte ziemlich laut an die Tür von Robert und Christian. Hoffentlich würden sie verstehen, was sie ihnen damit vermitteln wollte. So leid es ihr auch tat, die beiden unterbrechen zu müssen. Aber wenn irgendjemand Fremdes von den beiden erfuhr, dann könnte sie das ganz schnell in große Schwierigkeiten bringen. Auch wenn Claudia das nicht hoffte. Und tatsächlich verstummten die beiden Männer, weshalb Claudia sich langsam wieder von dem Haus entfernte. Die beiden mussten ja nicht wissen, dass sie diejenige war, die sie gestört hatte. Sonst würde Robert sie bestimmt hassen. Und das musste ja nicht sein.

Claudia fühlte sich in ihrem Vorhaben bestätigt, als der fremde Mann zielstrebig auf sie zukam. Irgendwo her kam der Mann ihr bekannt vor. Aber sie wusste nicht, wer er war. Er gab ihr allerdings ein schlechtes Gefühl. Irgendetwas war an dem Mann komisch.

"Frau Roth! Stimmt es, dass Frau Baerbock im Krankenhaus liegt?", fragte der Mann sie plötzlich mit lauter, aufgeregter Stimme.

"Wer sind sie überhaupt? Und was machen sie hier? Ich befürchte, dass sie das gar nichts angeht.", fragte Claudia abwartend. Wer war das denn?

"Das tut doch überhaupt nichts zur Sache. Stimmt es denn? Und stimmt es, dass diese Fahrt nur Streit herauf beschworen hat in der Koalition?", fragte der Mann aufdringlich weiter. So langsam verlor Claudia die Geduld.

"Wie sind sie überhaupt hierher gekommen? Haben sie die Sicherheitsleute hier rein gelassen?"

Der Mann zuckte nur mit den Schultern und grinste hämisch. Claudia war kurz davor, ihre Sicherheitsleute zu rufen. Aber eigentlich mochte sie es nicht, Probleme durch andere lösen zu lassen. Und gefährlich kam ihr der Typ auch nicht vor. Aber dann sah sie etwas komisch an seiner Umhängetasche. Es sah aus wie eine kleine Kamera. So wie man es bei einer versteckten Kamera kennt. War sie hier schon wieder bei Verstehen Sie Spaß gelandet? Wahrscheinlich nicht. Es würde sie zumindest sehr wundern. Und deshalb wurde sie so langsam richtig sauer. Wer filmte sie da so heimlich?

"Haben sie da etwa eine Kamera? Entweder sie sagen mir jetzt sofort, wer sie sind und was sie hier wollen, oder ich rufe den Sicherheitsdienst!", rief sie aufgebracht. Das brachte den Mann dazu, leicht zurück zu schrecken. Offenbar war Claudia jetzt wohl etwas einschüchternd. Denn der Mann druckste einige Zeit herum, bis er eine Antwort gab.

"Da sie doch so sehr an Pressefreiheit interessiert sind, sollten sie vielleicht nicht mit den Medien so umgehen. Abgesehen davon haben die Bild Leser verdient zu erfahren, was hier vor sich geht. Und die Opposition auch."

Ungläubig schüttelte Claudia den Kopf. Richtig, der Mann lief sonst schonmal mit einem Bild Mikrofon durch die Gegend. Und jetzt war er hier einfach eingedrungen. Und das war Grund genug, endlich das Sicherheitspersonal zu informieren. Die den Mann dann vom Gelände herunter brachten. Ungläubig starrte Claudia dem Mann hinterher. Wie unangebracht konnten solche Zeitungen nur sein. Und Claudia staunte nicht schlecht, als sie plötzlich auch noch das Geräusch von einem Flugzeug über sich hörte. Hoch am Himmel flog ein kleines Flugzeug, was dem sehr ähnlich sah, was Friedrich Merz flog. Was war denn hier bloß los? Hing die Opposition vielleicht auch da drin? Immerhin hatte dieser komische Journalist auch solche Andeutungen gemacht. Aber das war ihr jetzt auch egal. Vielleicht war es auch nur ein blöder Zufall. Immerhin konnte sie das Flugzeug schon gar nicht mehr sehen. Vielleicht hatte ihre Intuition ihr da einen Streich gespielt.

Sooo, nach einigen Tagen Pause gehts hier auch weiter :)
Ich hoffe, dass es euch nach wie vor gefällt und das Kapitel nicht zu langweilig ist!

Fahrt ins UngewisseWhere stories live. Discover now