Kapitel 15

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"Hey Devin", begrüßte Selin ihn. Mein Magen verkrümmte sich und es tat einfach nur weh.
"Hey S-", dann sah er mich und war bestimmt genau so geschockt wie ich. Meine Lippen spalteten sich und ich starrte ihn einfach nur an. Er mich ebenfalls.
"Kennt ihr euch?", fragte Selin und zeigte mit ihren Zeigefinger zwischen uns herum. Sie hatte anscheinend unsere verwirrten Blicke mitbekommen. Ich wollte sagen, dass wir uns vom Sehen her kennen, aber mir wurde die Entscheidung abgenommen.
"Nein", kam es aus Devin's Mund geschossen. Sein Oberkörper spannte sich nach seiner Antwort an und er wirkte nervös, als würde er auf meine Reaktion warten. Ich riss nur meine Augen weiter auf und starrte ihn mit einem leeren Blick an.
Nein?
Den dicken Kloß in meinem Hals schluckte ich tief runter. Es verletzte mich, dass er mich verleugnete. Und vor allem, dass er etwas mit Selin am Laufen hatte. Sie schwärmte schon seit längeren von ihm und das bestimmt nicht ohne Grund. Ich war den Tränen nahe, doch unterdrückte diese mit einem mehrmaligen Blinzeln. Mit meinem Daumen wischte ich leicht die Stelle unter meinem Auge und achtete darauf, dass sich nicht von meinem Make-Up verschmierte. Ich darf jetzt nicht nachgeben!
Wenn wir uns nicht kennen dann kennen wir uns halt nicht. Dann kann ich mich auch so benehmen!
Ich lächelte ihn diesmal mit einem Fake-Lächeln an worauf ich einen verwirrten Blick von ihm kassierte. Selin merkte die dicke Luft zwischen uns nicht mehr und führte ein Gespräch mit ihm, während ich mich mit meinen Fingern beschäftigte. Ich bemerkte wie er einige Male zu mir rüber geschaut hatte, doch ignorierte es bis auf ein einziges Mal. Als er dann weg war verabschiedete er mich nicht. Schließlich kannten wir uns ab diesen Moment nicht mehr.
Selin war nachdem kleinen Besuch von Devin der glücklichste Mensch auf Erden und wollte mit mir darauf anstoßen, wobei ich einige Gläser zu viel getrunken hatte.

Mert's Sicht.
"Aleyna soll ich dir noch helfen?", fragte ich sie während sie verzweifelt an ihrem Schreibtisch saß und für eine Arbeit lernte. Sie tat mir am meisten Leid, denn sie hatte bei dem Streit meiner Eltern keine Bezugsperson. Inzwischen war ich wieder daheim, nur meiner Schwester zur Liebe.
"Nein ich schaff das schon", sagte sie und lächelte mich an.
"Ok."
Wo meine Eltern zu diesem Zeitpunkt waren, war mir unklar. Mir war nur bewusst, dass sie vor dem Wochenende nicht da sein würden. Ich schlenderte in die Küche und holte dort eine Cola und setzte mich dann auf das Sofa im Wohnzimmer. Mit der Fernbedienung schaltete ich auf ein Fußballspiel und schaute mir dieses ein.
Mein Handy hörte ich aus dem Wohnzimmer aus klingeln und lief in den Flur, da es dort auf der Kommode lag. Ich las ihren Namen ab und hob sofort ab.
Zuerst nahm ich mehrere Leute im Hintergrund wahr und leise Musik.
"Schaust du gerade einen Film?", fragte ich.
"Neeeeeeeeeee", zog sie das Wort in die Länge. Ich musste kurz Lachen, aber es verging als die Menschen an der anderen Leitung lauter wurden.
"Ela wo bist du?"
"Diamant", kicherte sie.
Diamond Shisha Bar.
"B-bist du betrunken?", fragte ich vorsichtig. Ich konnte noch nie mit betrunkenen Menschen umgehen. Mein Vater war ab und zu betrunken.
"Ela!", forderte ich sie auf zu sprechen.
"Aua. Schrei doch nüt."
"Wir haben unter der Woche seit wann gehst du da trinken? Oder eher gesagt seit wann trinkst du?"
"Ein büssl darf ich ja mal oder nit?"
Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare und sprach in die Leitung, "mit wem bist du da."
"Mit Freundeeeen. Kannst du müch abhulen?"
"Hat' ich bei deinem Zustand auch vor. Fuck wieso Ela? Wieso trinkst du?"
Nun hörte ich sie schluchzen.
Oh Lord. Ich wollte sie doch nicht zum weinen bringen.
"Geh nicht weg ich bin auf dem Weg", sagte ich und legte auf damit ich sie nicht weiter weinen hören musste. Ich ging hoch in Aleyna's Zimmer und sagte ihr Bescheid, dass ich gleich wieder kommen würde und bevor sie fragen konnte ging ich auch wieder runter, um mir die Schuhe anzuziehen. Mit den Autoschlüsseln verließ ich das Haus und stieg ins Auto ein. Es war schon ziemlich dunkel, weshalb ich behutsam zur Shishabar fuhr. In dieser Shishabar war ich früher ein paar Mal. Als ich dann dort ankam sah ich sie am Eingang stehen, sie bemerkte das Auto und lief auf das Auto zu. Sie torkelte zum Auto und ich hatte Angst, dass sie hinfallen würde, doch sie schaffte es einigermaßen. Wahrscheinlich hatte sie gar nicht so viel getrunken bloß konnte sie es nicht so gut vertragen.
Sie setzte sich auf den Sitz und erst jetzt bemerkte ich ihr knappes Outfit. Mit wem war sie unterwegs? Sie würde so niemals rausgehen!
"Alles ok?", fragte ich vorsichtig, doch sie antwortete nicht und als ich in ihr Gesicht sah, bemerkte ich, dass sie in so kurzer Zeit schon eingeschlafen ist. Ich konnte sie jetzt schlecht in diesem Zustand nach Hause fahren ihr Vater würde sie wortwörtlich umbringen. Und ihre Mutter erst!
"Soll ich dich zu-", dann stoppte ich mich selbst und fuhr einfach los, da sie mir im Schlaf unmöglich antworten würde.
Als ich dann vor unserer Haustür war stupste ich sie an, "Wir sind da Ela."
Sie murmelte nur, "Lass mich in Ruhe" und drehte sich auf die Seite vom Fenster.
Wenn sie es so will.
Ich stieg aus dem Auto und öffnete dann die Tür auf ihrer Seiter. Behutsam legte ich meinen linken Arm unter ihren Rücken und den anderen unter ihre Kniekehle, so trug ich sie hoch. Bei den Treppen ins erste Stockwerk wurde sie langsam wach und schaute mich an. Dann fasste sie mir mit ihrem Finger über meine Lippen.
"Die sind weich", kicherte sie und machte weiter. Sie drückte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen und kicherte dann als sie sich löste. Eindeutig der Alkohol.
Ich war etwas überrascht von ihrer Geste.
"Du bist so krank Ela", lachte ich. Normalerweise sagte sie das immer zu mir, nun war es andersrum. Als wir in meinem Zimmer ankamen setzte ich sie an meinem Bett ab und sie rieb sich die Schläfen.
"Willst du was trinken?"
Sie nickte nur und ich verließ mein Zimmer. Bevor ich in die Küche ging schaute ich noch bei Aleyna vorbei, die auf ihrem Schreibtisch eingeschlafen ist. Bei diesem Anblick musste ich schmunzeln und trug sie ebenfalls zu Bett, wahrscheinlich wollte sie auf mich warten. Nachdem ich in der Küche das Glas Wasser geholt hatte, gab ich es Ela in meinem Zimmer.
"Willst du mit den Klamotten schlafen?"
Sie schaute mich an und zuckte ihre Schultern. Ich nahm ein weißes T-Shirt und eine Jogginhose aus meinem Schrank raus und überreichte ihr diese.
"Du kannst dich hier umziehen ich geh' solange aufs Klo."

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