Kapitel 12

3K 131 2
                                    

Als ich daheim ankam ging ich noch ein aller letztes mal den Stoff für die morgige Prüfung durch. Nach diesem harten Tag ging ich dann auch schon schlafen.
Am morgen nahm ich den unangenehmen Ton meines Weckers war und quälte mich langsam aus meinem Bett. Um mich erstmal frisch zu machen ging ich duschen. Nachdem duschen trocknete ich meinen Körper ab und zog mich schnell an. Meine Haare föhnte ich nur kurz. Danach weckte ich Emir, da er sich ebenfalls für die Schule fertig machen musste. In der Küche frühstückte ich noch schnell und dann machte ich mich auf den Weg in die Schule.
"Viel Glück", wünschte mir Leyla als wir uns im Flur trafen.
"Dir auch", entgegnete ich ihr. "Du schaffst das schon", munterte ich sie auf, da sie die ganze Zeit von einem schlechten Gefühl sprach und wie unvorbereitet sie doch sei. Es klingelte und somit lief ich in das Zimmer. Die Tische wurden schon umgestellt, sodass sich jeder an einen beliebigen Platz setzte. Davor mussten wir noch alle unsere Taschen und Jacken vorne hinlegen und durften nur einen Stift zum Schreiben bei uns haben.
Ich wurde etwas nervös als die Blätter ausgeteilt wurden. Mein Blick schweifte durch den Raum und blieb dann bei Mert hängen, der mich kurz anlächelte und einen Daumen nach oben hielt. Ich lächelte leicht zurück. Ich fing leicht an zu zittern und die Nervosität fuhr mir durch die Fingerspitzen.
'Du hast keinen Grund nervös zu sein' redete ich mir selbst ein, da ich den Stoff gut beherrschte. Ich versuchte mich zu beruhigen und als ich alle Blätter hatte fing ich an.
Ich arbeitete mich von den leichten Aufgaben bis hin zu den den schweren durch. Hier im Raum waren zwei Prüfer, die die ganze Zeit rumliefen und darauf achteten, dass niemand am spicken war. Als ich fertig war schaute ich nochmal komplett rüber und legte dann erleichtert meinen Kugelschreiber zu Seite. Die Blätter ordnete ich und dann stand ich auf um sie vorne abzugeben. Mir fiel erst dann auf, dass ich die erste war die die Arbeit abgegeben hatte. Danach nahm ich meine Tasche und setzte mich in die Aula. Ich wartete ein wenig, da ich die einzige in der Aula war. Es kam dann eine Person aus der Parallelklasse raus, als ich identifizieren konnte, merkte ich, dass diese Nathalie war. Sie setzte sich mit einem Lächeln zu mir an den Tisch.
"Hey", begrüßte sie mich.
"Hi", erwiderte ich und spielte nervös mit dem Haargummi an meinem linken Handgelenk rum.
"Wie war es?", versuchte sie sich zu erkundigen.
"Ganz gut und bei dir?", versuchte ich höflich zu sein. Ich hoffte für Mert, dass er in diesem Moment alles sorgfältig auf das Blatt schrieb.
"Auch hab ein paar Sachen nicht gewusst aber sonst alles gut", antwortete sie.
Dann kam Anesa raus und sie setzte sich ebenfalls an den Tisch zu mir.
"Und?", fragte ich sie.
"Ich glaube ich habe gut abgeschnitten", sagte sie und ihre Mundwinkel zuckten, "jetzt kann ich endlich den ganzen Scheiß vergessen."
Nathalie und ich stimmten ihr zu.
Es kamen dann immer mehr Schüler raus und setzten sich dann an einen anderen Tisch, da wir nichts mit denen zu tun hatten. Als Mert dann raus kam und sich zu uns setzte fragte ich ihn :"Gut oder schlecht?"
"Spickzettel sind immer gut", sagte er lachend. Hätte ich mir denken können.
"Ernsthaft? Stellt dir vor du würdest erwischt werden. Ich hätte dich so mies ausgelacht."
"Ich wurde noch nie erwischt."
Er hatte schon wirklich oft Spickzettel oder meistens schrieb er bei mir ab was heute nicht der Fall war.
Inzwischen saßen auch Luca und Leyla bei uns. Die Themen wechselten zwischen Handtaschen bis zu neuen Playstation Spiele hinüber. Als dann der Professor in die Aula kam, da jeder schon fertig war, rief er unsere Klasse wieder rein. Wir wurden reingelassen und durften direkt wieder gehen als wir unsere Taschen geholt hatten.
"Fährst du mich wieder heim?", fragte Mert als wir das Schulgebäude verlassen hatten.
"Hast du dein Auto immer noch nicht?"
"Doch, aber der Tank ist leer", grinste er mich an. "Klaroo", antwortete ich und wir liefen zu meinem Auto.
Als wir dann im Auto saßen schnallten wir uns beide an und ich fuhr los. Ich tippte beim Fahren mit meinem Zeigefinger die ganze Zeit auf das Lenkrad. Ich war nicht mehr nervös wegen der Prüfung, nein das hatte ich schon hinter mir. Ich kam auf die Idee ihn anzusprechen wegen dem Umzug und dem Streit seiner Eltern. Meine Fingerspitzen fingen an zu kribbeln und ich konnte sie einfach nicht still halten.
Mert, der an seinem Handy beschäftig war, bemerkte dass ich nervös wurde und sprach mich darauf an, "Ehh Ela alles ok?"
"J-ja a-alles gut", brachte ich einen vollständigen Satz raus. Er drehte sich nun mit seinem Oberkörper zu mir und lehnte sich mit seinem linken Ellenbogen an der Kopflehne ab.
"Du hast was", durchschaute er mich.
Mir wurde schließlich ganz warm und ich hoffte, dass mein Kopf nicht rot anlief.
Was war nur mit mir los?
Ich wurde eher selten so nervös! Und vor allem nicht bei Mert. Ich brachte keinen Ton mehr raus und verhielt mich still. Als wir dann bei seinem Elternhaus ankamen, parkte ich am Straßenrand, doch er stieg nicht aus.
Er schaute immer noch zu mir rüber.
"Sprich", forderte er mich auf. Er hatte kein Lächeln mehr im Gesicht und seine Tonlage war etwas tiefer als sonst.
Dann kam mir der Gedanke, dass er vielleicht gar nicht wusste, dass seine Eltern sich trennen werden und mich durchfuhr ein ganzes flaues Gefühl im Magen. Ich sollte es schließlich auch nicht wissen es war ja nur Zufall.
Ich kann es ihm nicht sagen!
"Ela was ist los?", fragte er jetzt fürsorglicher.
Ich kann nicht. Ich kann einfach nicht.
Keine Tränen, nur dieses komische Gefühl im Magen. Ich versuchte eine gute Ausrede zu finden, ich konnte es ihm unmöglich sagen.
"Ich hab nur", fing ich an und überlegte, "sind nur meine Tage die voranstehen", versuchte ich mich gut auszureden, was anscheinend gut klappte. Er kaufte es mir ab, da er keine Ahnung davon hatte wie es bei uns Mädchen läuft.
"Zum Glück bin ich kein Mädchen", seine Miene änderte sich in ein Lächeln.
"Bis morgen und verblute ja nicht", verabschiedete er sich als er das Auto verließ. Ich musste über die Bemerkung leicht schmunzeln und fuhr dann mit einem leeren Kopf die Straßen entlang.
Als ich daheim ankam, sah ich direkt vom Wohnzimmer aus wie meine Eltern noch am Frühstücken waren. Es war ja noch ziemlich früh. Ich gesellte mich zu ihnen und aß mit, da ich ein wenig Hunger hatte.
"Wie war die Prüfung?", fragte mich mein Vater.
"Gut", lächelte ich ihn an.
"Wo ist Em- ah stimmt er hat ja noch Schule", schnitt ich mir selber das Wort ab. Nachdem Essen räumte ich noch das Geschirr in die Spüle und den Rest würde schon meine Mutter erledigen. Mein Vater rührte sich nicht vom Fleck und las ungestört seine Zeitung weiter. Ich begab mich dann schließlich in mein Zimmer, da mir bei denen beiden langweilig wurde. Ich setzte mich mit meinem Handy auf mein Bett und schaute mir die ganzen Neuigkeiten auf den sozialen Plattformen an.
"Hi xD", schrieb mich Devin an.
"Heey :P", schrieb ich ihm zurück und legte mein Handy bei Seite. Ich hatte nicht wirklich Lust ein Gespräch mit ihm zu führen geschweige mit überhaupt jemandem. Ich ließ mich nach hinten plumsen und lag nun auf dem Rücken. Meinen Kopf versuchte ich frei zu kriegen und den ganzen Kram den ich für die Prüfung heute benötigt hatte zu vergessen. Ich würde es sowieso nie wieder gebrauchen können. Es stehen noch andere Prüfungen vor an für die ich schon teilweise gelernt hatte.
Ich könnte es mir so einfach machen wie Mert und Spickzettel benutzen. Leider war ich für sowas nicht fähig. Im Nachhinein hätte ich Schuldgefühle und generell könnte ich das niemals unauffällig meistern.
Als ich dann von meinem Bett aufstand wechselte ich meine enge Jeans in eine Jogginghose um. Da mir langweilig wurde fing ich an eine Serie zu schauen, während dem ganzen lackierte ich noch meine Fingernägel.
"Du musst mich ins Training fahren", knallte Emir plötzlich meine Zimmertür auf.
Könnte er nicht länger in der Schule bleiben?
"Nerv nicht", gab ich von mir und würdigte ihm keinen Blick sondern lackierte weiterhin meine Fingernägel.
"Papa hat gesagt du musst", grinste er mich provozierend an.
"Wieso fährt er dich nicht?"
"Wir bekommen Besuch deshalb 'Schwesterherz'", das letzte Wort sprach er angewidert aus.
"Warte bis mein Nagellack trocken ist", sagte ich und er seufzte.
"Ich warte schonmal unten", sagte er und verließ mein Zimmer.
Als Emir und ich ihm Auto saßen meckerte ich ihn an :"Kannst du nicht mit dem Fahrrad fahren? Es ist doch warm!"
"Schon, aber mit dem Auto ist es besser", provozierte er mich. Ich fuhr weiter ohne ein Wort zu sagen und versuchte mich nich allzu aufzuregen.
Als wir nach zehn Minuten am Sportplatz ankamen wollte ich ihn eigentlich ablassen und nach Hause fahren, aber da gab es ein Problem.
"Tschüss", wollte ich mich verabschieden. Er stieg aus aber lies die Tür offfen.
"Eh du musst warten. Ich hab' heute Ausdauertraining und das geht nur eine Stunde."
"Was? Ich will nach Hause."
Er lächelte mich mal wieder provokant an.
"Oh Emir hör auf so zu schauen!"
"Insgeheim freust du dich doch deinen Lover zu sehen", sagte er und knallte die Autotür.
Redet mal einmal mit einem Jungen wird er direkt als 'Lover' bezeichnet. Ehrlich gesagt wusste ich nicht mal die genaue Bedeutung dieses Wortes.
Ich war sauer und das konnte man mir anmerken!
Da ich im Auto nichts besseres zu tun hatte, beschloss ich Emir beim Training zu zuschauen. Hoffentlich wird es für ihn anstrengend.
Nachts hatte es geregnet, weshalb die Erde, eine matschige Konsistenz annahm und immer etwas an meinem Schuh kleben blieb. Als hätte das alles nicht schon gereicht.
Ich zog bei jedem Schritt sozusagen meinen Fuß aus dem Matsch raus und es fühlte sich einfach nur widerlich an.
"Demir?", wurde ich von einer allzu bekannten Stimme von hinten mit meinem Nachnamen gerufen. Ich drehte mich stampfend um.
"Warum so sauer?", lachte er mich an als er auf mich zu lief. Ich hatte nicht wirklich einen Nerv mit ihm zu reden, aber als Devin dann neben mir stand huschte mir doch das eine oder andere Lächeln auf die Lippen und ich war nicht mehr ganz so genervt von der Situation.
"Alles ok?", fragte er mich und legte seine eine Hand auf meinen Oberarm. Ich stand nur steif da und nickte.
"Na bist du öfters hier?", versuchte er meine Laune dann zu heben und setzte ein verführerisches Lächeln auf.
Es war so unlustig trotzdem fing ich an zu lachen.
Wir setzten uns dann zur Seite und redeten ein wenig. Mein Handy vibrierte paar mal, aber das ignorierte ich die ganze Zeit. Wir verstanden uns gerade echt gut und er brachte mich oftmals zum Lachen.
Devin wies mich auf die Mädchen hin, die am Rand saßen und meinen Bruder und seine Freunde anfeuerten. Ich musste Lachen als ich das sah und konnte es nicht wirklich glauben.
"Wie alt sind die bitte?", fragte ich lachend.
"Vallah ich hab keine Ahnung haha. Die sind voll oft hier", antwortete Devin dann. Ich überlegte kurz nach ob diese Elena von der Emir mal gesprochen hatte dabei war. Ich hoffte einfach nur, dass sie nicht eine von denen war, denn die Mädchen fingen vor kurzem auch an Zigaretten raus zu packen und sie kamen generell komisch rüber.
Wie alt waren diese bitte?
Höchsten 15 Jahre alt.
Devin bemerkte meinen angewiderten Blick und meinte :"Voll die asozialen Mädchen gel?"
Ich nickte nur und schaute dann wieder meinem Bruder zu. Als die dann fertig waren lief er verschwitzt mit seiner Trinkflasche auf uns zu. "Und können wir gehen?", fragte ich.
Er nahm einen Schluck aus der Flasche und nickte. Danach schaute er kurz nach rechts als er diese asozialen Mädchen schreien gehört hatte, er fing auch an zu lachen und schaute dann nach links zu seinem Kumpel und meinte :"Die hässlichen sind überall wo wir sind."
Das bestätigte, dass Elena nicht bei denen dabei war.
"Wir gehen dann mal", sagte ich zu Devin und verabschiedete mich von ihm mit einem Lächeln.
...
Daheim ging Emir direkt duschen, während ich den Besuch begrüßte, der in der Zwischenzeit schon da war.
Ich setzte mich gelangweilt neben dran und hörte dem Gespräch zu. Es war ein Elternpaar da und ein neunjähriger Junge, der mich nach Spielen auf mein Handy gefragt hatte. Ich antwortete ihm, dass der Akku leer sei, weswegen ich jetzt auch nicht mehr an mein Handy ran konnte. Ich füllte ab und zu die Teegläser auf und begab mich dann wieder auf meinen Platz. Emir kam dann schließlich frisch geduscht die Treppen runter. Er begrüßte sie auch und ging dann mit dem neunjährigen hoch in sein Zimmer. Ich beschloss dann auch hoch in mein Zimmer zu gehen und später ging ich dann auch schlafen, jedoch hatte ich vergessen dass mein Handy beim Fußballtraining von Emir vibriert hatte und so hatte ich die Nachrichten von Mert nicht geöffnet.

Mal etwas länger 😋
Wie findet ihr es ? & omgggg wir haben bald die 500 Reaaaaaads yeaaaaaaaaah

Mehr als nur Freundschaft'Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt