Kapitel 10

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Als wir bei seinem Elternhaus ankamen, begrüßte ich erstmal im Wohnzimmer seine Eltern. Seine Mutter und meine sind sehr gut befreundet weswegen wir uns überhaupt kennengelernt haben. Aleyna stand gerade im Flur und ich begrüßte sie mit einer herzigen Umarmung. Ich liebe sie wie eine Schwester! Ich liebe Mert's Familie generell. Sie sind alle so herzlich und lassen einen wie daheim fühlen.
Das war aber nicht immer so. Als wir in der sechsten Klasse waren, hatten sich seine Eltern mehrmals gestritten. Dann waren sie auch für zwei Monate getrennt. Mert und Aleyna sind damals mit ihrer Mutter in die Nähe ihres Onkels gezogen, dieser Ort ist um die zwei Stunden von hier entfernt, weswegen Mert für kurze Zeit die Schule wechseln musste. Seine Eltern hatten sich dann wieder vertragen und Mert zog zum Glück wieder hier her. Er war damals echt traurig ich glaube sogar Aleyna hatte die Trennung der Eltern besser aufgenommen als er und sie war da noch recht jung. "Du willst also eine Pyjamaparty machen?", fragte ich sie dann und lächelte. Ich konnte mich noch all zugut an meine erste Pyjamaparty erinnern. Es war echt toll! "Ja meine Freunde haben dass auch schon alle gemacht und es war richtig cool. Bloß Mert erlaubt es mir nicht."
Ich schaute empört zu Mert der am Türrahmen angelehnt war und seine Augen verdreht hatte.
"Ich glaube wir sollten hoch gehen. Wir werden von einem Penner beobachtet", meinte Aleyna als sie Mert seinen Blick bemerkt hatte. Ich nickte nur und streckte Mert die Zunge raus.
"Wallah ich hab nix gesagt", sagte er und hob seine Arme, während wir die Treppen hoch in Aleyna's Zimmer liefen. Sie erzählte mir wie alles ablaufen sollte, wer dabei sein sollte und so weiter. Sie hatte sich überlegt, dass alle in ihrem Zimmer auf Matratzen schlafen sollten damit sie gemeinsam in einem Zimmer wären. "Aber das Problem ist das Mert das nicht hinbekommt und ich wollte dich fragen ob du an dem Tag vielleicht bei uns schlafen könntest?", fragte sie zurückhaltend und spielte mit ihren Fingern.
"Ich kann ja schlecht bei euch schlafen da ist kein Platz", sie fing an zu grinsen, "-oh nein Aleyna ich schlaf nicht bei Mert im Bett", gab ich schlagartig von mir als ich bemerkte worauf sie hinaus wollte. "Bitte Abla (Schwester) nur ein mal bitte bitte bitte."
"Ich überleg es mir noch", sagte ich und ihre Augen fingen an zu strahlen. Dieser Satz sollte eigentlich Nein bedeuten.
Sie lächelte mich weiter an und ich lächelte leicht zurück. Ich hatte nicht wirklich das Bedürfnis mit einem verschwitzten Mert, der mir die ganze Zeit die Decke wegziehen würde, in einem Bett zu schlafen. Wahrscheinlich würde er auch in Boxershorts schlafen und das wäre mir zu unangenehm. Wir redeten noch ein wenig und unser Gespräch wurde durch das klingeln meines Handys unterbrochen. Auf dem Bildschirm las ich "Mama" ab.
"Warte kurz", meinte ich zu Aleyna und nahm den Anruf ab. Ich hörte direkt die Stimme meiner Mutter. "Ja?", sagte ich als ich ran ging. "Nerdesin?" (Wo bist du?) "Bei Mert und Aleyna", antwortete ich obwohl sie es schon wusste. "Tamam Wann kommst du?"
"Keine Ahnung. Mert fährt mich bestimmt heim."
"Ok bleib aber nicht so lange."
"Jaaa Anne", ich zog das 'a' in die Länge. Dann beendeten wir das Telefonat. Kurz danach wurden wir von Yildiz Yenge (Merts Mutter) in die Küche gerufen. Wir saßen zu fünft am Tisch und aßen, dabei redeten wir ein wenig. Yildiz Yenge fragte mich während dem Essen "Und wie läufts in der Schule?" "Gut", antwortete ich und lächelte. Wir redeten noch ein wenig und nach dem Essen halfen Aleyna und ich ihr beim Tisch abräumen.
"Mert fahr mich mal nach Hause", forderte ich ihn auf und lachte. "Andere würden sich nicht mal trauen zu fragen und du zwingst mich ey. Vielleicht will ich ja zocken?"
"Du musst mich fahren haha. Deine Mutter würde dich anscheißen wenn du mich laufen lassen würdest", ärgerte ich ihm.
"Schon gut", warf er seine Hände hoch, "ich mache es sogar gerne."
"Ist ja lieb."
Ich verabschiedete mich von seinen Eltern und Aleyna und er nahm die Autoschlüssel, während ich schonmal zum Auto lief. Ich holte mein Handy raus, während ich auf Mert wartete und sah einen unbeantworteten Anruf, da ich mein Handy beim Essen auf stumm geschaltet hatte. Dieser war von Devin. Ich war gar nicht mehr sauer und fand die Situation eigentlich ganz witzig vielleicht hatte ich wirklich etwas übertrieben. "Willst du nicht einsteigen?", meinte Mert den ich gar nicht bemerkt hatte. "Oh", gab ich nur von mir und stieg ein. Während der Autofahrt erzählte ich Mert was am Sportplatz passiert ist.
"Ich fand diesen Typen schon von Anfang an komisch", lachte er darüber als ich ihm vom heutigen Tag erzählt hatte. "Er ist eigentlich ganz lieb", verteidigte ich ihn, weshalb ich mich selbst wunderte. "Er ist komisch man und außerdem kennst du ihn nicht richtig. Stell dir mal vor der ist ein Serienmörder", scherzte er und schaute in mein Richtung.
"Bist du dumm? Schau auf die Straße sonst sterben wir noch", bemerkte ich, "du könntest genau so gut ein Vergewaltiger sein." Wir hielten an einer roten Ampel an.
"Wenn ich wollte hätte ich dich schon längst vergewaltigen können", meinte er und schaute wieder in meine Richtung. "Pedo", gab ich nur von mir und musste grinsen. Die Ampel schaltete sich auf orange und kurzer Hand später auf grün, dann fuhr Mert weiter. "Was machst du noch so wenn du daheim bist?", unterbrach Mert die kurzvorhandene Stille.
"Wahrscheinlich noch lernen und du?"
"Kann sein hab aber keine Lust." Ich nickte nur und richtete meinen Blick auf die Straße. "Aleyna meinte du hast ja geantwortet?", fragte er verwundert. "Eh ich hab gesagt vielleicht", versuchte ich meine eigene Haut zu retten. "Oh sie freut sich schon haha. Du Opfer musst es ihr dann sagen."
"Mert ich mag dich ok, aber ich will nicht mit dir in einem Bett schlafen", klärte ich ihn auf.
Er schaute mich mit einem fragenden Blick an und meinte dann, "davon war auch nie die Rede. Ich bin jetzt auch nicht geil drauf mit dir in einem Bett zu schlafen. Du kannst ne Matratze haben und auf meinem Boden pennen." "Oh", lachte ich schon fast, "dann ist ja gut." "Ich hoffe du schnarchst nicht", gab er von sich. "Ich hoffe du furzt nicht." Wir redeten noch weiter und als wir bei mir ankamen ließ er mich raus und fuhr weg.
Daheim lernte ich erstmal für die vorstehenden Prüfungen und später saßen Emir, meine Mutter, mein Vater und ich im Wohnzimmer und tranken Tee. Wir redeten ein wenig, bis meine Eltern ins Schlafzimmer gingen, da sie schon müde waren. "Wollen wir Fifa spielen?", fragte mich Emir. Ich war noch nie ein großer Fußballfan. Trotztdem bejahte ich, da ich nichts besseres zu tun hatte. Er erklärte mir nochmal grob die Spielregeln und Steuerungen, da ich lange nicht mehr gespielt hatte. Wir spielten zwei Runden und wie ich erwartet hatte gingen diese beide an Emir. Als wir die Controller zur Seiten legten und ich mich an meinem Handy beschäftigte fragte Emir plötzlich, "Abla? Warst du schon mal verliebt?"
Ich wusste nicht woher er die Frage raus gekramt hatte und weshalb er meine Antwort wissen wollte. "Nein wieso?", fragte ich und legte mein Handy beiseite.
Er zuckte mit den Schultern und meinte, "Nur so. Interessiert mich halt."
"Du?", fragte ich. "Ich weiß nicht", antwortete er. Er bekam meine ganze Aufmerksamkeit und ich war auch leicht geschockt. Emir benahm sich etwas zurückhaltend und schüchtern.
So hatte ich ihn noch nie erlebt! Konnte man es Liebe nennen was sich in seinem Alter abspielt?
"Wie heißt sie?", fragte ich ihn mit einem Grinsen im Gesicht. Seine Mundwinkel hoben sich leicht, als er bemerkte dass ich mich für ihn interessierte. "Elena", antwortete er kurz und knapp. "Lad sie doch mal zu uns nach Hause ein", schlug ich ihm vor. Er hob seine rechte Augenbraue und meinte, "Sollte ich? Und wenn sie ablehnt? Dann stehe ich wie ein Opfer da und ich will keine Interesse zeigen!"
Zurück war der normale Emir. Nachdem er das gesagt hatte lief er die Treppen zu seinem Zimmer hoch. 'Elena' dieser Name wiederholte sich mehrmals in meinem Kopf. Wahrscheinlich war es nur ein kleiner Flirt. Nachdem ich ein mal gähnte beschloss ich auch schlafen zu gehen. Während dem Treppen hoch laufen bemerkte ich die Nachricht von Devin, "Können wir reden?"
Er war gerade online und ich auch, ich wollte ihm trotzdem nicht antworten und ging absichtlich offline.
Soll er sich darüber ärgern! Ich lief gerade an dem Schlafzimmer meiner Eltern vorbei und hörte sie reden, sie schliefen noch nicht. Ich konnte nicht viel hören, aber den Teil den ich hörte machte mich zu schaffen.

Mehr als nur Freundschaft'Where stories live. Discover now