1. ♥️ Erwachen ♥️

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Yuna stand vor ihrer Wohnungstür und als sie sich dessen bewusst geworden war, wusste sie nicht wie viele Ewigkeiten sie schon dort verbracht hatte

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Yuna stand vor ihrer Wohnungstür und als sie sich dessen bewusst geworden war, wusste sie nicht wie viele Ewigkeiten sie schon dort verbracht hatte. Viele mussten es gewesen sein, dachte das Mädchen stumm, denn ihr Körper sowie ihre Umgebung fühlten sich fremd und unwirklich an.
Vorsichtig tastete sie nach der Klinke und die Tür ließ sich, ohne großen Widerstand zu leisten, aufdrücken. Kurz stockte Yuna in der Bewegung als sie über die Türschwelle treten wollte und das Gefühl eines Déjà-vus überkam sie, doch entschlossen schüttelte sie es ab.
//Alles ist normal, alles ist gut, es gibt keinen Grund dazu das alles seltsam zu finden. Schließlich ist es doch meine Wohnung, oder...?//
Als der Teenager bedächtig in die Wohnung spähte, kamen ihr die Sinneseindrücke nur verschwommen entgegen. Das Tageslicht, welches durch die Fenster fiel, wirkte unnormal hell und die Farben vermischten sich mit einander, als hätte jemand Wasser auf eine frisch bemalte Leinwand getropft.
Yuna kannte die Umrisse der Wohnung nur zu gut, doch sie erkannte diese nicht.
Zaghaft ging sie durch die Gänge und wie aus einem seltsam intuitivem Gefühl heraus, kam sie im Wohnzimmer an. Erst jetzt hörte sie die leisen Schluchzer, welche alle aus einer der Zimmerecken kamen. Doch sie wurden unterbrochen als das kleine Mädchen, der Ursprung des Weinens, Yuna erblickte. Groß aufgerissene braune Rehaugen starrten aus einem blassen Gesicht, voller Hoffnung, als diese die Teenagerin erblickten. Weißer hauchdünner Stoff bedeckte den schmächtigen Körper des Kindes und schenkte ihm letzte Wärme auf dem kalten Laminat.
Betroffen aber auch verwirrt neigte Yuna ihren Kopf, runzelte leicht die Stirn, bis sie schließlich einpaar Schritte auf das Kind zu machte. Stumm rollten der Kleinen unaufhörlich Tränen über die Wangen. Das Mädchen hob den Kopf leicht an, um Yuna in die Augen blicken zu können und flüsterte ganz leise und gehaucht, so als läge in diesem Wort ihre letzte Kraft, ihr letzter Hilferuf und ihre letzte Botschaft:

"Yuna..."

Nun fing auch die Teenagerin an zu weinen, wenn auch nur still und unbemerkt. Mit drei weiteren Schritten lagen sich die Mädchen in den Armen und Yuna überkam die Angst, dass sie den zierlichen Körper der Kleinen zerdrücken würde, doch dieser Fall trat nicht ein. Behutsam ruhte das Kind in der Umarmung und fühlte sich für einen Moment geborgen, fast wie befreit von der Hilflosigkeit. Bei dem Gedanken daran musste Yuna schlucken, denn sie war keine große Hilfe für das Mädchen, so glaubte sie, denn beide waren gleichermaßen verloren im ewigen Strom, welcher jeden mitzieht, genannt Leben.

Eine weitere Träne schlich sich aus dem Augenwinkel Yunas, über ihren kaum merklichen Wangenknochen, hinunter flink wie an einem Hang hinab bis zu ihrem Kinn und sie verfolgte diese mit ihren Blicken, als sie wie in Zeitlupe vor ihr auf den Boden tropfte. Als die Teenagerin diesen unscheinbaren Hauch von Nässe auf dem Laminat sah, erblickte sie das Abbild ihrer eigenen Verzweiflung und ihr kam es vor als würde sie mit einem Mal in dieser kleinen Pfütze, diesem kleinen See, diesem kleinen Meer untergehen und ertrinken.

Nach Luft schnappend blinzelte Yuna hektisch ihre Tränen weg und mit einem Wimpernschlag tauchte sie in unbekannter Schwärze. Die Dunkelheit hüllte sie ein, das wortwörtliche Nichts begrüßte sie freudig und umschlang sie mit seinen kalten Armen. Ihre Arme waren im Gegensatz dazu leer, obwohl sie das Mädchen niemals freiwillig losgelassen hätte. Unbeschreibliche Einsamkeit nahm Besitz von ihr ein und mit jedem Schritt den sie in dieser Schwärze ging wurde das Gefühl von Beklemmung nur noch einengender. Ihr Gang hallte unendlich und leer über die undefinierbare Szenerie, während sie in Gedanken nach dem kleinen Kind rief. Doch ihre Rufe wurden von niemandem gehört und irgendwann stahl sich ein seltsames Rauschen in den Vordergrund. Es übertönte langsam, aber stetig ihre suchende Stimme und nach einer unbestimmten Zeit war es so laut, dass Yuna hätte schwören können, es befinde sich in ihrem Kopf selbst.


























Ihr Schädel dröhnte förmlich als Yuna langsam erwachte. Relativ schnell realisierte sie, dass sie ihr eigenes Blut, welches durch ihren Kopf und Körper strömte, hören konnte, doch zum Glück wich dies langsam wieder in den Hintergrund. Ihr Herzschlag klang gedämpft und beruhigt, auch wenn sich ihr Kopf anfühlte als wäre sie ein einziges Chaos. Mühsam versuchte Yuna ihre Augen zu öffnen und als der erste Lichtstrahl an ihre Netzhaut drang, stöhnte sie irritiert auf, "F*ck...ist das hell" Je weiter Yuna versuchte ihre Augen zu öffnen desto mehr schmerzten sie, da sich ihr Sehorgan noch nicht an die Helligkeit gewöhnt hatte. Schließlich rang sie sich dann, nach mehrfachem Blinzeln und nachdem sie sich mit einer Hand über die Augen gerieben hatte, dazu durch diese offen zu halten und an die weiße Zimmerdecke zu starren. Sehr langsam begannen ihre Gedanken zu arbeiten, wie ein Uhrenwerk welches ratternd in Gang gesetzt wird.
//Das...ist nicht mein Zimmer//
Als dieser Gedanke durch ihren Kopf schoss, war Yuna mit einem Mal hellwach und in einer schnellen Bewegung saß sie auch schon auf dem weißen Bett, auch wenn ihre Glieder noch überall schmerzten als hätte sie diese tagelang nicht bewegt. Immer mehr Panik breitete sich in ihr aus und so strampelte sie die weiße Bettdecke von sich und sprang auf.
Mit geweiteten Augen drehte das Mädchen sich um ihre eigene Achse in der Mitte des fremden Raumes.
//Wie bin ich hier hin gekommen? Was ist das hier?// Ihre Füße machten halt. Ihr Blick blieb an einem milchigen Fenster hängen, welches sich über der Höhe ihres Kopfes befand. Sachtes Tageslicht schien durch das verschwommene Glas.
Ihr Atem stockte und ihre Gedanken machten einen abrupten Halt vor einer unsichtbaren Mauer, denn die wichtigere Frage war doch: // Wo bin ich überhaupt hergekommen? Und wo war ich denn bevor ich hier war?//
Perplex blinzelte Yuna und dachte angestrengt nach. Da war nichts mehr. Keine Erinnerungen an ein früheres Leben, so als ob sie grade erst ein Bewusstsein entwickelt hätte. Doch eines wusste die Teenagerin mit Sicherheit:
//Das ist nicht mein Zuhause. Vielleicht weiß ich nicht wie es aussieht oder aussah, aber das hier ist es nicht...//
Neugierig stellte sie sich auf die Zehenspitzen um besser aus dem Fenster gucken zu können, doch man konnte rein gar nichts erkennen.
//Tzz; hätte ich mir denken können, dass ich so nicht schlauer werde// Leicht enttäuscht wandte Yuna sich ab und musterte den Raum zum ersten Mal richtig. Die Panik war schleichend verschwunden und einem Gefühl der Verlorenheit, aber auch Neugierde gewichen. Es gab ein makellos weißes Bett samt weißer Bettwäsche, welches am Rand des weiß gestrichenen Zimmers stand. Daneben platziert war ein weißer Tisch inklusive weißem Plastikstuhl.
Bei dieser ausgearbeiteten Eintönigkeit wollte Yuna sich am liebsten vergessen, denn Design-technisch war dieser Ort eine trostlose Katastrophe. Wenn man an der weißen Tapete entlang blickte entdeckte man noch ein ebenfalls weißes Regal neben einer glänzend weißen Stahltür. Eine zweite Tür stach aus der Szenerie heraus durch ihr angenehmes hellbraun, welches Yuna weniger in den Augen schmerzte als dieses sterile Weiß überall. Das Mädchen seufzte, vor allem aus Frust heraus, dar sie nicht wusste was zu tun war. Dann schaute sie weiter gedankenverloren an den Wänden entlang und atmete bewusst einpaar Mal ruhig ein und aus. Ihr Hals war unerträglich trocken, weswegen die Teenagerin beschloss nach einem Bad und somit einer Wasserquelle zu suchen.
Bei der hellbraunen Tür wollte sie es versuchen, und so ging sie einige Schritte und streckte schließlich die Hand nach dem Holz aus. Die Tür war bloß angelehnt, weswegen sie sich leicht aufdrücken ließ. Die Oberfläche war strukturlos und kühl, was wirklich perfekt zu diesem Zimmer passte, wie Yuna fand.
Durch den Türspalt kamen Fliesen zum Vorschein und als das Mädchen komplett freie Sicht hatte, sah sie einen großen Spiegel ihr direkt gegenüber.
Ein eiskalter Schauer durchlief sie und ihre Augen weiteten sich vor Schock. Ihr Atem hatte ausgesetzt und es war ihr geradezu das Blut in den Adern gefroren, als sie sich selbst erblickte.
"Was...?!"
Hektisch nach Luft schnappend torkelte sie aus dem Bad wieder heraus und riss die Tür hinter sich zu. Der Luftzug welcher durch das Schließen der Tür verursacht wurde kam ihr wie jemand vor der sie am Kragen packte und schüttelte, um sie zurück in die Realität zu holen. Aufgeschreckt verweilte ihr Blick in der Leere und sie schluckte trocken.
//Ich glaub ich vergess mich gleich; ich werde verrückt; ich träume...//
Yuna seufzte überfordert und irritiert und lehnte mit dem Rücken sprachlos an der glatten Holztür, unfähig sich zu bewegen.
//F*ck//

Wörter: 1430
Tag des Verfassens: 13.07.2022
Tag der Veröffentlichung: 20.07.2022

Ich bin momentan etwas verplant und drücke mich davor weiter zuschreiben, aber ich denke jeder hatte schonmal solche Tage. Ich hoffe euch geht es gut,
~eure Pi 💜

Fluffy Mystery Where stories live. Discover now