0.1 ♥️ Everything I wanted ♥️

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Getränkt vom Regen kam sie vor ihrer Wohnungstür an

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Getränkt vom Regen kam sie vor ihrer Wohnungstür an. Ihre Sachen klebten vor Nässe an ihrem Körper und ihr war bewusst das ihre Schulsachen wahrscheinlich komplett durchweicht waren. //Aber das ist gar nicht so schlimm; hab ich immerhin eine Ausrede wenn ich morgen keine Hausaufgaben hab...// Kurz schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Das Gefühl des Triumphs sich gegen ihre Peiniger zur Wehr gesetzt zu haben, hielt nur leider nicht allzu lange an, denn als Yuna gerade nach ihrem Schlüssel kramte, hörte sie Rufe und Geschrei aus ihrer Wohnung. Panisch riss sie ihre Augen auf und versuchte so schnell wie möglich die Tür aufzuschließen. Ihre nassen Finger zitterten und ihre Hände waren klamm als endlich das Schloss mit einem Knirschen aufging.
Yuna stürmte aufgebracht durch die Tür und ließ noch im Flur ihren Ranzen fallen. Sie hörte die lauten Beschimpfungen ihrer Mutter und blieb wie angewurzelt stehen: "DU KANNST NICHTS ; NIE SEID IHR MIR EINE HILFE! Ihr macht nur Arbeit!" Ein leises Wimmern ertönte und Yunas Füße bewegten sich wie von allein ins Wohnzimmer, wo sich ihr eine erschreckende Szenerie bot. Ihr kleiner Tisch war umgestoßen und auf dem Boden lagen überall grüne Glassplitter. Einpaar Flaschenköpfe ruhten still auf dem Sofa und niemand musste Yuna erklären, was vorgefallen war.

"Schau mal einer an; Deine große Schwester ist heim," lallte ihre Mutter mit einem abfälligen Grinsen. Yuna blieb wie versteinert stehen und ihr Kopf war unfähig die Situation zu verarbeiten oder auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. "Schon wieder hast du überall Wunden; WIESO WEHRST DU DICH DENN NIE?!" Eingeschüchtert zuckte das Mädchen zusammen. "EIN NICHTSNUTZ BIST DU..."
Yuna ertrug die Beleidigungen und blieb still, dar sie die Wutausbrüche ihrer Mutter schon kannte, wenn diese betrunken war. //Sie hat bestimmt wieder eine Absage für Ihre Bewerbung bekommen//
Jemand schluchzte und Yunas Blick fiel auf ihre kleine Schwester die zusammengekauert in einer Ecke hockte. Sofort breitete sich die Besorgnis in ihrem Herzen aus und wenn ihre Mutter nicht die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte, wäre sie zu Evelyn gestürmt, um ihr beizustehen.
"Was guckst du mich so an...?!" raunte die Frau mit vor Wut zusammengekniffenen Augen, Yunas kleiner Schwester entgegen. Das Kind schaute ängstlich weg und verbarg das vor Tränen glänzende  Gesicht in ihren kleinen Händen. Unzufrieden von der Reaktion der Kleinen schritt die Mutter auf Evelyn zu und musterte sie bedrohlich. In ihrem Blick lag unterdrückte Wut und als Yuna das erkannte, stürzte sie schützend vor ihre Schwester.
"Tu ihr nichts; Evie kann nichts dafür"
Mit bittendem Blick versuchte die Teenagerin ihre Mutter zu beschwichtigen. Schon oft war es passiert, dass sie ihre Wut an ihren beiden Kindern  ausgelassen hatte, doch bis jetzt hatte Yuna die 'Schuld' immer auf sich genommen und sich darum gekümmert das Evelyn in ihrem Zimmer war, wenn ihre Mutter sich nicht beherrschen konnte. Die verbalen Attacken hatte sie dann immer ausgesessen. Manchmal wurden auch Dinge nach Yuna geworfen, aber körperlich verletzt wurde sie bisher noch nie, was aber das seelische Leid von ihr nicht linderte.

Die Wut loderte wie ein unkontrollierbares Feuer in den Augen der Mutter und Yuna versuchte ihren Blicken standzuhalten. //Sie darf Evelyn nichts tun; alles, nur das nicht! Soll sie mich doch anschreien, aber Evie soll eine halbwegs normale Kindheit haben, wenn das überhaupt möglich ist...//
Da Yuna der Frau keinen Platz machte und versuchte tapfer gegen ihre Wut anzukommen, verlor diese komplett die Beherrschung und holte mit ihrer Hand aus.
Yuna spürte nur noch einen dumpfen Schlag gegen ihren Kopf, bevor sie schwankend zu Boden stürzte. Erst als sie das Holz unter sich wahrnahm, setzte der Schmerz ein und er züngelte über ihre Wange brennend wie Feuer. In ihrem Kopf dröhnte es und Yuna hörte ihren eigenen Herzschlag in ihren Ohren donnern. //Fuck...//
Mehr brachten ihre Gedanken nicht zu Stande und wie betäubt lag sie da, noch unter Schock stehend.
Es war als hätte sich in diesem Moment ein Schalter in ihrem Kopf umgelegt und sie war ab sofort auf Flugmodus, wie um sich selbst zu schützen. Von den Sinneseindrücken bekam Yuna von einer Sekunde auf die andere nur noch halb soviel mit. Die Geräusche klangen dumpf, ihr Blickfeld war leicht verschwommen und alles was sie berührte fühlte sich kalt und rau an.
Taumelnd stand sie auf und lief mit schnellen Schritten zu ihrem Zimmer, sich vor Schwindel an der Wand abstützend. Evelyn war nirgends zu sehen, aber Yuna glaubte, dass sie sich in ihrem Zimmer eingeschlossen hatte.
//Besser so...//
Ihre Mutter hatte die Teenagerin bloß unverständlich gemustert und stammelte vor sich hin, unfähig irgendetwas für ihre Tochter zu tun, geschweige denn sich zu entschuldigen.
Mit klopfendem Herzen griff Yuna nach ihrem grauen Rucksack, stürmte zu ihrem Kleiderschrank und ließ wahllos Klamotten hineinfallen. Tränen der Verzweiflung sammelten sich in ihren Augen. Schon wieder. //Ich halt das alles nicht mehr aus... ich muss hier weg//
Ihr Blick glitt suchend durch das kleine Zimmer, welches sie mal als Zuhause bezeichnet hatte. Die wenigen Wertgegenstände die Yuna besaß, versänkte sie achtlos im Rucksack und außerdem erschien es ihr logisch noch eine Decke mitzunehmen. Mittlerweile rollten die Tränen unaufhörlich über ihr Gesicht und verzweifelt versuchte sie einen klaren Gedanken zu fassen.
//Was sollte ich denn mitnehmen, wenn es kaum etwas gibt was mir etwas bedeutet?//
Mit einem letzten Blick durch den ihr so vertrauten Raum, verließ sie ihn schließlich und rannte in den Flur. Ihre nasse Schultasche schob sie grob zur Seite, um sich ihre Schuhe anzuziehen. Mit einem Griff hatte Yuna ihre Jacke in der Hand und mit einem zweiten ihr Portemonnaie, in dem Ausweis, Geld und sonstiges ihren Platz fanden. Kurz hielt sie inne und beschloss dann schließlich, auch wenn sie eigentlich immer strikt dagegen war, ihrer Mutter Geld zu klauen. Die paar Scheine welche sie in der Schublade der Kommode fand, steckte das Mädchen in eine Jackentasche und im nächsten Augenblick war sie auch schon durch die Tür verschwunden, wie ein leiser Windhauch den man kaum spürt und es einen dennoch etwas frösteln lässt.

~🌧~

Abwesend von dem Licht der Laternen der nächtlichen Stadt kauerte Yuna auf dem Boden unter einer Brücke. Von jemandem der anscheinend diese Nacht nicht dort hin zurückgekommen war, hatte sie sich einen zusammengeklappten Karton ausgeliehen, auf welchem sie Platz genommen hatte. Das Mädchen hatte sich einen Hoodie unter der Jacke angezogen und sich in ihre Decke gehüllt. Es war ihr Glück das es noch früher Spätsommer war, denn im Winter hätte Yuna vor Kälte wahrscheinlich nicht mal schlafen können. Doch das konnte sie sowieso nicht.
Der Regen prasselte unaufhörlich über ihr auf die Brücke und sie seufzte nur, als sie sich enger in ihre angefeuchteten Sachen kuschelte. Gedankenverloren spielte sie mit ihrer linken Hand an einem Armband, welches Evelyn ihr geschenkt hatte.
Eigentlich war das Basteln von Armbändern immer Yunas Hobby gewesen, aber Evie wollte es unbedingt auch lernen und das erste Band welches sie erstellte, schenkte sie ihrer großen Schwester. Bei dem Gedanken an Evelyn musste Yuna kurz lächeln, aber die Geschehnisse vom Abend hatte sie noch nicht verarbeitet und so versank sie stumm in ihren Gedanken bis sie irgendwann vom Schlaf eingeholt wurde.

~☀️~

Mit geschlossenen Augen und einem leisen Lied auf den Lippen saß Yuna auf einer Mauer und ließ die Sonnenstrahlen auf ihrer Haut einen Tanz aus Wärme vollführen. Jetzt war sie schon 4 ganze Tage auf der Straße und der 5. hörte gerade auf. Das einzig Gute war, wie sie fand, nicht zur Schule zu gehen und so auch ihren Mobbern aus dem Weg zu gehen. Aber die Sehnsucht nach einem warmen Bett und vor allem die Sehnsucht nach Evelyn ließ ihr Herz schwer werden. Es tat ihr so unfassbar leid, dass sie glaubte Evie im Stich gelassen zu haben.

Einmal hatte Yuna sogar schon vor ihrer Haustür gestanden, aber die Erinnerungen des letzten gemeinsamen Abends waren eine zu große Barriere gewesen, welche sie nicht hatte überqueren können. Doch nun drängte es das Mädchen sehr, da die Sorgen ihr Herz und ihre Seele langsam auffrassen. Yuna öffnete ihre Augen und schaute den letzten Sonnenstrahlen zu, wie diese langsam am Horizont untergingen. //Es wird sich nichts ändern, wenn ich den Rest meiner Tage so verbringe; Ich würde niemals wissen wie es meiner Schwester geht und mein ganzes Leben lang davor weglaufen...//

Eine Gestalt schlich durch die länger werdenden Schatten der Stadt und ihr Geist war ruhelos. Entschlossene Schritte hallten über die Straßen und durch die Gassen. Die abendliche Hitze hing über der Stadt und ließ die Silhouette flimmern, wie ein Geist der zur nächtlichen Stunde anfängt die Menschen dieses Ortes heimzusuchen. Ein knirschender Gang, schwarze Kleidung und ein untypischer Geruch nach etwas mechanischem und Desinfektionsmittel, welcher gar nicht in die städtische Szenerie passte, näherte sich langsam. Die Wolken zogen sich unmerklich aber stetig zu und hüllten den Himmel zur Stunde des Abends in eine gräuliche Decke.
Die Gestalt hatte das gefunden, wonach sie gesucht hatte: jemanden der leichte Beute war; jemanden den hoffentlich niemand vermissen würde, wenn er weg war; jemanden der allen Auswahlkriterien für diese perfide Jagd entsprach. Das Mädchen ahnte nicht in welcher Lage sie sich befand. In ihren Gedanken versunken saß sie auf einer niedrigen Mauer, nahe des Flusses, welcher ein beliebter Ort für eine kleine Erholung war. Abgelenkt von der Schönheit jedes Augenblickes bemerkte Yuna es zu spät als die Finger nach ihr griffen und sie mit einem Tuch inklusive Chloroform betäubten. Es gab keine Zeit zu schreien, um sich zu schlagen oder wegzurennen. Aber nun hatte sie viel Zeit zum nachdenken, dass wurde ihr bewusst, als sich ihre Sicht verdunkelte und ins Schwarze überging.

Wörter: 1590
Tag des Verfassens: 27.05.2022
Tag der Veröffentlichung: 08.07.2022

Wie findet ihr die Geschichte bis jetzt? Natürlich hoffe ich, dass euch die Neugier gepackt hat.
Ich freue mich über jeden einzelnen Read und Vote, also seit etwas großzügig, ja? 🥺😂
~ Pi 💜

Fluffy Mystery Where stories live. Discover now