Kapitel 52

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Im Schatten der Nacht huschten einige Gestalten durch das Dickicht des Waldes

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Im Schatten der Nacht huschten einige Gestalten durch das Dickicht des Waldes. Keine Diebe, keine Mörder und auch keine Flüchtigen wie man es vielleicht vermuten könnte. Eigentlich handelte es sich um ganz normale Teenager. Wie es der Zufall so wollte, waren diese Teenager doch tatsachlich wir.
Und selbst wenn ich mir nie träumen lassen hätte, dass ich meine Samstagnacht einmal damit verbringen würde mich gegen das Militär aufzulehnen und -ich denke so könnte man es betiteln- für das Wohl misshandelter Geschöpfe eintrat, so konnte ich es doch kein bisschen bereuen, allein um des Nervenkitzels wegen.

Es war beinahe nichts zu erkennen, doch Yuna schien irgendwie trotzdem den Weg zu finden. Vielleicht orientierte sie sich an den Sternen, die hin und wieder zwischen den hohen Tannen hindurchfunkelten. Ich jedenfalls hätte wahrscheinlich nie wieder nach Hause gefunden, wenn man mich hier ausgesetzt hätte. Nicht einmal ausgelegte Brotkrummen hätten da geholfen, wenn man den Fakt betrachtete, dass es beinahe unmöglich war mehr als Umrisse zu erkennen.

Wir hatten uns dazu entschieden nur eine kleine Anzahl an Waffen mitzunehmen. Schließlich wollten wir den Wald nicht wieder mit blutigen Händen verlassen. Allein Kiana und Aria waren bewaffnet. Diese befanden sich im Moment jedoch weit weg von uns übrigen dreien. Gerade warteten sie vermutlich in der Gaststätte auf die Militärsoldaten. Dort wollten die beiden die Soldaten überfallen, wie auch immer sie sich das vorstellten, und anschließend ihre Uniformen klauen. Ich war überaus skeptisch über diesen Teil des Plans. Es war schwer sich vorzustellen, dass zwei Siebzehnjährige Mädchen Erwachsene Männer wehrlos und uniformlos zurücklassen konnten. Wobei, wenn ich jetzt darüber nachdachte, kam es mir doch nicht so unrealistisch vor.

An meiner Seite stolperten Yuna und Anouk auf das Militärgelände zu. Zumindest hofften wir das. Wir waren nämlich dafür zuständig vor Ort für Ablenkung und Unruhe zu sorgen. Tamra war nach langer Wiederrede zurück im Zentrum geblieben. Sie war nun mal die Beste im Lügen und es war eindeutig von Vorteil eine Ausrede für unser Fehlen zu haben, falls dies denn notwendig sein würde.

Endlich wurde der Weg lichter und helle Scheinwerfer blendeten uns. Vorerst verweilten wir im Schutz der umliegenden Bäume am Rand des Geländes. Anders als in meiner Vorstellung sah ich nirgendwo einen Stacheldraht Zaun oder eine Mauer. Ich äußerste meine Verwirrung den anderen Gegenüber. Yuna schmunzelte. "Eine Mauer hält vielleicht einen Menschen an Ort und Stelle, bei Drachen aber wäre sie völlig zwecklos", sagte sie. Aufgebrachte Stimmen waren zu hören. Männer und Frauen riefen sich Anweisungen und Befehle zu.

Am Rande der Lichtung befanden sich ein halbes dutzend Schuppen. In der Mitte der abgerodeten, kreisrunden Fläche waren riesige Käfige platziert worden. Darin thronten bestialische Schönheiten. Ihre Augen glitzerten im Wiederschein der Flammen, die die Soldaten nutzten um sie einzuschüchtern. Die Tiere waren in grauenhaftem Zustand. Ihre Krallen waren gekürzt worden, kahle Stellen verunstalteten ihr sonst so eindrucksvolles Schuppenkleid und rauchiger feuerloser Atem drang erstickt aus ihrer Kehle. Das Blut, das die Drachen gelegentlich verloren, wenn sich Wächter etwas zu aggressiv wehrten, wurde nicht verschwendet. Man fing es in Eimern auf und brachte es in einen der sechs Schuppen. Dort wurde es wahrscheinlich in Ampullen oder Einmachgläser gefüllt und verkauft. Drachenblut war äußerst wertvoll. Nicht nur war es, aus offensichtlichen Gründen, sehr schwer zu beschaffen, viele Alchimisten benötigten es auch für ihre Elixiere und Heilmittel. Zwar gab es heutzutage nicht mehr besonders viele Alchimisten, jedoch schien der Lebenstropfen der Drachen nicht an Wert verloren haben, besonders auf dem inoffiziellen Markt.

Hinter mir raschelte es leise. Yuna hatte sich aufgerichtet und war ein paar Schritte auf die offene Fläche zugelaufen. Noch einen halber Meter fehlte bis sie für die Soldaten leicht entdeckbar war. "Wartet hier", wies sie uns an, "Ich bin gleich zurück." "Du wirst doch nicht etwa-?", ich wollte widersprechen, sie davon abhalten ein zu riskantes Ablenkungsmanöver zu unternehmen, doch das schwarzhaarige Mädchen war inzwischen außer Flüsterweite. Anouk hatte versucht sie am Handgelenk zu erwischen. "Verdammt", fluchte er, "So war das nicht geplant." Und bevor ich zustimmen konnte, war auch er ins Licht gegangen. "Was soll das denn jetzt?" Ich zögerte. Es war vermutlich dumm uns alle auszuliefern, aber der Plan war sowieso schon über den Haufen geworfen worden, also konnte ich gerade so gut mit improvisieren. Immerhin konnte ich die beiden nicht hängen lassen. Wenn wir im Staatsgefängnis landen würden, dann zumindest zu dritt. Außerdem hatte ich von den Halbjahresferien noch eine ungefähre Ahnung wie das Gebäude aufgebaut war. Nicht das ich bereits einen Ausbruch für den Notfall planen würden, aber ein Vorteil wäre es allemal.

So schnell und leise wie möglich schlich ich den anderen beiden hinterher. Hinter einem der Schuppen hinter dem sie verschwunden waren befand sich ein Hundezwinger, der zuvor verdeckt worden war. Hier wurden anscheinend die Wachhunde untergebracht. Noch schienen sie nicht gebraucht zu werden, denn hinter den Gittern starrten mir mehr als sieben angriffslustige Augenpaare entgegen. "So große Hunde habe ich noch nie gesehen", staunte auch Anouk. "Soweit ich weiß sind es speziell gezüchtete Hunde, sehr angriffslustig und ein wenig ausgehungert." "Hoffentlich hast du nicht vor die freizulassen. So wie die aussehen, stürzen sie sich auf alles essbare in Sicht und wir sind da naheliegender als die Soldaten", warnte ich Yuna. Ich hoffte inständig, dass sie nicht das vorhattet, was ich vermutete.

"Sie werden uns nichts tun", sagte Yuna optimistisch. "Hoffentlich", murmelte sie. "Entschuldige wie war das?" Doch Yuna hörte nicht mehr zu. Mit dem Arm presste sie uns an die Wand des Schuppens. Ein großer Stein in ihrer Hand knallte auf das Schloss der Gittertür und brach es entzwei. Blitzschnell griff sie in ihre Tasche und zog etwas hervor, das einem toten Hasen ähnelte. Die Hunde begriffen was passiert war und warfen die massigen Körper mit Wucht gegen die Tür, die nun da das Schloss weg war keinen Widerstand mehr leistete. Gerade als der erste Hund ausgebrochen war, schleuderte Yuna das tote Kaninchen einige Meter weit.

Die sieben Biester rannten dem Kadaver hinterher. Ich traute mich kaum aufzuatmen. Rufe waren zu hören. Die Soldaten hatten das laute Gebell bemerkt. Mein Körper erwachte aus seiner Starre. Ich war bereits zu fliehen.
"Rennt!"

~1012 Wörter

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SilbergrauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt