Kapitel 31

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Erdkrümel fielen von meinem Rock, der leicht um meine Beine herumflackerte, als ich zu den Toiletten eilte um mich sauber zu machen

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Erdkrümel fielen von meinem Rock, der leicht um meine Beine herumflackerte, als ich zu den Toiletten eilte um mich sauber zu machen. Ich wollte der Bibliothekarin jetzt wo sie doch endlich ein paar Wochen frei bekam am letzten Tag keine unnötige Aufregung bescheren. 

Gemischte Gedanken zogen durch meinen Verstand wie flüchtiger Wind. Die Tatsache, dass Anouk beinahe sein gesamtes Augenlicht verloren hatte und ich es nicht bemerkt hatte, hinterließ ein merkwürdiges Gefühl. Ich war ein wenig erschrocken, doch jetzt wo ich darüber nachdachte, war es doch eine sehr logische Erklärung. Seine stetig wachsamen Augen hatten noch nie so gewirkt als würden sie etwas oberflächlich betrachten. Es schien so als würde er mit jeder Faser seines Daseins seine Umgebung erspüren können, sie wahrnehmen können und trotzdem blieb ihm ein Bild verweigert. Nicht nur das beschäftigte mich, während ich lauwarmes Wasser über meine Hände laufen ließ und die Erde von meiner Kleidung klopfte, sondern auch das befreiende Gefühl eines leichten Herzens. In wenigen Stunden könnte ich endlich meine Familie wieder in die Arme schließen. Ich sehnte mich sehr danach sie zu sehen. 

Ich schenkte der Bibliothekarin ein aufrichtiges Lächeln, während ich mich von ihr verabschiedete. Und selbst der grimmige Ausdruck, der ihr Gesicht normalerweise selbst bei guter Stimmung zierte, wich einer Andeutung eines Lächelns.

"Das du mir ja wiederkommst nach zwei Wochen Urlaub", sagte sie so eindrücklich, dass es auf die einen vielleicht gewirkt hätte, als wäre sie ernsthaft besorgt, ich könnte wieder auf den Geschmack kommen nicht zu arbeiten.
Nicht doch ich, ich wusste inzwischen, dass sie stämmige Bibliothekarin einen sehr eigentümlichen Humor besaß, der schwer zu verstehen war. Auch wusste ich, dass sie nicht gerne ihren Namen preisgab -nicht einmal ihren Nachnamen- sondern es vorzog mit 'Frau Bibliothekarin' oder sogar 'Madame' angesprochen zu werden. Folglich antwortete ich mit honigsüßem Lächeln, das zu meiner Laune passte: "Natürlich nicht, Madame. In zwei Wochen sehen wir uns wieder, Geschickt und fleißig wie immer." Letzterem fügte ich noch ein Zwinkern hinzu, da wir beide nur zu gut wussten, dass ich zwar stets sauber arbeitete, jedoch alles andere als fleißig und geschickt war.

Nur wenig später stand ich am Tor des Zentrums und suchte einen freien Platz in einer der noch verbliebenen Kutschen. Nur noch wenige Reisekutschen waren übrig, entsprechend der Anzahl an Jungmagier, die noch nicht abgereist waren. Ich lief zu den Kutschfahrern und fragte mich herum bis ich tatsächlich einen Kutscher fand,ddernbereit war bis nach Palona zu fahren.

Ein paar Stunden vergingen, die ich mir mit Büchern, Stickmustern und Tagträumereien vertrieb. Als wir jedoch das Stadttor der Hauptstadt erreichten zog etwas anderes meine Aufmerksamkeit auf sich. Meine Augen hefteten sich an das Geschehen hinter den gläsernen Fenstern der Reisekutsche. Fasziniert beobachtete ich die vorüberziehenden Menschen, allesamt mir verschiedenen Gesichtern, Hautfarben und Geschichten. Es war beeindruckend wie viel hier los war. Die ganze Stadt schien auf den Beinen zu sein.
Händler priesen ihre Ware an, Frachtkutschen und Reisekutschen füllten die Straßen und staunende Menschen irrten herum.
Palona war ein sehr beliebtes und sehenswertes Reiseziel der Republik. Nach dem Ausruf der Republik hatten Architekten hier ihre Kunst in voller Pracht verewigt. Neben den prachtvollen Gebäuden reihten sich außerdem Läden und Geschäfte allerlei aneinander. Einige davon kannte ich aus Erzählungen meiner Eltern, wie zum Beispiel 'der Goldlöffel', ein sehr angesehener Juwelier;
das 'Fernandas', ein Schokoladengeschäft, dessen Besitzer und Chocolatier wohl noch nie Fernada geheißen habe und natürlich auch 'Rosas Rosenblätter', ein Teegeschäft.
Dies waren nur einige der vielbesuchten Geschäften, die den Besuchern als echter Geheimtyp verkauft wurden. 

Je weiter wir fuhren, desto ruhiger wurde es auf den Straßen und desto ärmer sahen die Menschen aus. Schließlich kam die Kutsche vor einem kleinen rustikalen Haus zum stehen. Das kleine Wirtshaus war am Rande der Stadt. Die Menschen hier trugen eher praktische Alltagskleidung anstatt modische Kleider und Mäntel in bunten Farben. Auch schienen die Gebäude eher entsprechend dem Nutzen und nicht einem schmeichelndem Aussehen gestaltet zu sein.
So schien das Wirtshaus, vor dem wir angehalten hatten, zwar nicht mit einem einladenden Eindruck beeindrucken, aber es erfüllte seinen Zweck.

Ich drückte dem Kutscher ein paar Münzen in die Hand und bedankte mich für den Umweg durch die Hauptstadt, bevor ich die steinernen Stufen zum Haus hinaufstieg. Als erstes sah ich einen schmalen Gang, der zur Hälfte von an der Wand hängenden Jacken und Mänteln eingenommen wurde. Der Gang führte zu einem großen Raum, der als Kneipe genutzt wurde. An einem Tisch in der Ecke, fernab von den Rum trinkenden Gästen, saßen meine Mutter und mein kleiner Bruder. Als Noah mich entdeckte griff er aufgeregt nach der Hand meiner Mutter und sprang freudig auf mich zu. 

"Mama hat mir gesagt, dass ich die Bettseite am Fenster bekomme", stellte er fröhlich klar, als ich ihn umarmte. Bevor ich mich jedoch zu sehr über seine Willigkeit zu einer Umarmung seiner Lieblingsschwester freuen konnte, wand er sich schon wieder ungeduldig aus meinen Armen und sprang die ersten Treppenstufen zum oberen Stockwerk nach oben.
"Na komm schon! Oder willst du da unten Wuzeln verprügeln?" Ich schüttelte lächelnd den Kopf. Noah hatte schon immer eine Schwäche dafür gehabt sich Sprichwörter zu merken. Leider benutzte er sie viel zu gerne und manchmal kam so ein verdrehter Schwachsinn dabei heraus, dass man nicht mehr wusste, welches Sprichwort er ursprünglich benutzen wollte.
Bevor ich ihm jedoch in unser Gästezimmer folgte, wandte ich mich meiner Mutter zu und war heilfroh zu sehen, dass der traurige und müde Gesichtsausdruck, der das letzte Mal auf ihrem Gesicht lag, beinahe verschwunden war.

 Bevor ich ihm jedoch in unser Gästezimmer folgte, wandte ich mich meiner Mutter zu und war heilfroh zu sehen, dass der traurige und müde Gesichtsausdruck, der das letzte Mal auf ihrem Gesicht lag, beinahe verschwunden war

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~910 Wörter

SilbergrauWhere stories live. Discover now