EPILOG

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Nael hasste überfüllte Häfen und noch mehr hasste er es, wenn er den wohlhabenden Sklavenhändler spielen musste, zu dem er immer wurde, wenn er sich auf dem Festland aufhielt.
Seine dunklen Stiefel schlugen laut auf den Brettern des Steges auf, während er selbstsicher auf einen der Hafenarbeiter zuging, bei dem er vor ungefähr einer Stunde den Liegeplatz für sein Schiff bezahlt hatte. Aus dem Augenwinkel sah er gerade noch, wie fünf weitere Mitglieder seiner Crew in den geschäftigen Straßen von Navis verschwanden.
Wie immer galt es als erstes, nachdem sie das Land erreicht hatten, herauszufinden, was sich verändert hatte und sie waren lange fort gewesen, denn die Jagd machte es einigen Mitglieder seiner Crew nahezu unmöglich das Festland zu dieser Zeit zu betreten.
Nael strich sich das dunkle schulterlange Haar aus dem Gesicht und schaute einmal geschäftig auf seine Taschenuhr, bevor er den Hafenarbeiter ansprach. „Entschuldigen sie bitte, Sir, aber könnten sie mir vielleicht sagen, wo ich die nächste Kneipe finde. Nach den langen Tagen auf See brauche ich erstmal ein Bier!" ,sagte Nael gespielt erschöpft.
Der Hafenarbeiter nickte ihm verständnisvoll zu. „Gleich dort drüben, finden sie die beste Kneipe der Stadt. Die ist auch gut, um neue Bekanntschaften zu schließen und ein paar Geschäfte zu machen" ,erklärte der Mann, während er in eine Richtung deutete.
Nael achtete gar nicht auf seine Worte, sondern studierte die Plakate an den Wänden, während der Hafenarbeiter ihm den Rücken zudrehte. Es waren ungewöhnlich viele Kopfgeldplakate zu sehen und so weit Nael es aus der Entfernung beurteilen konnte zeigten sie immer die gleichen zwei Gesichter.
„Nach welchem Verbrecher wird denn nun schon wieder gesucht?" ,fragte er den Mann interessiert, der sofort hellhörig wurde und sich ein bisschen näher zu Nael beugte.
„Es ist nicht sehr viel bekannt, doch es gibt einige Gerüchte, dass es sich bei der Frau tatsächlich um die Tochter des Königspaars von Eletheria handelt. Der Mann ist wohl der ehemalige Captain der Wachen von Vasilias und soll ihr nun schon zwei Mal zur Flucht verholfen haben" ,erzählte der Mann in gedämpften Ton.
Nael schnaubte belustigt. „Eine Königstochter, die nicht existieren sollte und der loyalste Mann des Reiches? Sie wollen mich doch auf den Arm nehmen" ,sagte er kopfschüttelnd und der Hafenarbeiter hob abwehrend die Hände.
„Wie gesagt alles nur Gerüchte. Doch wer weiß, vielleicht tauchen die Beiden ja bald hier auf, wenn sie sich aus dem Staub machen wollen" ,antwortete er schulterzuckend.
Nael bedachte den Mann mit hochgezogenen Brauen. „Das bezweifele ich" ,murmelte er, bevor er zum Abschied die Hand hob und in die Richtung der Kneipe ging, deren Standort er bereits vor dem Gespräch gekannt hatte.

Der fliehende FalkeWhere stories live. Discover now