Dämonische Feiertage

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Natalia gähnt einmal und setzt sich auf. „Schönen guten Morgen, Estarossa", begrüßt sie ihn. Doch dann muss sie feststellen, dass er gar nicht da ist. Verwirrt blickt sie sich um. „Estarossa?" Das ist wirklich sehr seltsam. Normalerweise steht er doch nie vor ihr auf. Ein unbehagliches Gefühl macht sich in ihr breit, als ihr die traurige Erinnerung von Bruno wieder durch den Kopf geht. Vielleicht hat Xander in der Nacht geweint und sein Vater ist diese Nacht bei ihm geblieben. Also geht Natalia in das Kinderzimmer, um nachzusehen. Doch er ist nicht da. Ihre beiden Kinder liegen in ihren Betten und schlafen. „...Wo ist er nur hin...?" Sie schaut noch im zweiten Schlafzimmer nach. Da ist sie sehr verwundert, dass Zeldris auch nicht da ist. Das beruhigt sie ein bisschen, also schließt sie die Tür wieder. „Wahrscheinlich sind sie schon draußen und sammeln die ersten Eier ein." Sie muss lächeln und geht nun auf die Treppe zu. Sofort öffnet Estarossa die Augen. Er hat sie gehört und muss grinsen. Der Dämon deckt seinen schlafenden Bruder zu und versteckt sich um die Ecke. Natalia hat inzwischen die Treppe erreicht und schaut sich verwirrt die Tannenwedel an. „...Wie...?" Langsam und vorsichtig, kommt sie herunter und mit jeden weiteren Schritt, entdeckt sie mehr von den weihnachtlichen Dekorationen. „...Ach du meine Güte..." Sie hält sich ungläubig die Hand vor den Mund. „...Was...was ist denn hier passiert?" Estarossa grinst. „Morgen", begrüßt er sie. Leicht erschrocken, wirbelt sie herum und schaut ihn überwältigt an. „Deshalb hast du mich wegen Weihnachten ausgefragt. Du bist ja total verrückt." Er hat sein Ziel erreicht. Auch wenn sie Tränen in den Augen hat, strahlen sie dennoch, so wie die Morgensonne. Er zuckt mit den Schultern. „Dämonen tun eben verrückte Sachen, wenn sie verliebt sind."

Daraufhin muss Natalia gleichzeitig lachen und weinen. Sie kann nicht anders und wirft sich in seine Arme. „Oh, Estarossa...und das alles nur für mich?" Er drückt sie an sich. „Für uns. Ich hab es für uns gemacht." Sein Blick fällt auf das Sofa, wo sein Bruder noch immer schläft. „Der Knallkopf da hat mir geholfen. Anfangs war er komplett dagegen, doch dann hat er sich teilweise wie ein Kind benommen." Wenn die Farmerin schon so reagiert hat, wie werden sich dann wohl seine beiden Kinder verhalten? Immerhin kennen Xander und Anunnaki diese Tradition gar nicht. „Dieser geschmückte Weihnachtsbaum ist wirklich wunderschön. Ich bin so glücklich, nach all der Zeit wieder einen zu haben. Es beeindruckt mich, dass ihr beide ihn so gut hinbekommt habt." Denn wenn man bedenkt, dass weder der eine noch der andere irgendwelche Erfahrung hat, was das Baum schmücken angeht. „Sagen wir einfach, dass wir vierbeinige Unterstützung hatten", sagt er und zwinkert ihr zu. Natalia muss schmunzeln und schaut zu Molly, die sich auf Zeldris zusammengerollt hat. „Ist es dir gar nicht peinlich, dass du von einer Katze gelernt hast?", fragt sie. „Total", antwortet er. „Aber manchmal muss man seinen dämonischen Stolz eben herunterschlucken." Die beiden lachen einmal kurz. „Jedenfalls ist dir deine Überraschung wirklich gelungen. Ich gehe dann mal flott das Frühstücken machen." Doch da wird sie schon von ihm auf den Arm genommen. „Soweit kommt es noch. Du gehst jetzt ins Badezimmer und machst dich frisch, während ich das mit dem Frühstück erledige. Keine Widerrede."

Estarossa setzt sie vor der Treppe ab und scheucht sie nach oben. Natalia hat keinen Grund, um zu widersprechen, also kommt sie ihm nach und sucht das Badezimmer auf, während er sich um das Frühstück kümmert. „Mal sehen..." Er denkt einmal scharf nach. „Staubfänger, hast du eine Idee für ein Frühstück?" Molly hebt verschlafen den Kopf und gähnt erst einmal. „Wie wäre es mit arme Ritter?", miaut sie. „Kein schlechter Vorschlag...", meint er. Der Dämon hat Natalia das ein oder andere mal dabei zugesehen, wie sie diese beliebte Süßspeise zubereitet hat. Man kann es tatsächlich als Frühstück, oder als Dessert essen. Also entfacht er ein Feuer und sucht sich die nötigen Zutaten zusammen. Lange dauert es daher auch nicht, dass Zeldris sich verschlafen aufrichtet und sich den Sabber vom Mundwinkel wischt. „...Was riecht hier so gut?" Noch schlaftrunken blickt er zu seinem großen Bruder, der am Herd steht und die armen Ritter ausbackt. „Was denn, bist du etwa in die Kochlehre gegangen?" Der jüngere Dämon kann es einfach nicht lassen zu sticheln und Estarossas Antwort besteht darin, dass er ihm ein hartgekochtes Ei an den Kopf wirft. Schließlich kommt die Farmerin wieder herunter, die sich über den süßen, zimtlastigen Geruch wundert. Sie hat sich angezogen, gewaschen und sich die Haare gekämmt und zusammengebunden. „Oh...? Das wird Xander sicher aufmuntern. Der arme Junge ist immer noch so traurig wegen Bruno." Die Farmerin versucht stark zu sein, doch manchmal kommen auch ihr noch die Tränen deswegen. Erst ihr Großvater, dann ihr geliebter Hund. Ein jahrelanger, kluger und treuer Freund, der immer für sie da gewesen ist. Sie seufzt einmal und denkt dann schon mal den Tisch für alle. Natürlich gibt es auch Fleisch zum Frühstück. Und wenn die armen Ritter Xander nicht glücklich machen, dann zumindest Anunnaki.

Nur wenige Minuten später, kommt der junge Halbdämon dann verschlafen die Treppe herunter. Er hat seine kleine Schwester an der Hand und passt auf sie auf, dass sie nicht herunterfällt. „Morgen...", sagt er ziemlich lieblos. Sofort wird seiner Mutter das Herz so schwer. Er setzt sich an den Tisch und scheint der Weihnachtsdekoration keinerlei Beachtung zu schenken. Anunnaki hingegen lacht, hat riesige, glänzende Augen und freut sich sehr über die bunten Sachen. Estarossa stellt ihm und seiner Tochter die armen Ritter hin, sodass sie diese essen können. „...Ich hab keinen...-" Der silberhaarige Dämon schnippt ihm gegen die Stirn, noch bevor er seinen Satz fertig sprechen konnte. Xander stöhnt einmal und fängt an sein Frühstück zu essen. Er vermisst Bruno wirklich schmerzlich und kann seinen Verlust kaum ertragen. Lustlos, beißt er in das süße Weißbrot und blickt dann einmal auf. Erst jetzt wird ihm bewusst, was mit dem Wohnzimmer passiert ist und er sieht seine Eltern verwirrt an. „Warum steht ne Tanne in unserem Wohnzimmer?" Estarossa und Natalia tauschen einen Blick miteinander. „Das ist unser Weihnachtsbaum, mein Schatz. Papa und Onkel Zeldris haben ihn aufgestellt und geschmückt." Natürlich muss sie ihren Kindern erst einmal erklären, was denn eigentlich Weihnachten ist. Ihr Sohn bekommt auf einmal riesengroße Augen. Doch es ist ihr umso wichtiger, dass sie ihm dadurch ein kleines Lächeln entlocken kann. Seit die Farmerin ihrem Ehemann von dem Weihnachtsbrauch erzählt hat, kreisen seine Gedanken wegen einer ganz bestimmten Sache ununterbrochen. Doch um diese wahr zu machen, müsste er Natalia drei ganze Tage alleine lassen. Allerdings wäre das ein geringes Opfer, denn er geht stark davon aus, dass es das Lachen seines Sohnes wieder zurückbringt. Genau aus diesem Grund, muss er Natalia unter vier Augen sprechen. Also jagt er Zeldris mit seinen Kindern nach draußen, damit sie etwas spielen können.

Die Farmerin sieht ihn nun an und legt den Kopf schief. Ein bisschen nervös, kratzt er sich im Nacken. „Du hast mir ja davon erzählt, dass sich Kinder an Weihnachten sehr freuen, wenn sie Geschenke bekommen. Ich habe darüber nachgedacht, Xander einen neuen Hund zu besorgen. Allerdings bin ich unsicher, wie du darüber denkst." Natalia scheint wenig überrascht zu sein, denn sie hat tatsächlich mit dem gleichen Gedanken gespielt. „...Ich habe nichts dagegen...", sagt sie dann. „Ich meine, ich kann verstehen wenn du das nicht willst. Aber ich denke, dass Xander dann...Moment...Was?" Natalia lacht einmal belustigt, da er ihre Antwort wohl gar nicht mitbekommen hat. „Du bist wirklich unaufmerksam geworden, mein Lieber." Der Dämon läuft ein bisschen rot im Gesicht an. „Wie peinlich...", sagt er darauf. „Na schön, wenn das schon einmal geklärt ist, kommen wir zu dem zweiten Thema. Ich habe an eine ganz bestimmte Rasse gedacht. Allerdings brauche ich ganze drei Tage, um diese zu besorgen." Für die ersten paar Sekunden ist es still, dann senkt sie den Blick. „...Du weißt ich mag es nicht besonders, wenn du solange weg bist. Doch es ist für unseren Sohn. Wenn es nicht anders geht, dann geh ruhig. Hauptsache du bist an Weihnachten wieder zuhause." Estarossa verspricht es ihr und wird noch heute Abend aufbrechen. Immerhin sind es nur noch wenige Tage bis Heiligabend. Als Dämon hat er zwar absolut nichts heiliges an sich, doch er respektiert ihre menschlichen Bräuche, so wie sie seine dämonischen respektiert. Als er eben noch etwas sagen wollte, unterbricht ihn ein schrilles lachen. „Habe ich das gerade richtig gehört, Silberlöckchen? Du bist drei Tage nicht da? Nimm das Smaragdäugchen mit, dann können Natalia und ich endlich mal Mädchenkram erledigen." Sofort muss er breit grinsen und er sieht Hannah an. „Den Gefallen tu ich dir ganz bestimmt nicht, Goldfasan. Im Gegenteil, ich werde Zeldris sagen, dass er dir so richtig auf die Eier gehen soll." Die beiden können es einfach nicht lassen. Es scheint manchmal so, dass Estarossa und Hannah zum streiten geboren worden sind.

„Wie auch immer. Ich muss jetzt los, sonst schaffe ich es nicht." Natalia schaut ihn mit einem besorgten Blick an. „Und du bist wirklich bis Weihnachten wieder hier?" Er nickt und bezeugt es mit einem Kuss. „Versprochen. Ich werde mich beeilen. Vielleicht schaffe ich es schon einen halben Tag früher zurück." Zum Abschied, boxt er Hannah noch liebevoll gegen die Schulter, was nicht weniger schmerzhaft für sie ist. „Pass auf meine Frau auf, Hühnerbeinchen. Wenn ihr was passiert, drehst du dich bald auf meinem Grill", droht er. Sie hält sich die schmerzende Stelle und grinst nur einmal breit. „Mach dir lieber darüber Sorgen, dass du unterwegs Alzheimer entwickelst und nicht mehr nach Hause findest. Ich wäre wirklich die letzte, die dich vermissen würde." Estarossa zeigt ihr lediglich den Mittelfinger, bevor er das Haus verlässt. Auch wenn sich die beiden ununterbrochen die unterschiedlichsten Beschimpfungen an den Kopf werfen, weiß Natalia, dass sie sich insgeheim mögen. Immerhin hat man das schon einige male miterlebt. Es ist einfach die Art von Hannah, so mit einem Mann umzugehen. Zeldris gegenüber verhält sie sich nicht anders und immerhin hat es zwischen den beiden ordentlich geknistert. Die Farmerin blickt ihrem Dämon lange nach. Hannah entgeht nicht, dass ihrer Kindheitsfreundin etwas durch den Kopf geht. „Über was denkst du denn gerade nach?" Kaum hat Estarossa das Haus verlassen, scheint Hannah wie ausgewechselt zu sein. Die hübsche Blondine weiß, dass der Dämon ihre Sticheleien genauso braucht wie sie selbst. „...Das ist merkwürdig, Hannah. Irgendetwas stimmt da nicht. Ich nehme an, dass er nach Kusa will. Aber er kann fliegen und bräuchte hin und zurück maximal einen Tag. Wieso ist er also ganze drei Tage unterwegs?" Auf einmal runzelt Hannah die Stirn. „Jetzt wo du das sagst, ergibt das tatsächlich keinen Sinn..."

Die Farmerin malt sich die schlimmsten Szenarien aus. Sie klammert sich schmerzhaft am eigenen Körper fest und kämpft mit den Tränen. „Glaubst du...er hat eine...-" Hannah schneidet ihr das Wort ab. „Eine andere?" Die blondgelockte Schönheit bricht in schallendes Gelächter aus. „Aber natürlich hat er eine andere, hast du das erst jetzt gemerkt?" Sie knufft Natalia in die Seite. „Mach dich nicht lächerlich, Süße. Bemerkst du eigentlich gar nicht, wie er dich immer ansieht? Das Silberlöckchen vergöttert dich. Sogar wenn das Smaragdäugchen dich mal länger als nötig anschaut, tötet er ihn allein mit seinen boshaften Blicken. Und wenn ich mal bemerken darf, wie er an eurer Hochzeit abgegangen ist, dann hat er sicher nichts besseres zu tun, außer dich drei Tage vor Weihnachten durch eine unbedeutende Schnepfe zu ersetzen", sagt Hannah sarkastisch. Normal heitert die direkte Art ihrer Freundin sie immer auf, doch diesmal bleibt die besorgte Miene in ihrem Gesicht wie versteinert stehen. „...Meinst du das wirklich...?" Daraufhin stöhnt Hannah einmal. „Natürlich meine ich das so. Wahrscheinlich hat dieser Spinner dir nur wieder die halbe Wahrheit erzählt und lässt wieder aus seinen ekelhaften Reißzähnen irgendetwas verrücktes schmieden." Daraufhin muss die Farmerin nun doch laut auflachen. „Da hast du allerdings recht", lacht sie. „Estarossa ist wirklich so verrückt und würde das machen." Und schon ist ihr gewohntes Lächeln wieder zurück. „Ich danke dir, Hannah. Wahrscheinlich mache ich mich umsonst verrückt." Sie streckt sich einmal. „Also gut...ich muss an die Arbeit. Lass uns später zusammen das Mittagessen vorbereiten." Sie nickt einmal. „Aber natürlich. Und jetzt werde ich dem Smaragdäugchen erstmal Beine machen. Dieser faule Vielfraß, kann seinen knochigen Hintern auch mal bewegen und nicht den ganzen Tag untätig in der Bude herumliegen." So kennt sie ihre alte Kindheitsfreundin. Das ist Hannah – wie sie leibt und lebt.

Drei Tage sind vergangen. Inzwischen muss sich die Farmerin am frühen Morgen wirklich zwingen aufzustehen. Sie vermisst Estarossa schmerzlich, doch sie muss ihre Tiere versorgen. Also geht sie lustlos ihrer Morgenroutine nach. Noch ziemlich schlaftrunken, kommt sie nun die Treppe herunter und betrachtet den bunt geschmückten Weihnachtsbaum, unter dem lieb verpackte Päckchen liegen. „Huch...?" Sie muss einmal genauer hinsehen. „...Also die lagen gestern Abend noch nicht hier..." Plötzlich legt sich ein riesiger Schatten über sie. „Vielleicht hat sie ja ein gutartiger Dämon in der letzten Nacht dorthin gelegt." Natalia schreit einmal erschrocken auf und wirbelt herum. Er hat sie so sehr erschreckt, dass sie ihren Reflex nicht unterdrücken konnte. „Du meine Güte..." Und im nächsten Moment klebt sie schon an ihm, wie Karamell an einem kandierten Apfel. „Estarossa..." Er legt seine Arme um sie und drückt seine Frau zärtlich an sie. „Verzeih mir, dass ich dich warten ließ..." Sie krallt sich richtig in sein Oberteil und schüttelt den Kopf. „Es war grausam von dir, mich ganze drei lange Tage alleine zu lassen..." „...Ich weiß..." Doch aller Schmerz ist vergessen, jetzt wo er wieder da ist. Auf einmal sind eilige Schritte zu hören. Hannah rennt wie eine Besessene die Treppe herunter und fällt den Dämon regelrecht an. Sie packt ihn im Gesicht und schiebt mit beiden Daumen seine Oberlippen nach oben. „DA! Hab ich es dir nicht gesagt?" Estarossa knurrt einmal und drückt sie von sich. „Was zur Hölle ist denn mit dir los, Goldfasan? Hat Zel dich etwa mit Eierpunsch abgefüllt, oder was?" Natalia hat das Ergebnis des hinterhältigen Angriffs nicht genau gesehen, doch sie hätte schwören können, dass seine Fangzähne unterschiedlich lang sind. Nun kommt sein jüngerer Bruder noch dazu und dieser sieht alles andere als ausgeruht aus. „Muss man in dieser Bude erst tot umfallen, damit man mal seine Ruhe hat?", faucht er.

„Das sagt genau der Richtige", kontert Hannah sogleich. „Das kommt davon, wenn man abends nicht rechtzeitig ins Bett geht. Und wasch dich endlich mal. Du stinkst ja schlimmer als draußen der Schweinestall." Estarossa brüllt vor lachen. „Endlich sagt ihm mal einer die Wahrheit. Du gefällst mir, Goldfasan. In mir hast du einen Freund fürs Leben gefunden", sagt er. Bevor der nun richtig schlecht gelaunte Zeldris etwas erwidern kann, macht sich etwas anderes bemerkbar. Denn eines der Geschenkpakete scheint sich zu bewegen und ein klägliches Winseln kommt aus dem Inneren. „Hätte ich fast vergessen. Lass uns die Knirpse wecken, bevor er erstickt", sagt er. Xander ist es gar nicht gewohnt, dass er so früh aufstehen muss. Er reibt sich müde die Augen, staunt dann aber nicht schlecht, als plötzlich hübsch verpackte Geschenke unter dem Weihnachtsbaum liegen. Natalia streicht ihm über die verwuschelten, unordentlichen Haare. „Na komm, mach es auf. Du auch, Anunnaki." Die beiden Geschwister werden zu dem Baum geschickt, wo sie ihre Geschenke öffnen sollen. Seine kleine, süße Tochter reißt das lästige Papier weg und öffnet den darin enthaltenen Karton. Sofort fängt sie glücklich an zu kreischen, als sie ein hübsches, neues Kleidchen heraus zieht. Es sind diese einfachen Dinge, mit denen man das Mädchen glücklich machen kann. „Sieh nur, wie sie sich darüber freut." Anunnaki klebt sofort an ihrem Papa und verwöhnt ihn mit lauter liebevollen Küssen. Zumindest die Freude seiner kleinen Schwester, kann Xander ein kurzes Lächeln entlocken. Auch wenn er noch ein Kind ist, verspürt er nicht wirklich Freude darauf, dieses Geschenk zu öffnen. Seine Mutter hat ihm und seiner Schwester immerhin erklärt, auf was es bei Weihnachten ankommt.

Estarossa beißt sich auf die Unterlippe, als sein Sohn endlich die Schleife abzieht. Er hält die Spannung fast nicht mehr aus, wie er wohl darauf reagieren wird. Nun reißt der Halbdämon das Geschenkpapier weg und zuckt einmal. Er hätte schwören können, dass sich das Paket gerade bewegt hat. Nun will auch er nicht mehr länger warten und öffnet den Deckel. Und als er sieht, was ihn da anschaut, hält sich sogar die sonst so aufgeschlossene Natalia sprachlos die Hand vor den Mund. Nicht einmal Hannah ist in der Lage, etwas zu sagen. „Was...in aller Welt...ist das...?" Xander schaut den Hund einfach nur komplett wortlos an. Doch in seinem Blick, liegt pure Faszination. Der Hund ist von oben bis unten pechschwarz. Er hat leuchtend rote Augen und jetzt schon ein wahres Knochenbrecher-Gebiss. Ganz langsam, dreht Zeldris seinen Kopf zu seinem Bruder und schaut ihn mit dem Todesblick des Vernichtung an. „Du hast ihm einen Blackhound besorgt?" Bevor Estarossa etwas sagen kann, fängt sein Sohn plötzlich an zu weinen und nimmt den ungewöhnlichen Hund in den Arm. „Danke, Papa", schluchzt er nun lauthals und kuschelt mit seinem neuen Spielkameraden, der das alles mit sich machen lässt. „Ich weiß, dass er Bruno nicht ersetzen kann. Doch ich war der Meinung, dass du einen treuen Freund an deiner Seite brauchst." Allerdings schaut nun auch Natalia ihren Dämon an und verlangt nach einer Erklärung. „Mach dir bitte keine Sorgen, wegen dem Hund. Blackhounds sind pflegeleichte Höllenhunde, die zwar gruselig aussehen, aber einen sehr weichen Charakter haben. Ich dachte mir einfach, dass wenn ich ihm einen normalen Hund schenke, dieser wieder sterben wird." da stöhnt sie Farmerin einmal und schüttelt den Kopf. „Auf deine Verantwortung, Estarossa. Wenn er mir irgendetwas kaputt macht, schläft er draußen."

Xander hat seinen neuen Freund jetzt schon in sein halbdämonisches Herz geschlossen. Auf einmal kommt Molly angelaufen. Die Blicke der beiden Dämonentiere treffen sich und man könnte denken, dass sie wie Hund und Katz aufeinander losgehen. Doch stattdessen beschnüffeln sie sich gegenseitig interessiert. Die blaugraue Kätzin hebt eine Pfote und legt sie dem Höllenhund auf die schwarze Lakritznase. „Damit du gleich bescheid weißt: Das Sofa gehört mir, Höllenbello", miaut sie. Doch den scheint das nicht wirklich zu interessieren, sondern macht sich lieber mit seinem neuen Zuhause vertraut. Xander hängt nun an seiner Mutter und seine alte Fröhlichkeit kehrt langsam zurück. „Mama? Glaubst du, dass Bruno im Hundehimmel ist?" Liebevoll streichelt sie seine Wange. „Aber natürlich ist er das. Alle Hunde kommen in den Himmel. Und ich bin sicher er passt auf dich auf und ist froh, dass dich nun sein Nachfolger beschützt." Natalia gibt ihrem Sohn einen Kuss. „Ich mach dir jetzt was zu essen. Doch vorher würde ich noch gerne wissen, wie dein Hund denn heißen soll." Darüber muss Xander nicht lange nachdenken. „Nero", sagt er dann. Wie passend. Immerhin bedeutet das schwarz. „Ein schöner Name. Dann kannst du Nero gleich mal zeigen, wo er sein Geschäft zu verrichten hat, während ich das Frühstück mache." Xander ist wieder glücklich und strahlt vor sich her. „Komm mit, Nero. Ich zeig dir die Wiese. Die wirst du ganz toll finden." Er packt den Hund am Nacken und führt ihn nach draußen. „Anscheinend war dein verrückter Plan ein voller Erfolg", sagt Zeldris. „Du kleiner Drecksack warst in der Hölle und hast dem Bengel einen Blackhound-Welpen besorgt." Estarossa lacht einmal dreckig. „Überrascht?" Bevor Natalia überhaupt auf die Idee kommt, drückt der Dämon ihr ein kleines Geschenk in die Hand. „Für dich." Perplex sieht sie ihn an. „Aber ich...hab gar nichts für dich. Ich kann das nicht annehmen." Estarossa besteht darauf. „Alleine dich zur Frau zu haben ist Geschenk genug. Mach es auf." Vorsichtig, öffnet sie nun das kleine Geschenk und hat eine kleine Schatulle in der Hand. Sie öffnet diese und eine wunderschöne Halskette aus Achat liegt darin. Mit einem Reißzahn als Anhänger. Hannah schießen die Tränen in die Augen vor lachen. „Und wieder einmal hatte ich recht." Natalia nimmt Estarossa in den Arm. „Du Verrückter..." Er nimmt die Halskette in die Hand und legt sie ihr an. „...Ich liebe dich, du Blödmann..." Sie haucht ihm einen Kuss auf und blickt dann kurz zu Xander, der Nero die Weide zeigt. Nun weiß sie genau, dass sie zusammen noch viele Weihnachten miteinander verbringen werden. Doch alleine bei diesem Anblick der Halskette, wird Hannah ein kleines bisschen neidisch und schaut Zeldris vielsagend an. Doch dieser lacht nur einmal nervös, doch Hannah scheint das durchaus ernst zu meinen. „Kommt auf keinen Fall in Frage!" Es waren wunderschöne Feiertage gewesen. Zeldris hat sich lange geweigert. Viele weitere Weihnachten vergehen, doch schließlich lag auch für Hannah irgendwann ein Reißzahn unter dem Weihnachtsbaum.


Mein Freund, der DämonWhere stories live. Discover now