53 - Freitag Mittag

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Nervös schwanke ich vom einen auf den anderen Fuß. Reibe meine Hände aneinander, verschränke meine Finger. 

Wieder sind sie schwitzig. Eine Sache, die ich überhaupt nicht leiden kann und es wird nur schlimmer, wenn ich darüber nachdenke. 

Ich atme tief ein und aus. Ein Uhr Mittags. Ich konnte seit Dienstag nicht mit Mr. Jackson reden, weil ich viel zu durcheinander war und erstmal sortieren musste, was alles passiert ist. In seinem Kurs am Mittwoch war ich auch nicht.

Es hat eine Weile gedauert, bis ich die Geschehnisse von Dienstag Abend zusammen hatte, aber als mir bewusst wurde, was alles passiert ist, war mir spei übel. 

Mr. Jackson ist zu weit gegangen. Ja, er ist erst 25 und wären die Umstände anders, wäre das auch nicht absolut abwegig, aber er ist mein Professor. Ich frage mich, wie lange er schon diese Absichten hatte. Etwa auch, als er mich zur Exkursion eingeladen hat? Oder als ich ihm beim Bilder sortieren geholfen habe? Hat er mich deshalb zu seiner Vernissage eingeladen?

Das mit Tyler habe ich immer noch nicht verdaut. Ihn habe ich seitdem auch nicht gesehen. Er hat mir heute Morgen geschrieben, wann er mir das Foto der Walflosse vorbei bringen kann, aber bisher habe ich ihm noch nicht geantwortet. 

Es wäre komisch, wenn er es mir bringen würde, nachdem wir Dienstag so ein komisches Gespräch geführt haben. Ich war betrunken und als er mehr als deutlich gemacht hat, dass es nur meine Entscheidung ist, was ich mit Mr. Jackson anstelle, war ich traurig. Und wütend. 

Ich bin mir sicher, dass ich die Kombination aus beidem nicht wirklich gut verbergen konnte, aber leider kann ich mich nicht daran erinnern, wie offen ich wirklich mit ihm war. 

Als die Tür neben mir sich öffnet zucke ich zusammen. 

Unauffällig gucke ich auf mein Handy. 13:02 Uhr. Die Studenten aus Mr. Jacksons Kurs strömen an mir vorbei. Mich bemerkt niemand. Gut so. 

Als ich versichert bin, dass niemand mehr an mir vorbei zieht, beiße ich mir auf die Lippen und nehme einen tiefen Atemzug. 

Ich biege um die Ecke zum Vorlesungssaal und schaue runter zu Carter, der vorne am Schreibtisch durch eine Mappe blättert. 

Räuspernd schlendere ich auf ihn zu. 

Lächelnd richtet er sich zu mir hoch. 

"Brooke. Hey.", begrüßt er mich freundlich, als wäre nichts passiert. 

"Hey, ich..", beginne ich und lehne mich gegenüber von ihm gegen die Tischkante der ersten Stuhlreihe. 

"Wieder nüchtern?", unterbricht er mich belustigt und setzt die Brille ab. 

Er lehnt sich entspannt zurück und legt seine Hände in den Nacken. 

"Äh.. ja. Tut mir leid für Dienstag.. ich.", stottere ich und könnte mich direkt dafür schlagen. Warum entschuldige ich mich? 

Wenn einer sich entschuldigen sollte, dann ist das er. 

"Alles gut. Mach dir keinen Kopf. Ich kenne das, wenn man zu tief ins Glas schaut.", lacht er und mustert mich von oben bis unten. 

Sein Blick ist anzüglich. Das bilde ich mir nicht ein. 

"Ich wollte mit ihnen über etwas reden."

"Wir waren doch schon beim 'Du' angekommen, oder irre ich mich da?", fragt er mit gehobenen Augenbrauen und einem leicht hochnäsigem Grinsen. 

Es fällt mir erst jetzt auf, aber so guckt er häufig. 

Als wäre er etwas besseres. 

"Darum geht es irgendwie..", ich schlucke und schaue schüchtern auf meine weißen Sneaker. 

OUTSIDER 3Where stories live. Discover now