50 - Dienstag Abend

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Ich nehme das schwarze Kleid vom Hänger und streife es mir über. Ich bin mir nicht sicher, ob es angemessen ist, in diesem Teil zu der Vernissage meines Professors zu gehen, aber generell sind solche Kleider üblich dafür. 

Es ist nicht zu sexy.. würde ich sagen. Es hat Spagettiträger, einen Corsage artigen Ausschnitt und ist knielang. Es liegt eng an meinem Körper an, aber man sieht nicht zu viel von meiner Haut.

Der rote Lippenstift passt zu der Sohle meiner Louboutins. 

Ich kämpfe immer noch mit mir selbst, ob ich überhaupt hingehen soll. Von Nervosität zu sprechen, wäre untertrieben. Abgesehen von meinem Professor kenne ich niemanden und Mr. Jackson wird vermutlich rund um die Uhr beschäftigt sein. 

Als es an der Tür klopft, bin ich erst verwirrt, öffne diese aber ohne zu zögern. 

"Hey.", sage ich, als ich Tylers Hinterkopf sehe. 

"Hey, ich..", seine Hand liegt am Türrahmen und er dreht sich mit seinem Blick vom Flur zu mir, als er schlagartig aufhört zu reden. 

"Hey.", er mustert mich von oben bis unten und guckt mich lächelnd an. 

Ich kenne Tyler. Ich weiß genau woran er gerade denkt.

"Hey.", erwidere ich erneut und gucke leicht beschämt zum Boden.

Peinlich.

"Tut mir leid.. ich... du siehst wirklich gut aus.", entgegnet er und legt seine Hand an seinen Hinterkopf, um hinten im Nacken leicht seine Haare glatt zu streichen. "Hast du ein Date?", fragt er nun und wirkt etwas ernster. Nachdenklich.

Ich schüttle direkt meinen Kopf. 

"Nein. Nein.. Ich gehe nur zu der Ausstellung meines Professors.", sage ich schnell und winke ab. 

Das ist das letzte, was ich will. Daten werde ich in nächster Zeit ganz sicher nicht. 

"Tja. Du siehst wirklich gut aus.", erwidert er und nickt kurz. 

"Danke.", lächle ich ihn an. 

Für ein paar Sekunden schauen wir uns nur in die Augen. Er sieht auch nicht schlecht aus. Seine Haare sind gemacht, seine Arme sehen verflucht muskulös aus und das graue Shirt legt sich perfekt an seinen Körper an. 

Am liebsten würde ich ihn zu mir ziehen. Er sieht wirklich gut aus. 

Ich räuspere mich und beiße auf meine Lippe. 

"Also, ich wollte eigentlich gerade ein Taxi holen. Gibt es was?", frage ich und steige in die schwarzen High Heels neben der Tür. 

Auf Absätzen bin ich nur noch wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. 

"Kann ich dich fahren? Dann reden wir im Auto.", er zieht seinen Schlüssel aus der Hosentasche und guckt mich schmunzelnd an. 

Zögerlich nicke ich und nehme mir die dünne Jacke vom Bett, bevor ich aus meinen Zimmer laufe und die Tür hinter mir schließe. 

Neben ihm laufe ich den Flur runter. Wir sind still, aber es ist nicht unangenehm. Im Gegenteil. Es ist schön, ihm so nahe zu sein, ohne mir große Gedanken zu machen. Wir gehen die Treppe nach unten, über den Innenhof zum Parkplatz. 

Direkt vor meinem Wohnheim steht sein schwarzer Jeep, den er damals zu seinem 16. Geburtstag von seinem Dad bekommen hat. 

Es ist schon lange her, dass ich in sein Auto gestiegen bin. Als er mir die Tür aufhält und ich mich auf den Sitz setze, fühlt es sich an, als wäre es wie beim ersten mal. 

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