34 - Mittwoch Abend

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Hannahs Sicht:


"Brooke, dass kannst du nicht bringen.", ruft Joey, gleichzeitig flüsternd, als Brooke über den Zaun des Footballfelds klettert.

"Und ob sie kann.", lache ich und folge ihr.

Brooke macht ein jubelndes 'Woo' Geräusch, dass ich zuvor noch nie aus ihrem Mund gehört habe, was mich nur noch mehr zum lachen bringt.

"Han, vielleicht sollten wir lieber..", fängt Avery an, aber bevor sie ihren Satz beenden kann, lande ich schon auf der anderen Seite des Zaunes.

Ich zwinkere ihr zu und werfe ihr gleichzeitig einen Kuss zu, als sie mich mit bevormundendem Blick anschaut.

Der ca. 2,50 m hohe Zaun trennt Joey und Avery von mir. Brooke die immer noch auf dem Zaun steht hält mir die Weinflasche hin.

"Hannah.", sagt sie erschöpft und ich nehme ihr die Flasche ab, damit sie runterspringen kann.

Auf ein mal rennt sie los aufs Footballfeld und lacht wie eine Hyäne los.

"Vielleicht sollten wir sie nichts dummes tun lassen.", ermahnt mich Avery, doch ich grinse sie nur an.

"Es ist nicht dumm, wenn wir es mit ihr machen.", gebe ich kess zurück und laufe los.

"Nette Theorie.", höre ich sie rufen. Ich drehe mich nicht um, als ich kurz darauf höre, wie sie und Joey auf den Zaun steigen.

Atemlos lasse ich mich mittig des Feldes neben Brooke auf den Rasen fallen.

"Gib.", sagt sie völlig aus der Puste und schnappt sich die Flasche Wein, die sie kurz darauf aufdreht und beinahe über sich auskippt, so wild wie sie trinkt.

"Alles klar, ich denke du hattest genug.", erwidere ich lachend und nehme sie wieder an mich.

"Brooke, bist du sicher, dass es dir gut geht? Man sollte besser nicht trinken, wenn es einem schlecht geht.", gibt Avery von sich, als sie bei uns ankommt und sich mit Joey im Schlepptau gegenüber von uns auf die Wiese setzt.

Wenn eine weiß, wovon sie spricht, dann ist es Avery. Sie hatte in letzter Zeit wirklich viel mit Nate zu kämpfen. Sie macht sich rund um die Uhr Sorgen um ihn. Anscheinend ist sein Vater Alkoholiker. Da das Risiko vererbbar ist, hat sie Angst, dass Nate abrutscht und wie sein Vater endet.

Es kam nicht nur ein mal vor, dass sie wegen ihm geweint hat. Ich kann nicht beschreiben in was für einem Zwiespalt ich mich befunden habe. Brooke ist einer meiner besten Freundinnen und Nate hat sie so unfassbar doll verletzt. Ich habe ihn für das was er ihr angetan hat gehasst, doch gleichzeitig musste ich mitfühlend sein, weil er Averys ein und alles ist.

Sie konnte mich dennoch verstehen. Bei ihr ist es noch extremer. Brooke hat versucht sich mit ihren Sorgen über Nate nicht bei Avery auszulassen, aber Avery bekommt alles mit. Eben auch, wie schlecht es Brooke durch ihn ging. Brooke ist Averys beste Freundin und Nate ihr Bruder. Dass sie unparteiisch sein muss ist klar. Sie konnte sich nur bei mir auslassen.

Das ist auch der Grund dafür, dass ich froh bin, dass Brooke entschieden hat sich fürs erste auf sich selbst zu konzentrieren. Sie braucht wirklich nicht noch mehr Stress und auch, wenn es nicht direkt ihre Schuld ist, hat sie Recht damit, dass es die Dinge zwischen den Jungs kompliziert gemacht hat.

"Ganz ehrlich? Ich glaube mir ging es seit Wochen nicht mehr so gut.", erwidert Brooke und klingt ehrlich.

Zufrieden lächelt sie in die Runde und stützt sich auf ihre Unterarme, während sie sich nach hinten lehnt.

"Hast du nochmal mit Tyler gesprochen?", frage ich sie und hoffe, dass sie das nicht überrumpelt.

Sie holt Luft und richtet sich auf.

"Nein. Ich habe Angst vor einem Gespräch mit ihm. Er scheint mich wirklich für meine Entscheidung zu hassen.", antwortet sie und wirkt nachdenklich.

"Gott, er kann so verflucht stur sein.", rege ich mich auf und schnaube aus.

Gestern Abend im Wohnzimmer hat er sie die ganze Zeit versucht zu provozieren.

"Er denkt du hast Schluss gemacht, um was mit Nate anzufangen.", meldet Joey sich zu Wort und guckt Brooke mittleidend an.

"Das stimmt aber nicht."

"Wissen wir.", erwidert Avery und drückt unterstützend Brookes Hand, die auf ihrem Knie verweilt.

Für ein paar Sekunden ist es still und ich bereue es das Thema Jungs überhaupt angesprochen zu haben.

"Ich habe.. mit Nate gesprochen.", Avery, Joeys und mein Blick richten sich gleichzeitig hoch zu ihr.

Ich habe zwar mitbekommen, dass sie gestern mit ihm hochgegangen ist, aber um ehrlich zu sein, dachte ich, dass sie sich kurz danach rausgeschlichen hat, weil sie eh nur Tyler eifersüchtig machen wollte. Ich habe nicht mitbekommen was passiert ist, weil ich zu Avery ins Zimmer gegangen bin und bei ihr geschlafen habe.

"Worüber habt ihr geredet?", fragt Joey nun und nimmt Brooke die Flasche ab.

Wir sind schon bei der vierten Flasche und das auf einen Mittwoch. Naja.. wozu ist man schon Studentin.

"Darüber, dass wir versuchen wollen Freunde zu sein."

"Das ist klasse.", Averys Augen leuchten auf und bei dem Anblick kann ich nicht anders, als zu lächeln.

"Ja, ich meine.. er ist noch verliebt in mich, also muss ich aufpassen, wie nah ich ihm komme, aber.. er ist nicht sauer auf mich und ich habe ihm den Kram mit dem Deal ebenfalls verziehen, also..", Brooke zuckt mit den Schultern, schaut aber zufrieden lächelnd auf das Stückchen Rasen in der Mitte von uns.

"Du hast die richtige Entscheidung getroffen, Brooke. Tyler wird das auch noch merken, gib ihm Zeit. Er hat das verloren, was ihm am wichtigsten auf der Welt war. Er hat so lange eine toxische Beziehung mit Peyton geführt, dass ihm gar nicht aufgefallen ist, dass es mit dir nach der Geschichte mit Nate auch bergab ging.", richte ich mich an Brooke und sehe, wie sie grübelnd zu mir hochsieht.

"Ich wollte ihn nie verletzen. Ich will nur, dass alle glücklich sind.", erwidert sie und zieht ihre Augenbrauen in der Mitte zusammen, Richtung Scheitel.

"Ich weiß.", wie von selbst legt sich meine Hand auf ihren Rücken.

Erschrocken drehen wir uns um, als die Scheinwerfer rund um die Wiese angehen und das ganze Footballfeld erleuchten.

"Rennt.", schreie ich, als ich zwei Security Guards auf uns zu sprinten sehe und Brooke am Arm hoch ziehe.

Avery und Joey stehen auf und rennen mir und Brooke hinterher zum Zaun.

"Stehen bleiben.", ruft der eine der beiden Bullen uns hinterher, als ich Avery eine Räuberleiter gebe und ihr hoch helfe.

"Los, los, los.", gehetzt trete nun auch ich mit den Spitzen meiner Chucks in die kleinen Rauten des Maschendrahtzauns und erwische in letzter Sekunde der Hand des Typen.

Aus 2,50m Höhe springe ich auf den Asphalt und laufe hinter den anderen drei kreischenden Mädels hinterher.

"Lauft.", rufe ich lachend, als ich bei ihnen ankomme und mich umdrehe.

Einer der beiden Security Guards versucht auf den Zaun zu klettern, der unter seinem Gewicht beinahe zur Seit klappt. Der andere hat es schon aufgegeben und wirft wütend sein schwarzes Baseball-Cap auf den Boden.

Völlig erschöpft kommen wir am Wohnheim an und treten lachend und völlig atemlos ins Haus.

Wir wollen heute alle bei Avery im Zimmer übernachten. Ich glaube zwar nicht wirklich daran, dass Joey nicht zum schlafen zu Rocky rübergeht, aber Brooke tut es mit Sicherheit gut, nicht alleine in unserem Wohnheimzimmer zu hocken und ich möchte in letzter Zeit rund um die Uhr bei Avery sein.

Wir laufen direkt die Treppe hoch und enden noch immer kichernd auf Averys Bett.

"Das war der Hammer.", überrascht mich Joey und selbst Avery stimmt ihr mit breitem grinsen nickend zu.

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