25. Kapitel weil Liebe weh tut

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Harrys Sicht:

Leider war niemand schnell genug aufgesprungen, um den jetzt fallende Draco noch aufzufangen. Mit einem dumpfen Geräusch krachte er auf den Boden. Natürlich halfen sofort alle Weasleys und brachten ihn die Treppe hoch. Sie legten ihn in das Gästezimmer. Ich hoffte, er würde schnell wieder aufwachen. Mit dem Gedanken ging ich runter, um Misses Weasley beim Tisch abräumen und Geschirrspülen zu helfen.

Leider war das Glück wohl heute nicht auf meiner Seite, denn gegen Mittag war Draco immer noch nicht aufgewacht. Ich wurde langsam unruhig. Nach dem Mittag schlich ich mich ins Gästezimmer und setzte mich auf das Bett. Es sah aus, als wäre ihm kalt, weswegen ich ihm die, halb vom Bett gestrampelte, Decke hoch nahm und ihn bis zu den Schultern damit zu deckte. Ein leises Seufzen verließ daraufhin seine Lippen. „Du bist wunderschön, wenn du schläfst, weißt du dass?!", flüsterte ich, während ich ihm immer näher kam. Kurz bevor unsere Lippen sich berührten, stoppte ich jedoch. Nein, DAS war nicht Richtig. Ich wollte, dass er wach ist, wenn wir unseren ersten Kuss haben. Ich wollte, dass er alles genauso mitkriegt, wie ich. Was ist, wenn wir nie unseren ersten Kuss haben? Dieser Gedanke beschlich mich und lies meine Stimmung sofort kippen.

Ich wusste dank den Briefen, dass er in mich verliebt ist. Und nach langem Nachdenken wusste ich auch, dass ich in ihn verliebt bin. Aber was ist, wenn er es nicht akzeptiert, dass er auf mich steht? Im Hause Malfoy war Homosexualität bestimmt nicht gern gesehen. Die Malfoys waren eine reinblütige und altertümlich denkende Familie. Außerdem hatte er mich noch Jahre nach dem Brief weiter verspottet und wie Dreck behandelt. Er macht es ja jetzt immer noch. Der Brief war auch nie abgeschickt worden. Warum sollte sich jetzt, nur weil ich mich für ein paar Wochen um ihn gekümmert habe, etwas ändern?
Ich merkete gar nicht, wie ich anfing zu weinen und vergrub mein Gesicht in den Händen.
Ich schluchzte immer wieder leise. Ich wusste nicht, wie lange ich da saß, aber plötzlich schmiegten sich zwei dünne Arme um meinen Bauch. Ich drehte mich erschrocken um, aber zu meinem Glück schlief Draco noch tief und fest. Sein Griff verfestigte sich nur umso mehr, als ich versucht hatte aufzustehen. Als ich gemerkt habe, dass ich aus dieser Zwickmühle nicht mehr so schnell rauskommen würde, legte ich mich einfach vorsichtig und leise zu ihm ins Bett, was den schlafenden Draco anscheinend als Einladung sah, sich noch mehr an meinem Bauch zu klammern. Währenddessen stieg mir die Röte ins Gesicht. Ich hoffte einfach, dass dieser Moment niemals enden würde.

Mit zittrigen Händen fing ich irgendwann an über seinen Kopf zu streichen, nur ganz vorsichtig, um ihn ja nicht zu wecken. So lag ich jetzt also neben meinem jahrelangen Feind. Immer noch meinen Gedanken nachhängend, merkte ich wohl etwas zu spät, dass Draco ganz schön unruhig geworden ist. Er krallte sich förmlich in meinen Pullover und fing an leise zu wimmern. Von dem Geräusch aus meinen Gedanken geschreckt, fing ich an Kreise auf seinen Rücken zu ziehen und mit einer beruhigenden Stimme zu sagen: „Es ist nur ein böser Traum, ich bin ja da und ich habe versprochen dich zu beschützen!". Draco beruhigter sich aber nicht wirklich und plötzlich schreckte er auf. Verschwitzt und unfokussiert blickte er sich im Raum um. „Alles gut?", fragte ich mit großer Sorge in der Stimme.

Dracos Sicht:

Total verschwitzt wachte ich aus dem Traum auf. Eigentlich war es nicht ein Traum. Es waren Erinnerungen an die Zeit, wo ich ein kleines Kind war und Potter auf mich aufpassen musste. Auf die Erinnerung, die dieses Mal zurückkommen sind, hätte ich auch wunderbar verzichten können. Mein Vater war in die große Halle gestürmt. Ich musste Granger natürlich auch noch verteidigen vor ihm. Er hat mich vor Allen angeschrien, wollte einen Zauber auf mich wirken und sitzt jetzt wahrscheinlich in Askaban. Ich als Kleinkind, hatte so viel Angst, dass ich mich an Potters Bein fest geklammert habe, was natürlich auch die ganze große Halle mitbekommen hat. „Alles gut?", kam es plötzlich von der Seite. Vor Schreck bekam ich einen halben Herzinfarkt und als ich sah, wer da neben mir auf meinem Bett saß, wollte ich am liebsten im Boden versinken. Was sucht Potter nur die ganze Zeit in meinem Bett?

„Oh ja, ich habe gerade nur wieder ein paar Erinnerungen zurück gekriegt: Als du auf mich aufgepasst hast und ich mich vor ganz Hogwarts mal wieder lächerlich gemacht habe. Natürlich geht's mir gut!", fauchte ich ihn an.

Harrys Sicht:

Ich wurde wirklich wütend. Warum musste er immer so ein riesiges Arschloch sein? Ich versuchte ihn so böse anzugucken, wie es nur ging. Ich meine, ich hätte ihn in den zwei Wochen auch schlecht behandeln können. Für die Rache, dass er mich jahrelang geärgert hat und das er ein Todesser ist, aber nein. Ich habe gut auf ihn aufgepasst und DAS ist der Dank dafür. Auch wenn es unfair war, mir kam eine Idee. Wenn ich eins herausgefunden habe, als Draco ein Kleinkind war, dann, dass er riesige Verlustängste hat. Und, wie ich neulich erst gemerkt habe, hat er sie immer noch.

Das war vielleicht fies, dass auszunutzen, aber er sollte sehen, dass ich mich nicht so behandeln ließ. Ich ballte meine Fäuste, sprang vom Bett auf, drehte mich mit einem wütenden Blick zu ihm um und sagte mit vor Wut bebender Stimme: „Ich weiß nicht, ob du dich schon dran erinnern kannst, aber ich habe dir als du klein warst das Versprechen gegeben, auf dich aufzupassen und für dich da zu sein. Aber weißt du was? Du kannst dir für sowas einen anderen Idioten suchen. Denn ich laufe dir ganz bestimmt nicht mehr hinterher!”. Mit diesen Worten drehte ich mich um und wollte zur Tür gehen. Natürlich tat er mir unfassbar leid, aber ich hielt es nicht mehr aus von ihm so behandelt zu werden.

Die Hand schon auf der Türklinke, merkte ich auf einmal, wie mich jemand am Pullover festhielt. „B-bitte, l-lass mich n-n-nicht alleine!”. Das war nur ein Flüstern und trotzdem verstand ich jedes Wort. Aber ich wusste, dass seine arrogante und gemeine Art mir gegenüber wahrscheinlich sofort zurückkommen würde, würde ich ihn so leicht verzeihen. Deshalb drückte ich langsam die Türklinke runter, zog die Tür aber nicht auf. „B-itte n-nicht! Ich ve-verspreche auch, d-d-dass ich dich n-nie wieder, n-ie wied-er schlecht b-behandeln w-w-werde!”. Das reichte mir und ich drehte mich zu dem häuflein Elend um. Es tat mir jetzt schon unfassbar leid, aber ich wusste keinen anderen Weg, wie er mich mit Respekt behandeln würde. Ich umarmte ihn ganz fest und flüsterte in sein Ohr: „Shhhhhhh, es ist alles gut. ich verlass dich nicht.”. „Versprochen?”, fragte er mit zittriger Stimme. „Versprochen! Ich lass dich nie mehr alleine. Ich werde an dir kleben, wie eine Klette.”, sagte ich noch, bevor ich ihm die Tränen weg wischte, wodurch er sehr rot wurde. Als mir auffiel, wie nah unsere Gesichter waren, wurde ich auch ganz schön rot.

Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es schon sehr spät war. Auch wenn Ron sich wahrscheinlich fragen würde, wo ich denn stecken würde, wollte ich den emotionalen, noch etwas verstreuten Draco nicht alleine lassen. Er sah das anscheinend genauso, denn er fragte: „Kannst du vielleicht heute Nacht bei mir schlafen?”. Bei jedem Wort wurde sein Gesicht immer röter. Er konnte einer Tomate Konkurrenz machen. Natürlich sagte ich ja und wir kuschelten uns in das kleine Bett. Super! Jetzt respektiert er mich. Jetzt muss ich ihn nur noch sagen, was ich für ihn fühle, dachte ich mir noch  bevor ich auch schon einschlief.

Harry als BabysitterWhere stories live. Discover now